Waren Lehrstellen früher Mangelware, fehlt heute mancherorts der Nachwuchs. Selbst in Großstädten wie Hamburg suchen Firmen Azubis.

Nürnberg. In so manchen Regionen suchen Betriebe ohne Erfolg nach Lehrlingen, denn die Jugendlichen verlassen für eine Ausbildung immer öfter ihr Zuhause. „Gab es vor Jahren einen Überhang an Jugendlichen, so ist es in einigen Regionen inzwischen umgekehrt: Dort werden die jungen Menschen zum knappen Gut“, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Montag zum „Tag des Ausbildungsplatzes“ mit.

Viele Schulabgänger suchten inzwischen überregional nach einer Stelle; bereits jeder Dritte absolviert laut BA seine Ausbildung nicht in seinem Heimatkreis. Städte wie Hamburg , Bremen oder Berlin wirkten regelrecht als Magnete. „ Andere Regionen dagegen haben große Schwierigkeiten, Ausbildungsbewerber in ihrer Region zu halten .“

+++ Hamburg: Zahl der Ausbildungsplätze steigt kräftig +++

+++ Ausbildungsberufe in Hamburg mit den meisten Angeboten +++

Doch auch in den Großstädten können nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden. So sind in Hamburg noch 4600 Lehrstellen unbesetzt. Für diese gebe es derzeit knapp 3600 Bewerber, sagte ein Sprecher der Hamburger Arbeitsagentur am Montag. Sowohl die Zahl der Stellen als auch die der Bewerber seit Oktober 2011 sei im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. So gab es seit Oktober mit insgesamt rund 8450 Lehrstellen über 1500 mehr als im Vorjahreszeitraum und mit fast 6000 über 800 Bewerber mehr.

Besonders viele freie Stellen gebe es in der Versicherungsbranche oder bei Berufskraftfahrern. „Demografie und Altersstruktur in den Betrieben lösen einen Fachkräftebedarf aus, den der heimische Arbeitsmarkt nicht mehr von heute auf morgen decken kann“, sagte der Sprecher.

Nach Angaben einer BA-Sprecherin macht sich das Problem aber vor allem im Umkreis großer Städte bemerkbar. Doch generell gelte: „Das ist in den alten Bundesländern seltener als in den neuen Bundesländern. Wobei die große Abwanderungswelle, die wir nach der Wende noch bis 2004, 2005 hinein gesehen haben, sich deutlich minimiert hat.“ Im Osten sei der Nachwuchs heute vor allem rund um Stendal, Uckermark und Bautzen knapp. Im Westen sei das Phänomen vor allem in der Region Landau (Rheinland-Pfalz) sowie nördlich von Passau auffällig.

Die BA veranstaltet ihren Aktionstag nunmehr seit 17 Jahren - damals war das wichtigste Ziel, möglichst viele Ausbildungsplätze einzuwerben. Inzwischen gehe es nicht mehr nur um Quantität, betonte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker in Nürnberg: „Die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, dass Jugendliche und Arbeitgeber noch besser zueinander finden.“

Um für junge Menschen attraktiver zu werden, rät Becker den Unternehmen, sich in sozialen Netzwerken zu präsentieren, sich in Ausbildungsverbünden zusammenzuschließen oder Schülerpraktika anzubieten. „Es lohnt sich für Arbeitgeber, zusätzlich ihre Ansprüche an die Bewerber zu überdenken“, ergänzte Becker. „Viele Schüler, die auf den ersten Blick nicht wie Olympioniken wirken, haben das Zeug zu einer erfolgreichen Ausbildung." (dpa/dapd/abendblatt.de)