SAP, Europas größter Softwarehersteller, soll 345 Millionen Dollar an eine amerikanische Firma zahlen, weil ein Patent verletzt wurde.

Washington/New York. Es ist schon die zweite Schlappe vor amerikanischen Gerichten für den deutschen Softwarehersteller SAP: Eine texanische Jury hat eine Strafe von 345 Millionen Dollar gegen SAP verhängt - wegen der Verletzung eines Patents der weithin unbekannten US-Firma Versata Software. SAP erwägt, gegen das Urteil vorzugehen. Erst im November war SAP in Kalifornien wegen Urheberrechtsverletzungen zu 1,3 Milliarden Dollar Strafe (knapp eine Milliarde Euro) verurteilt worden.

„Wir schauen uns die Entscheidung an und wägen die rechtlichen Möglichkeiten ab“, erklärte SAP am späten Montag (Ortszeit) in Washington. Dazu zähle auch eine Berufung. „Das ist noch keine endgültige Entscheidung“, sagte ein Sprecher. Zwei von drei derartigen Patentklagen scheiterten am Ende. Der Fall dreht sich um eine Technik zur Preisermittlung.

Das Verfahren zieht sich bereits seit 2007 hin. 2009 hatte Versata einen Zwischenerfolg verbucht, als ein Gericht SAP zur Zahlung von knapp 139 Millionen Dollar verdonnerte. Doch der Fall wurde neu aufgerollt. Am Freitag folgte dann das neue, noch teurere Urteil, wie erst jetzt bekanntwurde. Versata feierte die Entscheidung als Erfolg über den „globalen Software-Giganten SAP“.

Das Urteil ist die zweite Niederlage für SAP nach dem Fall Oracle: Mitarbeiter der SAP-Tochterfirma TomorrowNow hatten 2005 nach dem Kauf des Unternehmens durch SAP in großem Stil unrechtmäßig Daten bei Oracle heruntergeladen. Oracle wertete dies zunächst als Industriespionage und klagte. Später war nur noch von einem Datenklau die Rede. SAP hatte das Fehlverhalten eingeräumt und gut 40 Millionen Dollar als Wiedergutmachung angeboten. Oracle verlangte aber 1,7 Milliarden Dollar. Ein US-Richter legte die Summe schließlich auf 1,3 Milliarden Dollar fest. SAP will aber maximal 408,7 Millionen Dollar zahlen oder strebt anderenfalls auch hier ein neues Verfahren an.