Facebook soll die Firma Burson-Marsteller beauftragt haben, anonym Geschichten über Datenverstöße bei Google zu platzieren. Ein Blogger machte den Vorgang öffentlich.

New York. Zwischen Facebook und Google herrschte bislang schon eine "intensive Rivalität“. Mit den jetzt bekannt gewordenen Details aus einer geplanten Kampagne von Facebook gegen Google dürfte sie noch einmal an Schärfe gewonnen haben. Die Geschichte hat alles, was man für einen Hollywood-Thriller braucht. Sie endet mit einem PR-Desaster für Facebook und einem erheblichen Imageschaden.

Facebook hatte demnach die bekannte PR-Firma Burson-Marsteller engagiert, um Geschichten über Verstöße von Google gegen den Datenschutz in wichtigen Nachrichtenmedien zu platzieren, wollte aber selbst nicht genannt werden.

Facebooks Bemühungen, anonym zu bleiben – etwas, das den Nutzern des Sozialen Netzwerkes untersagt ist – begannen zu scheitern, als Burson-Marsteller beim Blogger Christopher Soghoian per E-Mail anfragte, ob er nicht für ein bekanntes Nachrichtenmedium eine Geschichte schreiben wolle, in der Google für "drastische Verstöße gegen den Datenschutz“ kritisiert werde. Als Soghoian wissen wollte, wer denn der Auftraggeber sei, wollte der Mitarbeiter von Burson-Marsteller das nicht sagen – und Soghoian machte den E-Mail-Wechsel öffentlich.

Zwischenzeitlich hatte sich Burson-Marsteller auch an "USA Today“ gewandt, um dort eine ähnliche Geschichte gegen Google zu erreichen. Stattdessen gab es bei "USA Today“ einen Artikel über den Angriff einer PR-Firma auf Datenschutz bei Gmail (in Deutschland heißt der Dienst Googlemail).

Es war dann "Newsweek“-Redakteur Dan Lyons, der herausfand, dass der mysteriöse Auftraggeber von Burson-Marsteller – im Netz war schon spekuliert worden, dass es Apple oder Microsoft sein könnten - Facebook war. Der ganze Fall sei äußerst peinlich für Facebook, das immer versucht habe, sich als vertrauenswürdig darzustellen, schrieb Lyons auf der Website "Daily Beast“. Aber für Burson-Marsteller, eine Firma, die viele große Konzerne berate, sei es eine noch größere Blamage.

Unternehmen in Erklärungsnot

Nun steht Facebook in Erklärungsnot, warum versucht wurde, das eigene Vorgehen zu verschleiern. Das Unternehmen betont: Das Ganze sei ein Missverständnis. Man habe nie eine Schmutzkampagne gegen Google geplant und diese auch nicht autorisiert. Man habe Burson-Marsteller engagiert, damit es zu einer Untersuchung kommt, wie Googles Dienst Social Circle die Daten von Nutzern sammelt und nutzt. Man hätte deutlich machen müssen, dass man hinter diesen Bemühungen stehe, räumte Facebook in einer Erklärung ein.

Aber auch Burson-Marsteller gibt sich inzwischen kleinlaut und zerknirscht. Facebook habe verlangt, dass die Identität des Auftraggebers geheim bleibe, weil es nur darum gehe, ohnehin öffentlich zugängliche Informationen bekannter zu machen, erklärte das Unternehmen. Damit habe man gegen die eigenen Richtlinie verstoßen und hätte unter diesen Bedingungen den Auftrag ablehnen sollen.

Einer macht es immer öffentlich

Aber so bekommen die Menschen wenigstens einmal einen Einblick in die Beziehungen zwischen Facebook und Google, die den hinter den Kulissen ablaufenden Grabenkämpfen in Washington offenbar in nichts nachstehen. Aber es zeigt auch, dass praktisch nichts mehr zu verbergen ist. "Wenn man etwas Kontroverses schreibt oder etwas Kontroverses macht, dann kann man darauf wetten, dass einer das öffentlich macht“, sagt Larry Smith, Leiter des Instituts für Krisenmanagement, einem PR-Unternehmen. Eine der Lehren aus der Aktion sei, dass, wer Negativgeschichten in Umlauf bringe, den Konflikt anheize und am Ende als Verlierer dastehe.

Harter Konkurrenzkampf um die Daten der Nutzer

Google und Facebook sind Nachbarn im Silicon Valley und haben ähnliche Wurzeln. In den vergangenen Jahren hat die Rivalität aber stetig zugenommen. Google beherrscht die Web-Suche und das Anzeigengeschäft, Facebook die Sozialen Netze, in denen noch ein großes Potenzial gesehen wird.

Bislang hat Google vergeblich versucht, Facebook dazu zu bringen, seine Daten über die Nutzer zugänglicher für die Suchmaschine zu machen. Das PR-Fiasko ging von Googles Dienst Social Circle aus, mit dem das Unternehmen versucht, die Suchergebnisse mit Inhalten aus den Facebook-, Twitter- und anderen Online-Beziehungen des Nutzers anzureichern. Das stößt bei Facebook, das in Datenschutzfragen selbst keine reine Weste hat, natürlich auf Kritik.

Aber selbst engagierte Datenschützer wollen sich über Social Circle nicht allzu sehr aufregen. Es gebe drängendere Fragen des Datenschutzes, sagt Marc Rotenberg vom Electronic Privacy Information Center (EPIC). Da sei Googles Dienst Streetview oder die Tendenz bei Facebook, die Nutzer dazu zu bringen, mehr mit anderen zu teilen, als sie vielleicht teilen wollen.

Facebook räumt, dass es nicht optimal lief. Man hätte alles transparenter machen sollen. Aber der Schaden ist jetzt erst einmal da – und Facebook kann sich sicher sein, dass alle Aktionen in Zukunft etwas kritischer unter die Lupe genommen werden.

Lesen Sie dazu auch den Bericht von Nadia Damouni und Clare Baldwin:

Interesse an Skype: Joint-Venture von Facebook und Google?

Der Onlinetelefondienst Skype weckt Begehrlichkeiten bei den Großen der Internet-Branche. Facebook und Google sollen ihr Interesse an der früheren eBay-Tochter signalisiert haben, die sich in Besitz von Finanzinvestoren befindet, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Unklar ist bisher, ob sie einen Kauf oder ein Joint-Venture anstreben. Nach Aussage eines Insiders nahm Facebook-Chef Mark Zuckerberg bereits an Übernahmegesprächen teil. Eine andere Person sagte, dass Facebook wie auch Google jeweils eine Gemeinschaftsfirma zusammen mit dem in Luxemburg ansässigen Unternehmen anstrebten. Die Verhandlungen seien noch ganz im Anfangsstadium. Google und Skype wollten keine Stellung nehmen, Facebook war zunächst nicht erreichbar.

Kreisen zufolge könnte Skype bei einem solchen Geschäft mit drei bis vier Milliarden Dollar bewertet werden. Der im Oktober 2010 verschobene Börsengang hätte den Luxemburgern nach Einschätzung von Analysten maximal rund eine Milliarde Dollar eingebracht. Damals hatte Skype-Chef Tony Bates, früher Vize-Präsident von Cisco, den Gang an den Aktienmarkt auf die zweite Jahreshälfte 2011 verschoben. Die Uhr für den IPO tickt – immer mehr Konkurrenten wie beispielsweise der chinesische Facebook-Rivale Renren haben ihn bereits hinter sich gebracht. Dabei haben Anleger ihnen die Aktien fast aus den Händen gerissen.

Analysten halten Fusion mit Facebook für sinnvoller

Facebook könnte mit Hilfe von Skype sein Geschäft weiter aufpeppen und seine Nutzerzahl von bereits mehr als einer halben Milliarde Mitgliedern noch erweitern. „Es würde viele Synergieeffekte geben“, sagte Analyst Trip Chowdhry von Global Equities Research. Skype hatte im vergangenen Jahr mehr als 500 Millionen registrierte Nutzer, die mit dem Dienst rund um den Globus telefonierten. Nur etwa acht Millionen zahlten für diesen Service, den Skype deutlich günstiger als herkömmliche Telefonanbieter zur Verfügung stellt. Analysten sind bezüglich der Umsatzaussichten von Skype skeptisch, weil so viele Kunden das Angebot kostenlos nutzen. Im Vergleich zu Google halten sie eine Fusion mit Facebook für sinnvoller. Der weltgrößte Suchmaschinenkonzern Google bietet mit seinem Voice-Angebot bereits Audio- und Video-Konferenzen in Echtzeit an.

Skype wurde 2003 gegründet. 2005 wurde die Firma für 3,1 Milliarden Dollar von eBay gekauft. 2009 übernahm dann eine Investoren-Gruppe unter Beteiligung von Silver Lake, dem Canada Pension Plan Investment Board und Andreessen Horowitz den Mehrheitsanteil.