Der durchschnittliche Arbeitnehmer, der nach 2030 in Rente geht, wird rund 50 Prozent seines Renteneinkommens aus der privaten und betrieblichen Altersversorgung beziehen müssen. Die richtige Vorsorge wird also immer wichtiger. Wolfgang Wagemann von Allianz Leben erklärt, was sie jetzt tun sollten.

Was ist das Drei-Säulen-Konzept?

Die Altersvorsorge in Deutschland beruht auf dem Grundgedanken des so genannten „3-Säulen-Konzepts“. In diesem Modell stützen und stabilisieren sich die drei Säulen gegenseitig.

Welche Entwicklung wird vorhergesagt?

Die gesetzliche Rentenversicherung stellte in der Vergangenheit circa 85% der Altersein-künfte dar. Die restlichen 15% kamen aus der privaten oder betrieblichen Altersvorsorge. Dies hat sich aufgrund der demografischen Entwicklung verändert. Es werden immer weniger Kinder geboren und die Menschen immer älter. Damit müssen immer weniger Beitragszahler immer mehr Renten finanzieren.

Durch die notwenigen Reformen in der gesetzlichen Rentenversicherung – die Absenkung des Versorgungsniveaus durch die gesetzlichen Renten, die volle Besteuerung der Renten bis 2040 und die Erhöhung des Renteneintrittalters auf 67 – wird der durchschnittliche Arbeitnehmer, der nach 2030 in Rente geht, rund 50 Prozent seines Renteneinkommens aus der privaten und betrieblichen Altersversorgung beziehen müssen. Somit wird die private und betriebliche Altersvorsorge einen immer größere Bedeutung bekommen.

1. Säule: Gesetzliche Altersvorsorge

Die erste Säule umfasst alle öffentlich-rechtlichen Pflichtsysteme. Dazu zählen neben der gesetzlichen Rentenversicherung drei weitere öffentlich-rechtliche Pflichtsysteme. In der gesetzlichen Rentenversicherung sind die Arbeiter und Angestellten, sowie einige weitere Personengruppen versichert.

Die Mehrzahl der Erwerbstätigen ist in der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) abgesichert, die folglich für die meisten Menschen in Deutschland bislang die wichtigste Säule ihrer Altersvorsorge darstellt.

2. Säule: Betriebliche Altersvorsorge

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist eine freiwillige Versorgungsleistung, die ein Unternehmen zusätzlich für seine Mitarbeiter im Rahmen der Gesamtvergütung investiert und damit die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung bei der Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung von Mitarbeitern ergänzt. Neben der arbeitgeberfinanzierten bAV besteht mit der Einführung des Altersvermögensgesetzes für jeden Arbeitnehmer seit dem 01.01.2002 ein Rechtsanspruch auf Entgeltumwandlung. Dabei kann der Arbeitnehmer bis zu 4% der Beitragsbemessungsgrenze (West) von seinem Gehalt oder Lohn in eine Betriebsrente einbringen. Dieser Teil des Bruttolohns ist von der Steuer befreit, die darauf entfallende Leistung wird nachgelagert der Besteuerung unterworfen. Der Höchstbetrag kann sogar um einen weiteren steuerfreien Betrag von 1.800 Euro aufgestockt werden, dieser ist aber nicht sozialversicherungsfrei.

3. Säule: Private Vorsorge

Die dritte Säule umfasst die private Vorsorge und ist für die Erreichung des Versorgungsziels ebenso notwendig wie die beiden anderen Säulen. Die Palette der Möglichkeiten ist hier breit gestreut und reicht von der privaten Renten-/Lebensversicherung über Fonds bis hin zum Immobilienerwerb.

Jeder kann vorsorgen!

Oft wird argumentiert, dass angesichts knapper Kassen und hoher Lebenshaltungskosten keine private oder betriebliche Altersversorgung mehr geleistet werden könne. Aber Hand aufs Herz: Geht nicht jeder gelegentlich Essen oder hat ein kleines Guthaben bei der örtlichen Bank, das nur 2 oder 3 % Zinsen abwirft. Die Vorteile dagegen allein aus der staatlichen Förderung für die Altersvorsorge sind meist um ein Vielfaches höher. Kurzum: Jeder kann und sollte die Gelegenheit zur Altersvorsorge nutzen.

Was sollte ich jetzt tun?

Tipps von Wolfgang Wagemann von Allianz Leben:

- "Wichtig ist es, planvoll vorzugehen. Je nach persönlicher Situation gibt es unterschiedliche Ansätze. So kann beispielsweise manch Einer noch vermehrt in kapitalmarktnahe Produkte wie Aktienfonds oder fondsgebundene Rentenversicherungen investieren."

- "Viele Menschen möchten bei ihrer Altersvorsorge aber auf Nummer sicher gehen. Sie sind hier zurecht konservativ. Wenn man die aktuellen Turbulenzen auf dem Kapitalmarkt sieht, sind Produkte mit Garantiezinsen nicht das schlechteste. Jeder sollte auf alle Fälle prüfen, ob die staatlich geförderte Altersvorsorge – sprich die Riester-Rente, die Rürup-Rente und die Entgeltumwandlung – in sein Vorsorgeportfolio passen. Denn die jeweilige Förderung ist attraktiv."

- "Je früher der künftige Rentner mit seiner Altersvorsorge beginnt, desto besser. Denn wer früh mit der Vorsorge startet, hat einen höheren Zinseszinseffekt. Bei einer Laufzeit von 20 bis 30 Jahren ist dieser erheblich."

Quelle: Welt Online