Harold Hamm hat ein Milliarden-Vermögen angehäuft – unter anderem mit dem umstrittenen Fracking. Die Scheidung von seiner Frau Sue Ann macht sogar Börsen-Experten nervös.
Oklahoma City. Beim Eintrag des „Forbes“-Magazins lacht er das Lachen eines Superreichen. Satte 14,6 Milliarden Dollar umfasst – geschätzt – das Vermögen von Harold Hamm, der sein Geld vor allem mit seiner Ölfirma Continental Resources anhäufte. Doch bei seiner bevorstehenden Scheidung könnte Hamm – derzeit noch auf Platz 29 der reichsten Amerikaner – von seiner Noch-Ehefrau Sue Ann kräftig zur Kasse gebeten werden. Wenn es schlecht für ihn läuft, könnte es die teuerste Scheidung aller bisherigen Zeiten werden – und ihn die Kontrolle über sein eigenes Unternehmen kosten.
Details zu dem Verfahren werden streng unter Verschluss gehalten, die Anwälte beider Seiten halten auch auf mehrfache Nachfrage hin dicht. Wann die Entscheidung kommt, ist völlig offen. Es laufen gar Klagen auf eine Veröffentlichung der Gerichtsunterlagen.
Auf dem Spiel stehen US-Medienberichten zufolge nicht weniger als 17 Milliarden Dollar (rund 13,4 Mrd Euro) – Geld, welches das Kind aus einer ärmlichen Bauernfamilie mit seinem Glücksgriff für das „schwarze Gold“ über die Jahre anhäufte. Laut den Gesetzbüchern im Staat Oklahoma, wo Continental seinen Sitz hat, darf der Öl-Tycoon zwar alles behalten, was er vor der Heirat im Jahr 1988 besaß. Sollte einer der beiden Ehepartner während der 26 Jahre langen Ehe aber Einfluss auf den Aktienwert gehabt haben, hätten beide einen Anspruch auf einen Teil des Gewinns. Aber in welcher Höhe?
Das waren bislang die teuersten Scheidungen der Welt
Und so dürfte Richter Howard Haralson in dem langwierigen Prozess vor der unliebsamen Aufgabe stehen, den Erfolg eines Milliardärs – und dessen Beteiligung daran – bis auf den letzten Penny auszurechnen. Sue Ann pocht darauf, dass Hamm „eine der treibenden Kräfte hinter der Firma und ihrem Erfolg“ war, wie es in einer von der „Dallas Morning News“ zitierten Vollmacht heißt. Ihm zufolge waren es dagegen „einfache Marktkräfte und simples Glück“, nichts habe „mit seiner Führung zu tun“ gehabt, sagte Familienanwalt Brian Webb der Zeitung.
Dass ein Mann wie Hamm in seinem Berufsleben einfach nur Glück hatte – ist das glaubwürdig? Als 13. Kind einer Familie von Farmpächtern lebte er in einem Haus mit nur einem Schlafzimmer ohne Strom und Wasser. Manchmal schwänzte er die Grundschule, um seinem Vater bei der Baumwollernte zu helfen.
Mit 17 Jahren zapfte er Benzin, wechselte Öl und reparierte platte Autoreifen. Auf seiner Ochsentour absolvierte er kein College, sondern studierte in seiner Freizeit Geologie und Chemie. Fächer, von denen er sich Erfolg bei seiner Suche nach Öl erhoffte, wie die „Bloomberg Businessweek“ schreibt.
1967 gründete er dann Continental und schnappte sich als erster die Pachtverträge der Bakken-Formation in North Dakota, die heute mehr Öl produziert als die Prudhoe Bay in Alaska. Er war der erste, der die umstrittene Fördermethode Fracking erfolgreich in North Dakota anwandte – 2007 folgte schließlich der Börsengang. 2012 zählte ihn das „Time“-Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.
Doch wer hoch steigt, kann tief fallen. Die Anwältin Sue Ann, mit der er noch während seiner ersten Ehe eine Affäre gehabt haben soll, könnte ihm nun das Zepter über sein Öl-Imperium aus der Hand reißen. Noch hält Hamm mit 68 Prozent den Großteil der Continental-Papiere, wie das Magazin „Business Insider“ schreibt.
Im schlimmsten Fall müsste er einen satten Teil davon verkaufen und den Aktienkurs damit in den Keller schicken. Oder er müsste Anteile an seine Frau abtreten, die ihm und dem Continental-Vorstand das Leben dann zur Hölle machen könnte.
Verlässt sie den Gerichtssaal mit nur drei Milliarden Dollar, würde Sue Ann Hamm selbst die wohlhabende TV-Königin Oprah Winfrey überholen und wäre eine der 20 reichsten Frauen in den USA. „Die Frage ist, wird Frau Hamm stinkreich aus diesem Prozess gehen, oder stink-, stink-, stinkreich“, sagt Anwalt Hodges. Für Continental ist der Schaden dagegen noch nicht absehbar. Schon als die bevorstehende Scheidung vergangenes Jahr bekannt wurde, sackte die Aktie nach monatelangem Kletterkurs direkt um drei Prozent ab.
Auch deshalb wird seit Wochen darüber gestritten, ob die Anleger ein Recht auf einen öffentlichen Scheidungsprozess haben, der bislang hinter verschlossenen Türen abläuft. Sicher scheint schon jetzt, dass er die Trennung des russischen Oligarchen Dmitri Ribolowlew, der seiner Exfrau Elena im Mai vier Milliarden Franken (rund 3,3 Milliarden Euro) zahlen musste, locker abhängen dürfte.