Der Topdesigner wirkte zum live übertragenen Staffelausklang von „Germany’s next Topmodel“ noch abgedrehter als in den Aufzeichnungen der Castingshow. Klum überraschte er mit einer patzigen Antwort.
Köln. Gegen Ende war es ein einziges großes Geheule, das Make-up verlief, und Heidi mahnte ihre Mädchen, sie müssten alle nochmal „Schminki-Schminki machen“. Dann wurde die nette Steffi aus Kaiserslautern zu „Germany's next Topmodel“ gekürt. Gegen ihre geballte Liebenswürdigkeit hatten Jolina (17) und Ivana (18) keine Chance. Dass „Steffi“ nicht gerade wie die klassische Laufsteg-Diva aussieht, tat da gar nichts zur Sache.
Die 17-jährige Schülerin – die „auf jeden Fall“ noch Abitur machen will – hatte Jury und Halle zuvor mit einer kurzen Rede bezirzt: „Wir sind alle schön!“, sagte sie. „Und wir alle können etwas erreichen.“ Das hörte sich fast an wie eine versöhnliche Botschaft an jene Demonstrantinnen, die Stunden zuvor neben dem Kölner Dom Transparente mit Aufschriften wie „Jede Frau ist schön“ geschwenkt hatten. Die 15.000 Zuschauer in der Kölner Lanxess-Arena schienen am Donnerstagabend jedenfalls fast geschlossen hinter Stefanie zu stehen.
Ihre beiden Konkurrentinnen waren Ivana aus Bad Homburg und Jolina aus Hamburg. Ivana war die ätherische, kühle, auch etwas selbstverliebte („Ich fühl mich so schön!“). Und Jolina, ja, Jolina konnte laufen, wie alle immer sagten („Ich kann gut laufen“/„Also, laufen kannst du wirklich!“).
So gab es in Heidis Laufstall also viel Beinkontrolle zu bewundern. Und sonst? Der große Nachteil solcher Schlussdurchgänge ist immer, dass die Freaks und Zicken alle schon aussortiert sind. Das ist dann wie ein James-Bond-Finale ohne Bösewicht. Diesmal vermisste man schmerzlich die Finalaspirantin Nathalie, die sich immer so hingebungsvoll selbst angehimmelt hatte.
Joop spielt beleidigtes Wölfchen
Co-Juror Wolfgang Joop, der Heidi in dieser Staffel ein wenig die Show gestohlen hatte, wirkte im Live-Finale noch abgedrehter als in den Aufzeichnungen. Der 69-Jährige verwechselte die Namen der Kandidatinnen, verlangte zu trinken, hustete herum und spielte auch mal das beleidigte Wölfchen, wenn er von Jurypräsidentin Klum und dem dritten Juror Thomas Hayo überstimmt worden war.
Da konnte Heidi starr lächeln, streng schauen und Kopf schütteln wie sie wollte, es half einfach nichts: Der Modedesigner ließ sich nicht ins Korsett pressen. In den Werbepausen, wenn Heidi sich nachschminken ließ, machte er Fotos mit dem Hallenpublikum. Einmal fragte Heidi ihn: „Ist das nicht Wahnsinn hier mit so vielen Leuten?“ Die entwaffnende Antwort: „Mit dir allein zu sein, war manchmal schwerer.“ Dazu stand dann so schnell keine passende Erwiderung auf Heidis Teleprompter.
Auf Twitter war Joop das Thema des Abends. „Joop in einer durchinszenierten Liveshow ist wie der demente Großonkel, der beim Krippenspiel der Kinder dazwischenquatscht“, schrieb jemand, aber das war eine Einzelmeinung. Die große Mehrheit des Twittervolks tendierte in eine andere Richtung: „Joop hat alles richtig gemacht und sich vorher so richtig zugedröhnt.“ Offenkundig war, dass er an diesem Abend ganz viel Spaß hatte, was anscheinend nicht jeder Zuschauer von sich behaupten konnte. Forderung auf Twitter: „Ich will genau das, was Wolfgang Joop hatte!“