Der legendäre Wirt des „Blauen Bock“ hatte vor einer Woche einen Schlaganfall erlitten. Heinz Schenk textete, sang – und parodierte sich selbst. Ein ganz Großer des deutschen Fernsehens.
Wiesbaden/Hamburg. Er verkaufte Teppiche und Gardinen im Kaufhaus – die beste Voraussetzung, um im deutschen Fernsehen eine ganz große Karriere zu machen. Doch man wird ihm nicht gerecht, wenn man ihn als spießig darstellt. Denn Heinz Schenk war im besten Sinne der Gottvater der Gemütlichkeit. Ein fabelhafter Moderator und Entertainer, der Texte schrieb und Millionen Menschen begeisterte. Jetzt ist Heinz Schenk im Alter von 89 Jahren in Wiesbaden gestorben.
Er starb in der Nacht zum Donnerstag, wie sein langjähriger Manager Horst Klemmer der Nachrichtenagentur dpa sagte. „Es war ein friedlicher Tod, er ist einfach eingeschlafen“, sagte Klemmer. Vor knapp einer Woche habe Schenk einen Schlaganfall erlitten und seither im Koma gelegen.
Heinz Schenk wurde einem Millionenpublikum durch seine Fernsehshow „Zum Blauen Bock“ bekannt, die er bis 1987 moderierte. Schenks Ehefrau Gerti war im vergangenen Dezember im Alter von 85 Jahren gestorben. Das Paar war 62 Jahre lang verheiratet.
An Spitznamen hat es Heinz Schenk nicht gefehlt: Als „Ebbelwoi-Babbler“ oder „hessisches Schlappmaul“ wurde der populäre Fernseh-Wirt des „Blauen Bock“ bekannt. 21 Jahre lang moderierte der Apfelwein-Entertainer die legendäre TV-Sendung.
Der schlagfertige Schenk benötigte weder Teleprompter noch Gagschreiber. Die Texte im „Blauen Bock“ schrieb er selbst. Auch nach dem Ende der Sendung blieb Schenk im Fernsehen aktiv. Nachdem er die 80 überschritten hatte, zog er sich jedoch immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Haussender, der Hessische Rundfunk, feierte ihn zuletzt 2007 mit einer eigenen Sendung.
Die steile TV-Karriere Schenks, der aus der Fastnachtshochburg Mainz stammte, ist untrennbar mit dem „Blauen Bock“ verbunden. Die Sendung gehörte zur goldenen Ära des deutschen Fernsehens. Bis zu 20 Millionen Menschen schalteten die Sendung regelmäßig ein.
Von 1966 an lud Schenk zur allerbesten Sendezeit am Sonnabend insgesamt 208-mal als Wirt und Oberkellner in den „Blauen Bock“ ein. Mit seiner Fernsehpartnerin Lia Wöhr schenkte er bis Ende 1987 rund 125.000 Liter Apfelwein aus der traditionellen Äppelwoi-Kanne aus und verteilte rund 6500 „Ehrenbembel“ an alle Gäste. Schenk war aber nicht nur der Babbler, sondern auch der Kopf der Sendung. Er lieferte die Ideen. Neben den Texten schrieb er auch fast alle Lieder selbst.
Schenk wurde am 11. Dezember 1924 in Mainz als Sohn eines Drogisten und einer Tänzerin geboren. Seine spezielle Begabung zum Frohsinn zeigte sich recht früh. Schon als Kind funktionierte er den Beichtstuhl im Dom zum Kasperletheater um. Fast wurde er vom Bischof der Schule verwiesen.
Mit kaum zehn Jahren stand Schenk bereits zum ersten Mal in der Bütt. Nach dem Krieg wechselte der gelernte Schauspieler nach Kabarett-Auftritten zum Radio, wo er wie Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld Auftritte im „Frankfurter Wekker“ hatte, der legendären komödiantischen Frühsendung des Hessischen Rundfunks. 1966 wurde er Nachfolger von Otto Höpfner im „Blauen Bock“.
Hier finden Sie ein Youtube-Video mit einem Eindruck von Moderator Heinz Schenk
1987 verabschiedete sich das „Schlappmaul“ vom „Blauen Bock“ – zum Abschluss gab es nochmals eine Traumquote von 15,9 Millionen Zuschauern. Schenk widmete sich dann wieder verstärkt der Bühne. Der oft unterschätzte Schauspieler wurde zu einer Stütze am Frankfurter Volkstheater. Zu seinen Paraderollen gehörte 1991 „De Geizhals“, die hessische Version von Molières „Der Geizige“.
Selbstironie zeigte Schenk 1992 mit einem Auftritt in Hape Kerkelings Film „Kein Pardon“. Dort spielte er einen alternden intriganten Showmaster, der seinen Assistentinnen nachstellt.
Zu den Hobbys Schenks, der in Wiesbaden lebte, gehörten das Skatspielen, das Gärtnern und die Fotografie. Und er war – in seinem Alter eher ungewöhnlich – ein Computerfreak. Mit seiner Frau Gerti – einer gelernten Friseurin – war er seit dem Jahr 1951 verheiratet. Gerti starb bereits im Dezember 2013. „Ich habe meine große Liebe verloren. Ich werde sie nie vergessen und bin unendlich traurig“, sagte Schenk damals.