Kate Moss passt nicht ins Schema der braven, angepassten Modewelt. Der Rebellin aus Großbritannien werden Drogen- und Alkoholexzesse nachgesagt – doch auch mit 40 ist sie vielleicht gerade deswegen noch eine Ikone.
London. Sie ist das vielleicht hübscheste Gesicht der Modebranche und seit einem Vierteljahrhundert im Geschäft: Kate Moss, britisches Supermodel, Stilikone und Mode-Rebellin, ist am heutigen Donnerstag (16. Januar) 40 Jahre alt geworden. Die Modeszene feiert eine ihrer beliebtesten und umstrittensten Figuren mit Ausstellungen und Dokumentationen. Und Kate Moss selbst? Sie bleibt ihrem Ruf als Enfant terrible auch im hohen Model-Alter treu.
Im Dezember ließ sich die Frau, die viele für die Schönste der Welt halten, auf dem Cover des „Playboy“ im Häschen-Outfit ablichten. Und ihre Geburtstagsparty soll nach Berichten in der britischen Boulevardpresse dasselbe Motto haben. Die „Guardian“-Autorin Sophie Heawood charakterisierte Kate Moss möglicherweise am treffendsten: „Es war, als sei der Song 'Girls Just Wanna Have Fun' plötzlich mit echtem Leben erfüllt worden“, schrieb sie, nachdem sie Moss mit Bierflasche, Zigarette und ein bisschen Stoff auf dem Leib auf einer Party getroffen hatte.
Kate Moss entstammt der Parade-Generation von Supermodels der 1990er Jahre. Um die Plätze auf dem Laufsteg und auf den Titelseiten der Magazine stritt sie mit Persönlichkeiten wie Cindy Crawford, Claudia Schiffer oder Eva Herzigova. Doch die Britin war nicht die brave, angepasste Schönheit. Kate Moss kreierte mit ihrer Modefirma Calvin Klein den „Heroin-Chic“ – schwarz geschminkte Augenränder, androgynes Äußeres, knochiger Körperbau an der Grenze zur Magersucht. 2008 schuf Marc Quinn eine Statue von Moss aus 50 Kilogramm Gold. Sie sei „das Schönheitsideal des Augenblicks“, sagte der Bildhauer.
Moss schaffte den Durchbruch auf dem Laufsteg sozusagen als Anti-Model. Mit 1,70 Körpergröße war sie ein wenig zu klein, nicht ganz so makellos wie ihre Konkurrentinnen. Doch schon im Alter von 14 Jahren – ein Jahr nach der Trennung ihrer Eltern – überzeugte das einzigartige Gesicht auf dem Flughafen JFK in New York eine Agentin. Das junge Mädchen aus Croyden bei London begann sofort zu modeln. Im Laufe ihrer Karriere erregte sie immer wieder Aufsehen. 2007 riss sie sich im Londoner Victoria & Albert-Museum einmal das Abendkleid vom Leib – und statt plötzlich im Minirock da.
Anfang der 1990er Jahre zog sie sich für Calvin Klein bis auf die Unterwäsche aus. 1994, im Alter von 20 Jahren, soll sie schon 2,2 Millionen US-Dollar (heute 1,6 Millionen Euro) auf dem Konto gehabt haben, 2007 waren es laut Reichen-Liste der „Sunday Times“ bereits 45 Millionen Pfund (heute 54 Millionen Euro). Neben dem Laufsteg wurde das Designerstudio zunehmend zu ihrem Tummelplatz – Kate Moss zeigt nicht nur, sie entwirft auch.
Der schnelle Erfolg hatte seinen Einfluss auf das Privatleben. Die Glamour-Beziehung mit Schauspieler Johnny Depp ging 1998 nach vier Jahren in die Brüche. 2012, inzwischen längst mit ihrem Ehemann Jamie Hince verheiratet, bekannte sie in einem Interview der Zeitschrift „Vanity Fair“: „Ich habe jahrelang geweint.“
Kate Moss, inzwischen bei vielen großen Modelabels wie Calvin Klein, Dolce & Gabbana, Chanel oder Gucci unter Vertrag, flüchtete sich nach Darstellung in den Medien in Alkohol und Drogen – gab das aber nie offiziell zu. Ihre Beziehung zum drogenabhängigen Musiker Pete Doherty tat ihr übriges für ihr Image. 2005 entstand ein Foto, das sie wie eine Kokain-Konsumentin aussehen ließ. Das schwedische Modehaus H&M kündigte ihr den Vertrag, auch Burberry und andere Modefirmen verlängerten millionenschwere Verträge nicht.
Die Ehe mit Jamie Hince, am 1. Juli 2011 auf dem Lande in England geschlossen, brachte mehr Stabilität in das Leben der Mutter einer inzwischen zwölfjährigen Tochter. 2011 machte sie noch einmal Furore, als sie auf der Pariser Modewoche auf dem Laufsteg eine Zigarette rauchte – und ihr fast entblößtes Hinterteil Spuren von Cellulite offenbarte. Mit einem gemeinsamen Fotoshooting für die „Vogue“ verhalf sie auch ihrem alten Freund, dem Mode-Designer John Galliano, wieder auf die Sprünge – er war in Paris in Misskredit geraten, weil er betrunken Nazi-Parolen grölte.