Potsdam. Als Juror bei „GNTM“ ist Joop zum Publikumsliebling geworden. In einem neuen Buch analysiert er Stil-Ikonen wie Kate Middleton.
Als Juror neben Heidi Klum bei „Germany's Next Topmodel“ hat sich der Modeschöpfer Wolfgang Joop (70) neuerdings ein jüngeres Publikum erschlossen. Es liegt nahe, das zu nutzen. Und so schreibt der Designer mal wieder über Mode. In seinem neuen Buch „Dresscode - Stil-Ikonen zwischen Kult und Chaos“ nimmt er Prominente wie Tilda Swinton, Kate Middleton und Sängerin Rihanna unter die Lupe. Joop illustriert die Frauen und erklärt, mit welchen Tricks es ihnen gelungen sei, zu Stil-Ikonen zu werden.
Das ist aus seiner Sicht in der heutigen Zeit gar nicht so leicht. „Wir sind durch die Fast-Fashion, die freudlos in den Geschäften hängt, um die Euphorie gebracht worden, die früher neue Mode ausgelöst hat“, sagte der Potsdamer Designer der Deutschen Presse-Agentur. Dass es dennoch gelingen könne, Mode intelligent zu inszenieren, will er mit seinem Buch beweisen.
Joop kam damit einer Bitte des Münchner Verlages Gräfe und Unzer nach. Der 70-Jährige zögerte zunächst, wie er sagt. Ein Ratgeber sei nicht seine Sache. Kernkompetenz des Verlages ist jedoch diese Sparte. Schließlich fanden beide zueinander. Verlagsleiter Bernhard Kellner nannte am Mittwoch bei der Vorstellung in Berlin Joops Buch „das wohl spannendste und wichtigste Projekt des Jahres“.
Zwischen Dreharbeiten mit „GNTM“-Chefin Heidi Klum in Los Angeles, Pariser Prêt-à-Porter-Schauen mit seinem Label Wunderkind und der Heimatstadt Potsdam griff Joop zum Stift - und tat das, was er am besten kann: zeichnen. Diese Werke finden sich nun in dem Buch - nebst handschriftlicher Kommentare von dem Designer.
Ergänzt werden sie von Fotos der zwölf prominenten Frauen, die in seinen Augen Stil-Ikonen sind. In den Rubriken „Wolfys Fashion Glossar“ und „Dos and Don'ts“ (was man befolgen und was man unbedingt unterlassen sollte) fasst er ihre wichtigsten Merkmale zusammen.
It-Girls wie Alexa Chung oder Lena Dunham, aber auch Damen gesetzteren Alters wie Schauspielerin Diane Keaton, die Ex-Chefredakteurin der französischen Zeitschrift „Vogue“, Carine Roitfeld, oder die extravagante Mode-Ikone Iris Apfel werden beschrieben. Ihnen gemein sei, dass sie nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, meint Joop. Ihnen sei es dennoch gelungen, einen eigenen Stil zu entwickeln.
Die Auswahl hat er gemeinsam mit dem jüngeren Autor Nils Binnberg getroffen, der unter anderem für die „Süddeutsche Zeitung“ oder das Magazin „Interview“ schreibt. „Dabei waren wir nicht immer einer Meinung“, so Joop. Das Duo habe sich die Auswahl erkämpft.
Am Ende hatte der Designer Spaß und meint stolz, das Buch habe einen „wirklich neuen, modernen Ton“. Dieser strotzt vor Anglizismen und Fashion-Begriffen - wie man es von ihm kennt. Beim Antipreis „Sprachpanscher des Jahres“ des Vereins Deutsche Sprache (VDS) landete er 2014 auf Platz drei. Joop rechtfertigt sich für seine öfter englische Ausdrucksweise: „Dem Deutschen fehlt der schnelle, kantige, unverfrorene Ton.“