Amerikaner sucht für seine kleine Tochter ein passendes Königreich – und findet es in der Wüste zwischen Ägypten und dem Sudan
Es ist eine Weile her, dass sich die Amerikaner von der Herrschaft der britischen Krone befreit haben. Ob zu ihrem Vorteil, sei dahingestellt, jedenfalls sprechen besonders steiflippige Briten noch heute gern von den „Kolonien“.
Es gibt aber auch hier und da US-Bürger, denen das noble Blaublütige irgendwie fehlt. Jeremiah Heaton aus Virginia zum Beispiel pflegte seine Tochter Emily von der Windel an „Prinzessin“ zu nennen – wo ein republikanisches „First Daughter“ doch angemessener gewesen wäre. Als besagte Emily das Alter von sieben Jahren erreichte, bestand sie mit äußerstem Nachdruck auf einem eigenen Reich. Da Virginia regierungstechnisch bereits anderweitig organisiert ist, sah sich der gestresste Jeremiah so lange auf der Welt um, bis er ein staatenloses Stück Land fand. Allerdings liegt es im kargen Wüstenstrich Bir Tawil zwischen Ägypten und dem Sudan und ist, Königshöfe und andere zivilisatorische Segnungen betreffend, nicht übermäßig luxuriös versorgt. Selten durchziehen Beduinen die Gegend, die im Übrigen nicht den Eindruck erwecken, als würden sie sich einer Prinzessin aus Virginia freudig unterstellen wollen.
Doch Papa Jeremiah steckte, wie jetzt der Londoner „Daily Telegraph“ zu berichten wusste, nach einer 14-stündigen Wüstendurchquerung eine selbst gemalte Fahne in den Sand, um seinen völkerrechtlichen Anspruch zu festigen. Prinzessin Emily hat die Welt bereits wissen lassen, dass sie eine gütige Herrscherin sein werde, die sich liebevoll um eine ausreichende Versorgung der nicht vorhandenen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln kümmern werde.
Die neuen Royals von Bir Tawil haben schon einen Briefkopf und ein Wappen in Auftrag gegeben. Etwas ernüchternd gab eine Politikprofessorin von der Uni Richmond in Virginia zu bedenken, dass die Anrainer Ägypten und Sudan Emilys Königreich erst mal anerkennen müssten. Aber da beide Staaten sonst keine Probleme haben, wird das sicher klappen.