Wer Mit-Esser der RTL-Dschungelinsassen werden will, wird jetzt auch im Supermarkt glücklich
Das Etikett Made in Germany, einst von den Briten als Warnung vor Schund aus Deutschland erfunden, hat eine völlig neue Bedeutung bekommen. Denn die Made hat im Zuge des Dschungelcamps, jener medialen Resterampe für meist mit Recht vergessene Zwerge des deutschen Showgeschäfts, fast den Bundesadler als Symboltier der Deutschen abgelöst.
Nun ist nicht jedem das Talent gegeben, sich im fernen Australien an Känguru-Hoden zu laben oder ein Bad in schleimigem Getier zu nehmen. Das Medienphänomen spiegelt indes die ganze Dramatik menschlicher Existenz in einem Verdrängungswettbewerb von geradezu darwinscher Wucht wider. Millionen leiden mit, wenn Kandidatin Gabby entrüstet schluchzt, dass Mitkandidat Winfried nächtens alle Mückenkerzen ausgepustet habe: „Das ist voll gemein!“ Jenen Millionen vom Leben Benachteiligten, die nicht mit ins ferne Camp ziehen können, hält der Handel gewisse Tröstungen bereit.
Im Internet oder dem Supermarkt Ihrer Wahl können Sie all das erstehen, was das Leben unerträglich macht. Da gibt es Pappteller – acht im Set – mit verschiedenen Motiven; leckere gelbe Maden erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Auch auf dazugehörigen Papierservietten und Pappbechern krabbelt es appetitanregend. Das XXL-Komplettset umfasst zusätzlich 15 Maden dunkel, 15 Maden hell, 15 Fliegen, 25 Ameisen, fünf Spinnen und vier Würmer aus Plastik. Da bleibt kein Wunsch offen. Und die ganz Vergnügungssüchtigen können den Abend mit einer bezaubernden Lache „Deko-Kotze“ abrunden. Das ist unfassbar lustig und übrigens auch einzeln erhältlich.
Wer überdies seinen Hörsinn aus-tralisch foltern will, bestellt die CD „Ich bin ein Star, holt mich hier raus – die Party“. Da singen dann frische Barden wie Bata Illic kongenial zu Maden und Würmern. Zeiten im Wandel. Früher zogen sich Zuschauer fein an, wenn etwas Besonderes im Fernsehen lief. Heute bemüht man dazu Sch(m)erzartikel wie Kakerlaken und Erbrochenes. Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung.