Stell dir vor, du bist Lottogewinner - für 22 Minuten. Was uns die verunglückte Ziehung der Zahlen lehren kann
Ein Wahrscheinlichkeits-Mathematiker hat das Problem mit den Gewinnchancen beim Zahlenlotto 6 aus 49 mal so erklärt: Angenommen, man findet in einem Bus oder Zug einen herrenlosen Regenschirm und ruft dann irgendeine sechsstellige Nummer in Hamburg, Berlin, München, Frankfurt, Essen, Bremen oder Köln an - wenn sich dann am Ende der Leitung tatsächlich der rechtmäßige Eigentümer meldet, dann ist das wie ein Sechser im Lotto. Von der Wahrscheinlichkeit her wohlgemerkt, nicht vom Finderlohn.
Im Regen stehen jetzt jedenfalls jene, die beim Mittwochslotto des Deutschen Lottoblocks in der Ziehung um 18.55 Uhr die Zahlen 3, 8, 11, 26, 32 und 40 auf ihrem Schein angekreuzt hatten, denn sie hatten am falschen Spiel teilgenommen: 6 aus 47 hätte dieses heißen müssen. Zwei Kugeln waren nämlich nicht in die Trommel gelangt, sie hingen in einem Gestell fest, von dem wir seit Mittwoch wissen, dass Glücksspielgewinnmaschinenexperten es "Schlitten" nennen. Es soll sich um die 46 und 47 gehandelt haben, die sich nicht beteiligten. Über deren Beweggründe wurde nichts bekannt, es wird aber geprüft, ob die Gewerkschaften etwas mit dieser Arbeitsniederlegung zu tun haben.
Gewonnen haben schließlich nur jene glücklichen Tipper der zweiten Ziehung mit deutlich anderen Zahlen. Die Aufregung ist groß, denn verhindertes Glück ist weit schlimmer als direktes Pech, das es ja an jeder Straßenecke haufenweise gibt.
Mathematiker sitzen nun daran zu errechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, Hauptgewinner einer zweiten Ziehung nach einer verklemmten ersten zu werden. Wenn das Ergebnis feststeht, dürfte der Lottoblock über dieses neue Gewinnspiel nachdenken oder seinen jetzt vergrätzten Erstrundengewinnern einen Regenschirm schenken, mit denen sie sich wenigsten vor den Tränen der Angehörigen schützen könnten.