Kampf dem organisierten Versprechen: Ein deutscher Professor tadelt die Sprachpanscher im TV
Als der polnische Gewerkschaftsführer Lech Walesa einst Margaret Thatcher, der Eisernen Lady, versprach, beim nächsten Treffen werde er sein Englisch aufpolieren ("Next time I polish my English"), da widersprach Thatcher ihm höflich, aber vehement: "Oh, no, your English is Polish enough." Haha, sein Englisch ist polnisch genug.
So gut kann man sich verstehen, wenn man sich nicht versteht. Schwieriger wird's, wenn man US-Präsident werden will wie Mitt Romney. Der Kandidat der Republikaner, dem schon der Besuch zur Eröffnung der Olympischen Spiele in London zu einer "Pleiten, Pech und Pannen"-Serie geriet, sprach nach dem tödlichen Amoklauf in einem Sikh-Tempel von diesen "Scheich-Leuten". Scheich heißt auf Englisch "sheik", hat aber wenig mit der Religion der Sikhs zu tun. Egal, sagt Romney, diese "Scheich-Menschen" sind die friedlichsten und liebenswürdigsten überhaupt.
Romneys Leute hätten ihn warnen können. Schon 1979 veröffentlichte der US-Musiker Frank Zappa ein Album namens "Sheik Yerbouti", eine Verballhornung von "Schüttel deinen Hintern". Des Scheichs Hintern ist also bereits vermintes Gelände.
Und da kennt sich Walter Krämer bestens aus, Professor Krämer aus Dortmund, Statistik-Guru und Sprachwächter des Deutschen. Sein Verein verlieh jetzt dem ARD-Mann Wilfried Hark den neu geschaffenen "Dschammeeka"-Preis.
Diese Auszeichnung geht künftig an alle Reporter, die die deutsche Aussprache am konsequentesten vermeiden. Hark wollte die Heimat von Usain Bolt überkorrekt aussprechen. Statt "Ja-mei-ka" trällerte er "Dschammeeka" wie die Goombay Dance Band: "Sun of Jamaica" oder war es "Son of Jamaica"? Da rätselt der Sheik.
Ob Sohn oder Sonne - im Kampf gegen das organisierte Versprechen sollte man es wie Großbritanniens Ex-Premier Winston Churchill halten, Enkel des siebten Herzogs von Marlborough und in jungen Jahren fleißiger Reiter und Fechter: Vertrau keinem Zitat, das du nicht selbst verdreht hast.