Kurt Zech ist einer der größten Projektentwickler an der Elbe, betreibt zudem Hotels in ganz Deutschland und baut weltweit. Die Öffentlichkeit meidet er jedoch. Für das Abendblatt macht er eine Ausnahme
Wenn sich Kurt Zech etwas vorgenommen hat, dann setzt sich der Unternehmer eigentlich auch durch. Das Leben des 60-Jährigen ist eine Erfolgsgeschichte. Ende der 70er-Jahre übernahm der gelernte Bankkaufmann das kleine Baugeschäft seines Vaters in Bremen – und baute ein Imperium auf. Die Zech Group und die Gustav Zech Stiftung haben heute weltweit mehr als 9300 Mitarbeiter und machten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro. Die Firmengruppe ist in den Bereichen Bau, Projektentwicklung, Hotelentwicklung und -betrieb, Umwelttechnologie sowie Industriebeteiligungen aktiv.
Doch auch der Macher Zech muss mal die eine oder andere Niederlage einstecken. Ein Schauplatz dafür war Hamburg: „Ich wollte das Atlantic an der Außenalster kaufen. Für mich war es immer ein Traum, dieses Luxushotel zu besitzen“, verrät Zech dem Abendblatt. Bisher hatte sich der Multiunternehmer dazu öffentlich nicht geäußert.
Die Verhandlungen mit der Octavian Hotel Holding GmbH zogen sich über Monate hin: „Eigentlich hatten wir die Immobilie schon sicher.“ Doch dann erhielt im Dezember 2014 Bernard große Broermann, dem die Asklepios Klinikgruppe gehört, den Zuschlag für das Atlantic. „Das hat mich wirklich getroffen“, gibt Zech heute zu.
Denn das „weiße Schloss an der Alster“ hätte so gut in sein Portfolio gepasst. Es sollte das Flaggschiff seiner eigenen Atlantic-Kette mit inzwischen 15 Hotels werden. Jetzt, mit dem nötigen Abstand, kann Zech über die Bieterschlacht sogar ein wenig lächeln und sagt: „Ich behalte das Atlantic im Auge, und vielleicht ergibt sich ja doch noch mal eine Möglichkeit.“ Und das meint Kurt Zech ernst.
Der geschäftsführende Gesellschafter der Zech Group ist keiner, den es in die Öffentlichkeit drängt. In den Hochglanzmagazinen tauchen das Bremer Urgestein und seine Frau Maja so gut wie nie auf. Interviews gibt Kurt Zech selten. Doch als er das Abendblatt schließlich empfängt, ist der Unternehmer aufgeschlossen, ohne Allüren und lässt keine Frage unbeantwortet.
Seine Firmenzentrale liegt in einem eher unscheinbaren Gebäude im Bremer Stadteil Vahr und war einst der Sitz von IBM. Heute arbeiten hier mehr als 200 Mitarbeiter der Zech Group, die Standorte von Brasilien bis China hat. In der obersten Etage hat Kurt Zech sein Büro, hier ist auch der Besprechungsraum. Im Haus hängen überdimensionale Fotografien von spektakulären Gebäuden wie der Vodafone-Zentrale in Düsseldorf oder dem Deutsche Bank Campus in Berlin, die die Zech Group errichtet und entwickelt hat.
In der Hamburger Innenstadt gehören Zech 18 Objekte
Wenn alles nach Plan läuft, dürfte auch bald das Foto einer spektakulären Projektentwicklung am Alten Wall in Hamburg die Wände schmücken. Für rund 260 Millionen Euro wird neben dem Rathaus hinter den denkmalgeschützten Mauern der ehemaligen Vereins- und Westbank ein Gebäudekomplex mit 18.000 Quadratmetern Bürofläche und weiteren 12.000 Quadratmetern für den Einzelhandel errichtet – die Fertigstellung ist für Sommer 2018 geplant. Projektentwickler ist die Art-Invest, zu der auch eine Investmentgesellschaft gehört. Die Firma ist ein Beteiligungsunternehmen der Zech Group: „Wir entwickeln am Alten Wall ein Traumobjekt und wollen damit diesen bisher eher ruhigen Teil in der Innenstadt beleben“, sagt Zech. Überhaupt sei die Hamburger City etwas Besonderes und für Investoren ein Ort, der in Deutschland aufgrund seiner Attraktivität einmalig sei. Das mache sich auch daran bemerkbar, dass immer mehr Flagship-Stores in Hamburg eröffnet würden.
Kein Wunder, dass die Art-Invest inzwischen einer der größten Immobilienbesitzer in Toplagen der Innenstadt ist: Das Sofitel am Alten Wall gehört dazu, aber auch das Reese-Haus am Rathausmarkt, das gerade umgebaut wird, sowie Geschäftshäuser an den Großen Bleichen und dem Jungfernstieg. Insgesamt sollen es 18 Objekte sein, und wenn es nach Zech geht, dürften noch ein paar dazukommen. Immobilien faszinieren Kurt Zech, auch für besondere Hotels hat er „eine Leidenschaft“ entwickelt. Was das heißt, können die Gäste seit September 2014 auf Sylt sehen: In Keitum hat Zech das Luxus-Resort Severin*s eröffnet. „Natürlich habe ich dieses Projekt vom Erwerb des Grundstücks bis zur Eröffnung eng begleitet.“
Auch bei der Inneneinrichtung und Gestaltung des Fünf-Sterne-Superior-Hotels haben sich Zech und seine Frau eingebracht – wobei die Gattin dem Vernehmen nach das letzte Wort gehabt haben soll, wenn es um Stoffe und Mobiliar ging.
Dass Sylt zu seinen Lieblingsorten gehört, ist Zech anzumerken. Hier könne er ausspannen und mit dem Rad über die Insel fahren.
Und darum ist es auch nicht bei einem Hotel geblieben. Im vergangenen Jahr wurde das Landhaus Severin*s Morsum Kliff mit 13 Zimmern eröffnet. „Das ist ein Liebhaberobjekt in einmaliger Lage, da mussten wir zugreifen.“ So war es wohl auch bei dem Severin*s The Alpine Retreat im österreichischen Nobelskiort Lech. Seit Ende 2016 gehört auch dieses Haus mit nur neun Luxussuiten und einer Residenz zum Portfolio.
In der Hotellerie mischt der Werder-Bremen-Anhänger, der seit vergangenem Jahr auch Mitglied des Aufsichtsrats des Vereins ist, schon seit 1990 mit. Alles begann in Bremen-Vegesack mit einem Bürogebäude, das zu einem Hotel umgebaut wurde. Inzwischen hat die Atlantic-Kette 15 Häuser, vor allem im Vier-Sterne-Superior Bereich an Standorten wie Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Lübeck oder Kiel. Im vergangenen Jahr kam das ehemalige Columbia in Travemünde dazu. Ein Fünf-Sterne-Superior-Haus direkt an der Ostsee. Der Prachtbau war etwas in die Jahre gekommen, „wir haben erst mal im einstelligen Millionenbereich investiert“, sagt Zech. Denn nur wenn die Qualität stimme, könne man auf dem umkämpften Hotelmarkt bestehen.
Und Zech setzt auf Wachstum. Auch Hamburg interessiert ihn als Hotelstandort. Doch konkreter ist es in Münster, hier soll bis 2019 ein weiteres Atlantic mit 240 Zimmern entstehen. In Kiel soll der Grundstein für ein neues Produkt gelegt werden. „Wir werden in der Nähe vom Hauptbahnhof ein Budget-Hotel im Zwei-Sterne-Segment errichten“, so Zech. Ein Name ist noch nicht gefunden, aber weitere Standorte haben die Entwickler bereits im Auge. Ansonsten gehören zu den Zech-Hotels noch drei Holiday-Inn-Häuser in Deutschland und das Balance Hotel in Leipzig.
Die geschäftlichen Aktivitäten der Zech Group sind vielfältig, immer wieder werden neue Branchen erschlossen: Dazu gehört seit 2013 auch das Schifffahrtsunternehmen Zeaborn, das im Februar den Geschäftsbetrieb der Rickmers-Linie mit Sitz in Hamburg übernommen hat. Zusammen verfügen Zeaborn und die Rickmers-Flotte über rund 50 Mehrzweckschiffe. Trotz der eher schwierigen Zeiten denkt Zech an eine Expansion und hält einen Ausbau der Flotte auf bis zu 100 Schiffe in den nächsten Jahren für möglich. Die Schifffahrtsbranche habe ihn gereizt, und der Markt werde sich konsolidieren.
Der Grundstein für die Gruppe wurde 1909 gelegt
Auch die Übernahme der deutschen Sparte der insolventen Bautechnik-Firma Imtech durch die Gustav Zech Stiftung im Herbst 2015 sorgte für Schlagzeilen. Imtech ist in der ROM Technik aufgegangen, von den einst 2500 Arbeitsplätzen konnte die Zech Group 2000 erhalten.
Wahrscheinlich ist es selbst für Kurt Zech manchmal schwierig, sein Firmengeflecht überhaupt noch selber zu überschauen. Doch er hält die Fäden in der Hand, ist über alle wichtigen Vorgänge informiert und setzt auf sein Management. Die besten Köpfe würden langfristig an das Familienunternehmen gebunden. Der Grundstein für die Gruppe wurde im Februar 1909 in der Nähe von Breslau im heutigen Polen von seinem Großvater Gustav Zech gelegt, der dort eine Baufirma gründete. Nach dem Zweiten Weltkrieg fing die Familie in Bremen mit einem Handwerksbetrieb neu an. 1978 übernahm Kurt Zech das damals kleine Unternehmen von seinem Vater Kurt Zech senior.
Und wie sieht die Zukunft der Zech Group aus? Der Firmenchef hat drei Kinder – zwei Töchter in den Zwanzigern und einen Sohn im Teenageralter. Ein Rückzug aus dem Unternehmen steht für Kurt Zech zurzeit nicht zur Debatte. Seine Begründung: Er habe einfach Spaß am Arbeiten. Seine Kinder würden von ihm bei der Berufsauswahl nicht beeinflusst. Die Familie scheint für ihn ein Ruhepol zu sein, zu Hause könne er am besten abschalten. Da ist es praktisch, dass seine denkmalgeschützte Villa nicht weit vom Firmensitz entfernt steht.