Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth gehören zu den wichtigsten Personen am Schmidts Tivoli. Sind die kreativen Köpfe, die zumeist hinter der Bühne agieren. Ohne die beiden hätte es einen Großteil der ungewöhnlichen Produktionen nicht gegeben. Viele Stücke entstanden sogar mit nur wenigen Wochen Vorlaufzeit. Für die Profis ist dieses Arbeitstempo jedoch kein Problem, ganz im Gegenteil.
Reeperbahn, Leinen los und Lampen an, Reeperbahn, jeder braucht dich irgendwann. Reeperbahn, jede Nacht ein neues Ziel, Reeperbahn, rauer Putz und viel Gefühl." - Es ist eine Hommage an den Kiez. An Hamburgs so oft beschriebenes und besungenes Viertel, das ein eigenes Musical natürlich verdient hat. Vor mehr als vier Jahren hatte "Heiße Ecke" im Schmidts Tivoli Premiere, inzwischen ist es über 1000-mal gespielt worden und gilt als eines der erfolgreichsten deutschsprachig komponierten und produzierten Musicals. Zwei der drei Erfinder dieser außergewöhnlichen Show sind Heiko Wohlgemuth (34) und Martin Lingnau (35). Zwei Hamburger, die Hit-Musical in Rekordgeschwindigkeit produzieren können - für die "Heiße Ecke" hatten sie von der ersten Note bis zum Probenbeginn sechs Wochen Zeit.
Zuvor schrieben sie bereits das Musical "Swinging St. Pauli", das im August 2001 Premiere feierte. Dieses Stück kam so gut an, dass es auf Deutschland-Tournee ging. Vor zwei Jahren wurde es dann als "Swinging Berlin" in der Hauptstadt aufgeführt. Ein weiteres Erfolgsstück ist die "Villa Sonnenschein", die Lingnau und Wohlgemuth zur Eröffnung des neuen Schmidt-Theaters komponierten. Dieses Musical wird ab Januar wieder im Theater an der Reeperbahn zu sehen sein. Und dann ist da noch das opulente Musical "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär", das von Oktober 2006 an in Köln aufgeführt wurde. Seit 1999 sind Lingnau und Wohlgemuth zudem an den Folgen der "Pension Schmidt" beteiligt.
"Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team", sagt Lingnau. Ideen für Stoffe, Melodien und Texte hätten sie genug. "Doch hier am Schmidt muss man manches Mal schon ein eher außergewöhnliches Tempo an den Tag legen", so Wohlgemuth. Das sei allerdings kein Problem. Auch für die einzelnen Folgen der Pension Schmidt würden die beiden selten mehr als sechs Wochen zur Verfügung haben. "In diesem Theater ist die Zusammenarbeit mit den Schauspielern sehr eng", sagt Wohlgemuth. "Wir entwickeln die Details einiger Stücke quasi gemeinsam." So sei bei den Folgen der "Pension Schmidt" zum Probenbeginn nur die grobe Story des Stückes fertig, alles andere werde mit den Darstellern erarbeitet und gebaut. "Selbst während der Spielzeit entwickelt sich die Folge weiter."
Diese künstlerische Freiheit und die enge Zusammenarbeit mit Schauspielern und Vorgesetzten sind auch die Gründe, warum beide einen Großteil ihrer Stücke für die beiden Theater schreiben. "Obwohl wir frei arbeiten, gehören wir ganz fest zu diesen Häusern", so Lingnau. "Hier fühlen wir uns zu Hause." So liegt das Tonstudio, in dem Lingnau seine Musik produziert, nebenan in der Seilerstraße. Und auch die Wohnung ist nicht weit weg. Wohlgemuth hingegen lebt mit seiner Lebensgefährtin und den Kindern in Österreich. Hier haben beide einen Bauernhof. "Einen Teil der Arbeit kann ich auch von dort erledigen, sodass sich jeweils zur Hälfte mein Lebensmittelpunkt auf Österreichs Berge und den Hamburger Kiez verteilt", sagt er. "So kann ich auch mal in die Rolle des Dr. Mathieu in der ,Villa Sonnenschein' schlüpfen."
Für 2008 haben Lingnau und Wohlgemuth bereits jede Menge Pläne. Neben Musicalprojekten gibt es die Arbeit an den Showprogrammen der Aida-Schiffe. "Denn die müssen außergewöhnlich sein, dürfen nirgendwo anders gespielt werden", so Lingnau. Er schreibt zudem verschiedene Fernsehmusiken.
Und ein weiteres Musical haben die beiden gerade fertig. Titel und Inhalt wollen sie noch nicht verraten. Sicher ist nur: Es werden wieder eingängige Melodien und unterhaltsame Texte sein, eben eine Gemeinschaftsproduktion von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth.
In Rekordzeit, versteht sich.