“Ritas Welt“ und “7 Tage, 7 Köpfe“ machten sie populär. Jetzt steht Gaby Köster wieder auf der Bühne, am 23. und 24. März auch in Hamburg. Ihre Art Humor: Unterhaltung ohne erhobenen Zeigefinger.
Auf der Bühne und im Fernsehen ist Gaby Köster schrill, laut und pausenlos witzig. Wer sie abseits davon trifft, um bei einem Milchkaffee über ihr neues Bühnenprogramm zu plaudern, wird überrascht. Da kommt eine zierliche, ernsthafte 45-Jährige mit ihrem spanischen Mischlingshund "Taxi" ("mein Reisehund, die anderen vier sind zu Hause") und sagt: "Wissen Sie, eigentlich bin ich ein schüchterner Mensch." Gaby Köster tritt am 23. und 24. März mit ihrem Programm "Wer Sahne will, muss Kühe schütteln" in den Fliegenden Bauten in Hamburg auf.
JOURNAL: Wie viel Gaby Köster steckt eigentlich in so einem Programm?
GABY KÖSTER: Sich selber auf die Schippe zu nehmen ist eine Grundvoraussetzung für diesen Job. Und meine Lebenssituation ist ja nicht selten: über 40, alleinerziehend . . .
JOURNAL: Bei alleinerziehenden Müttern drängen sich bekannte Evas auf, die darüber auch Bücher schreiben. Thematisieren Sie das?
KÖSTER: Nein. Ich glaube, die Bücher haben genug Werbung bekommen. Dazu muss ich nicht auch noch beitragen. Jeder soll machen, was er will. Aber ich wäre als nicht berufstätige Mutter sehr unausgefüllt gewesen. Und das hätte auch mein Sohn abbekommen. Ich weiß nämlich nicht, ob es so sinnbringend für das Kind ist, wenn die Mutter die ganze Zeit wie eine Glucke auf ihm hockt. Ich halte es für meine Aufgabe, mein Kind auf das Leben vorzubereiten. Wer kann es sich schon erlauben, zu Hause zu bleiben?
JOURNAL: Wie finden Sie heraus, ob ein neues Programm zündet?
KÖSTER: Es gibt da so ein Ritual. Meinen ersten Auftritt habe ich immer in Altenbeken im Eggemuseum. Das ist ein Klassiker, das macht übrigens Atze Schröder auch so. Dann merke ich, ob die Leute an völlig unerwarteten Stellen lachen. Das muss man erst mal ausprobieren.
JOURNAL: Wo und wie finden Sie Ihre Themen?
KÖSTER: Die Situationen drängen sich im Alltag auf: Frauen und Männer mit und ohne Beziehung, mit und ohne Kinder, mit und ohne Job. Immer wiederkehrende Geschichten. Daher auch der Name des Programms: "Wer Sahne will, muss Kühe schütteln." Man kann nicht nur rumsitzen und warten, bis etwas passiert. Wer sich für Menschen interessiert, beobachtet anders. Ich finde viele Situationen ausgesprochen witzig, die andere überhaupt nicht bemerken.
JOURNAL: Behandeln Sie auch politische Themen?
KÖSTER: Das handele ich aktuell im Intro ab. Wenn zum Beispiel Herr Bush nach Deutschland kommt, kann ich nicht dran vorbeigehen - und das darf ich auch nicht!
JOURNAL: Ist es Comedy, was Sie machen, oder wie nennen Sie es?
KÖSTER: Ich finde, es ist ein unterhaltsamer Abend. Früher nannte man das Kabarett, später Comedy. Es geht doch darum: Die Leute haben einen harten Job, die wollen mal abschalten, keine Probleme wälzen, sondern mal entspannt ins Bett gehen. Ich will auch nicht pädagogisch wirken, denn die Erziehungsarbeit ist bei meinem Publikum gelaufen. Mir wär's auch unangenehm, wenn mir einer mit erhobenem Zeigefinger die Welt erklärt.
JOURNAL: Dabei scheint alles schlimmer zu werden. Manche geben uns 13 Jahre, dann ist alles vorbei . . .
KÖSTER: Als ich das las, habe ich gedacht: Haben wir schon das Sommerloch? Wieso bleibt denn jetzt schon die Welt stehen?
JOURNAL: Sie sagen, Sie seien schüchtern. Haben Sie auch Lampenfieber?
KÖSTER: Noch immer. Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen gehen einfach raus und machen. Und bei uns anderen bleibt das Lampenfieber - für immer. Aber das hat auch einen Vorteil: Man ist konzentriert und nicht so fahrig in der Birne. Ich weiß ja, das dauert nur zwei Minuten und dann geht's. Bisher habe ich es überlebt.
JOURNAL: Worüber und über wen können Sie eigentlich selbst lachen?
KÖSTER: Ich mag ganz besonders Helge Schneider, und das schon sehr lange, weil der sich das Kindliche erhalten hat. Dieter Nuhr finde ich klasse, Atze (Schröder) natürlich auch. Und Jochen Malmsheimer macht wunderbare Geschichten.
JOURNAL: Sie nennen keine Frau. Ist das Zufall?
KÖSTER: Ich habe selten Bühnenprogramme von Frauen gesehen.
JOURNAL: Sind Frauen in Ihrer Branche unterrepräsentiert?
KÖSTER: In letzter Zeit sind wir mehr geworden. Aber es ist doch auch ein anstrengender Männerberuf. Koffer packen, nachts arbeiten, morgens nach Hause kommen. Ich habe immer gesagt: Die meisten komischen Frauen sind in die Politik gegangen - wie Frau Merkel.
JOURNAL: Ist die immer noch witzig?
KÖSTER: Das ist mehr unfreiwillige Komik. Manche Politikerinnen finde ich ein bisschen verklemmt. Aber sie müssen sich in einem Männerberuf behaupten. Dann werden sie unnatürlich, mit tiefer gelegter Stimme und Pseudo-Härte. Sie haben die gleichen Machenschaften und Strategien wie die Männer, das finde ich langweilig. Mir fehlt, dass Frauen ihren eigenen Weg gehen.
JOURNAL: Bei "7 Tage, 7 Köpfe" waren Sie auch die Quotenfrau.
KÖSTER: Ich hatte auch das Gefühl, dass ich mich als Quotenfrau immer aus der Sicht der Frau äußern sollte. Manchmal hätte ich lieber über andere Sachen gesprochen . . . Andererseits konnte ich als Frau auch einige peinliche Dinge verhindern.
JOURNAL: Gibt es etwas, worüber Sie auf der Bühne keine Witze machen - Kirche, Krankheit, Tod?
KÖSTER: Ich finde, alles gehört zum Leben. Man muss vielleicht nicht gleich im selben Moment darüber reden, aber durch Lachen verarbeitet man einschneidende Erlebnisse leichter. Das habe ich selbst erlebt. Tabus darf es nicht geben.
JOURNAL: Wie entspannen Sie sich?
KÖSTER: Ich schnappe mir meinen Sohn und die Hunde und gehe im Wald spazieren. Oder ich mache einfach mal gar nichts.
Gaby Köster: Wer Sahne will, muss Kühe schütteln. Fliegende Bauten, 23./24. März, 20 Uhr. 20,70-35,70 Euro .