Berlin. Es wird ein Society-Spektakel: Der Multi-Milliardär Hugh Grosvenor heiratet. Prinz William übernimmt eine gar nicht königliche Rolle.

Wenn ein britischer Herzog heiratet, hat das auch in diesem Jahrhundert noch durchaus etwas von einem Historiendrama: eine Adelsfamilie, deren Ursprünge bis in die Zeiten von Königin Victoria zurückreichen, ein jahrhundertealtes Anwesen auf dem Land mit Gärten so weit das Auge reicht, 400 illustre Gäste von Prominenz bis Hochadel – sogar die Ränkespiele bleiben nicht aus. Großbritannien steht eine Hochzeit der Superlative bevor, bei der die Gäste durch niemand Geringeres empfangen werden als den zukünftigen König von England, Prinz William.

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Und im Zentrum des Ganzen: Hugh Grosvenor, siebter Herzog von Westminster. Oder wie ihn die britische „Times“ lange Zeit so gerne betitelte: „Englands begehrtester Junggeselle“. Aber wer ist der 33-Jährige, der den Briten am Freitag, 7. Juni, die High-Society-Hochzeit des Jahres bescheren wird?

Hugh Grosvenor: Er galt als Englands „begehrtester Junggeselle“

Seinen illustren Namen und die dazugehörigen Milliarden hat Hugh Grosvenor seinem Vater Gerald Grosvenor, dem sechsten Herzog von Westminster, zu verdanken. Mutter Natalia Philipps hat ebenfalls noble Wurzeln: Laut dem „Tatler“ soll sie einer Linie russischer Aristokraten entstammen, die bis auf den Dichter Puschkin zurückgeht. Ihre vier Kinder – Sohn Hugh und drei Mädchen – zog das Paar auf dem Familiensitz Eaton Estate in Cheshire bei Liverpool auf.

Er galt lange Zeit als Englands begehrtester Junggeselle, nun wird er heiraten: Hugh Grosvenor, Herzog von Westminster, mit seiner Verlobten Olivia Henson.
Er galt lange Zeit als Englands begehrtester Junggeselle, nun wird er heiraten: Hugh Grosvenor, Herzog von Westminster, mit seiner Verlobten Olivia Henson. © picture alliance/dpa/Grosvenor2023/PA Media | picture alliance/dpa/Grosvenor2023/PA Media

Anders als der Reichtum ihrer Familie es vermuten lässt, sollen Hugh Grosvenor und seine Geschwister eine überraschend bodenständige Erziehung genossen haben. Gerald Grosvenor war sich nach eigener Aussage sehr bewusst, dass seine Kinder mit „dem längsten silbernen Löffel geboren wurden“. Er beneide seinen Sohn nicht darum, gestand er 1992 in einem Interview mit der britischen Zeitung „Independent“: „Es gibt viele Fallstricke, wenn jemand so viel Geld erbt, vor allem in jungen Jahren.“

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Womöglich bestand der Herzog gerade deshalb nicht auf eine elitäre Ausbildung, wie er selbst sie durchlaufen hatte. Sein Sohn musste nicht sofort ins Internat, wie es in Aristokratenkreisen üblich ist, sondern durfte eine staatliche Grundschule besuchen und später seinen Bachelor in Landmanagement an der Newcastle University absolvieren. Pflichtbewusst arbeitete Hugh Grosvenor anschließend als Vermögensverwalter bei der Grosvenor Group, dem familieneigenen Immobilien- und Lebensmittelkoglomerat, und beim Recyclingunternehmen Bio-Bean.

Reichster Brite unter 40: So groß ist sein Vermögen

Doch als hätte sein Vater es vorhergesehen, wurde es schon im Alter von 25 Jahren unverhofft ernst für Hugh: Im Sommer 2016 erlag Gerald Grosvenor, damals erst 65, einem Herzinfarkt. Wie es die britische Erbfolge in solchen Fällen vorsieht, ging der Nachlass an den erstgeborenen Sohn. Die Schwestern Tamara (44), Edwina (42) und Viola (31) erhielten Treuhandvermögen.

Neben einem Vermächtnis von rund neun Milliarden Pfund – umgerechnet 10,5 Milliarden Euro – erbte der Adelsspross unter anderem Anwesen in Londons Nobelvierteln Mayfair und Belgravia sowie das Familienanwesen Eaton Hall. Großbritanniens veraltetes Erbrecht bewahrte ihn damals vor einer Erbschaftssteuer in Milliardenhöhe. Mittlerweile wird Grosvenors Vermögen auf rund 11,4 Milliarden Euro geschätzt. Sein Name ist mittlerweile synonym mit dem „reichsten Briten unter 40“.

„Bescheidenster Aristokrat“: Herzog ist beliebt für seine Art

Trotz seiner dicken Brieftasche scheint ausgerechnet Bodenständigkeit das Schlimmste zu sein, was man dem siebten Herzog von Westminster vorzuwerfen hat. Der „Telegraph“ sieht in ihm „Großbritanniens bescheidensten Aristokraten“. Viel Privates ist über den Duke nicht zu lesen. Der Blondschopf punktet mit wohltätiger Arbeit und großzügigen Spenden, einem netten Lächeln und einem derart normalen Auftreten, dass sogar die britischen Klatschblätter an ihm wenig Stoff zu wittern scheinen. Grosvenors liebstes Hobby, in dem er laut der „Times“ sogar olympische Ambitionen hegt: Tontaubenschießen. Keine Frauengeschichten, keine Drogen-Eskapaden, keine größeren Skandale – anders als sein Urururgroßvater, Hugh Grosvenor II., dem in den 1920ern eine Affäre mit Coco Chanel nachgesagt wurde.

Eaton Hall: Auf diesem Anwesen ist Hugh Grosvenor, siebter Herzog von Westminster, aufgewachsen.
Eaton Hall: Auf diesem Anwesen ist Hugh Grosvenor, siebter Herzog von Westminster, aufgewachsen. © Getty Images | David Goddard

Die jüngste Generation der Grosvenors scheint größten Wert auf ihre Privatsphäre zu legen. Für einiges Aufsehen sorgte einzig Hughs 21. Geburtstagsparty 2012: Gefeiert wurde mit 800 Gästen, Feuerwerk und Prinz Harry als Ehrengast. Für Unterhaltung sorgten Comedian Michael McIntyre und die Band „Rizzle Kicks“. „Simply amazing“ soll die Sause gewesen sein. So jedenfalls das Resümee des Gastgebers in einem Interview mit der „Cheshire Chronicle“. Partybudget, so munkelt man: fünf Millionen Pfund. Gut investiertes Geld, wenn man das Geburtstagskind fragt: „Es ist der Beginn einer neuen Ära in meinem Leben und ich freue mich auf die Herausforderungen, die vor mir liegen.“

Olivia Henson: Sie ist die künftige Herzogin von Westminster

Der nächste große Schritt im Leben des Herzogs ist nun seine Hochzeit mit Olivia Henson. Über sie ist fast so wenig bekannt wie über ihren Verlobten. Nicht umsonst schreibt der „Evening Standard“ von der „mysteriösen“ Frau an der Seite des Herzogs. Dabei hat auch Henson adlige Wurzeln: Laut dem „Telegraph“ waren ihre Vorfahren Marquis und Herzoge. Henson besuchte dieselbe Privatschule wie Prinzessin Kate, studierte später Hispanistik und Italienisch am Dubliner Trinity College.

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Seit ihrem Abschluss arbeitet die 30-Jährige als Senior Account Managerin bei einem Londoner Lebensmittelkonzern. Wie unter anderem der „Express“ und die „Daily Mail“ berichten, lernte sie den Herzog über gemeinsame Freunde kennen. Im April 2023, nach mehrjähriger Beziehung, zeigten sich Grosvenor und seine Henson in einer Mitteilung „hocherfreut, ihre Verlobung bekannt zu geben“.

Streit mit William? Prinz Harry schwänzt Hochzeit

Als zukünftige Herzogin von Westminster steigt Olivia Henson in die höchsten Kreise auf. Denn mit dem goldenen Löffel wurde ihrem zukünftigen Gatten eine enge Verbindung zur Royal Family in die Wiege gelegt. Sein Patenonkel ist niemand Geringeres als King Charles, der seinerzeit eine enge Freundschaft mit Gerald Grosvenor verband. Letzterer wiederum übernahm die Patenschaft von Prinz William. Und die Tradition setzt sich fort: Williams Sohn George (10) ist Hugh Grosvenors Patenkind, ebenso wie Prinz Harrys Sohn Archie (5).

Hugh Grosvenor (2. v. l.) bei einer öffentlichen Veranstaltung mit Prinz William (r.).
Hugh Grosvenor (2. v. l.) bei einer öffentlichen Veranstaltung mit Prinz William (r.). © picture alliance / empics | OLI SCARFF

Beide Prinzen gelten als enge Freunde des Herzogs, doch wird nur William (41) bei der Hochzeit zugegen sein. Ihm fällt die Aufgabe des „Ushers“ zu, der die Gäste begrüßt und sie zu ihren Plätzen in der historischen Chester Cathedral geleitet, wo die Trauung am Freitag stattfindet. Ein Prinz William, der seinen jüngeren Bruder bei seiner Ankunft zu seinem Sitzplatz führt? Undenkbar, wo die beiden doch als zerstritten gelten. Genau deshalb soll Harry (39) die Einladung in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Bräutigam abgelehnt haben. Zu groß wiegt die Befürchtung, ein Aufeinandertreffen der Brüder könnte die Hochzeit überschatten.

Und dann wäre da noch das Problem mit der Sicherheit: Bei Reisen in seine Heimat steht Prinz Harry und seiner Familie nach dessen Abkehr von seinen royalen Pflichten kein Personenschutz mehr zu. Prinz Harry und seine Frau Meghan sind nicht die einzigen Ehrengäste, die nicht an der Trauung teilnehmen können. Auch König Charles (75) und Prinzessin Kate (42) mussten aufgrund ihrer Krebsbehandlungen absagen.

Eaton Hall: Hier findet die Hochzeitsfeier statt

So schwer die Abwesenheit der Royal Family auch wiegen mag, erwartet die Öffentlichkeit mit Blick auf die Gästeliste dennoch die High-Society-Hochzeit schlechthin. Geschenke will das Brautpaar allerdings keine annehmen, wie „Hello Magazine“ erfahren haben will. Über die Feierlichkeiten sind ansonsten wenige Details bekannt. Der Empfang mit 400 Gästen soll nach der Zeremonie in Eaton Hall stattfinden, gefolgt von einer intimeren Feier mit Familie und engen Freunden am Samstag.

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Eaton Hall ist auch der Ort, an dem sich die Eheleute niederlassen wollen, wie britische Medien aus jüngsten Aussagen des Herzogs schließen. Das Anwesen mit seinen vier Hektar Grund befindet sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz. Hier, so heißt es unter anderem im „People Magazine“, soll Hugh seiner Olivia einen Heiratsantrag gemacht haben. Ihre Hochzeit ein Jahr später versetzt die gesamte Gegend in Aufregung. Die Straßen des nahegelegenen Ortes Chester, in dem die Traukirche liegt, sollen 100.000 Blumen zieren. Eine Spende vom Herzog höchst persönlich.