Berlin. Deutschlandweit wurde nach ihm gesucht: Ein 15-Jähriger war seit 2017 vermisst. Doch nun ist er wieder aufgetaucht – und spricht ganz offen.
Nach sieben Jahren des Wartens und Suchens gibt es Gewissheit: Till R., der seit September 2017 als vermisst galt, ist wieder aufgetaucht. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken (Bayern) am Dienstag mitteilte, hat der damals 15-jährige Jugendliche aus Markt Bibart im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim im April 2024 Kontakt zu seiner Familie aufgenommen.
Hinter dem Verschwinden des Jungen steckte laut Polizei kein Verbrechen. „Die Ermittler konnten abschließend klären, dass dem Verschwinden von Till R. keine Straftat zugrunde lag“, so Polizeisprecher Michael Konrad. Mittlerweile ist der inzwischen 21-Jährige auch wieder bei seinen Eltern angekommen. Dort genieße er die Ruhe, erklärte der junge Mann gegenüber „Bild“. Doch warum ist er vor sieben Jahren überhaupt verschwunden?
Mobbing als Grund für Tills Verschwinden? Happy End nach sieben Jahren
Gegenüber der Zeitung berichtet er, dass er mit 15 unter bösen Anfeindungen und Kommentaren seiner Mitschüler litt. „Ich wurde gemobbt, weil ich zu dick war“, erklärt er. Er habe deshalb nicht mehr zur Schule gehen wollen, seinen Eltern und Brüdern aber nichts davon erzählt.
Unter falschem Vorwand sei er schließlich von Markt Bibart aus losgezogen, um eine Online-Bekanntschaft in Niedersachsen zu besuchen. Nach ein paar Tagen wandte er sich an das Jugendamt. „Ich habe denen mein Herz ausgeschüttet. Aber die waren nicht besonders freundlich und haben mein Problem nicht ernst genommen. Ich sagte ihnen, ich würde erst dann nach Hause zurückkehren, wenn das Mobbing in meiner Schule aufhört.“ Doch die Verantwortlichen hätten ihn in den Zug in Richtung Heimat gesetzt.
Doch dort kam er nie an. Wie Till nun erzählt, nutzte er einen Umstieg in Düsseldorf, um sich aus dem Staub zu machen. Zeitweise lebte der 15-Jährige in NRW auf der Straße, freundete sich mit anderen Obdachlosen an. Schließlich verschlug es ihn nach Berlin, von wo seine Eltern das letzte Lebenszeichen ihres Sohnes erhielten. Über Jahre hielt er sich mit Schwarzarbeit über Wasser.
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Verschollener Junge: Polizei ermittelte wegen möglichem Tötungsdelikt
Die Polizei konnte den tatsächlichen Verbleib des Jungen trotz einer Öffentlichkeitsfahndung im Jahr 2019 nicht klären. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelte mit der Kriminalpolizei Ansbach in der Folge sogar im Hinblick auf ein mögliches Tötungsdelikt – doch Till R. unauffindbar.
Öffentliche Aufmerksamkeit erregte der Fall 2022, nachdem sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY: Ungelöst“ damit beschäftigte und es infolgedessen eine Reihe von Hinweisen gegeben hatte – die jedoch zu keinem Erfolg führten. Für Till hatte die Ausstrahlung sogar negative Folgen: „In der Sendung wurde nach mir gesucht. Und 5000 Euro Belohnung ausgesetzt, falls ich gefunden werde. Das war Kopfgeld! Auf einmal habe ich mich gefühlt wie Freiwild“, erklärt er. Ein Freund von ihm sei sogar verprügelt worden, um seinen Aufenthaltsort zu verraten – hielt aber dicht.
Dennoch merkte der junge Mann mit der Zeit, dass die Sehnsucht nach der Rückkehr zu seiner Familie wuchs. Schließlich wandte er sich über ein geliehenes Handy per WhatsApp an seinen Vater.
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