Stuttgart. Vor über 100 Jahren wurde in Stuttgart ein bedeutender Fund aus der Römerzeit freigelegt. Nun bekommt der Viergötterstein Gesellschaft.
Archäologen ist in Stuttgart ein sensationeller Fund geglückt. Im geschichtsträchtigen Römerkastell laufen bereits seit längerem wissenschaftliche Ausgrabungen. Die steinerne Gottheit, die ein archäologischer Mitarbeiter in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg zunächst für einen unscheinbaren Geröllbrocken hielt, könnte nun einen Kreis schließen, der sich mit früheren Entdeckungen vor über 100 Jahren geöffnet hatte.
Die kniende Figur – „kleiner Gigant“ genannt – ist nur 30 Zentimeter groß und besitzt einen menschlichen Kopf, teilte das Landesmuseum Württemberg am Freitag mit. Kurios ist der zu einem Schlangenleib geformte Unterleib der Figur. Archäologen hatten an der Fundstelle die Erweiterung der städtischen Altenburgschule vorbereitet.
Als die Römer das Gebiet um Stuttgart zu ihrem Reich zählten, stand hier von 100 bis 150 n. Chr. das Kastell einer römischen Reitereinheit, das später von einer ausgedehnten Zivilsiedlung ersetzt wurde. Ohne die Untersuchung der ausführenden Firma ArchaeoBW wäre die Figur wohl für immer verloren gewesen.
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In Stuttgart stand einst eine Jupiter-Giganten-Säule
„Bei der Figur handelt es sich um ein Mischwesen der römisch-germanischen Götterwelt, einen sogenannten ‚Giganten‘. Wie vergleichbare Funde zeigen, war die Figur einst Teil einer Jupiter-Giganten-Säule“, zitiert die Mitteilung den leitenden Archäologen des zuständigen Landesamts für Denkmalpflege (LAD), Dr. Andreas Thiel. Demnach vereinen solche Denkmale oftmals klassisch-antike mit germanischen Glaubensvorstellungen.
Auf ähnlichen Denkmälern sei üblicherweise ein zu Pferde sitzender Jupiter zu sehen, wie er Blitze schleudert. „Diese Figurengruppen krönten hohe, auf öffentlichen Plätzen aufgestellte Steinsäulen. Vermutlich wird Jupiter hier als Wettergott und Herr über die Naturkräfte dargestellt“, so Thiel.
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Archäologen werden im Römerkastell fündig: „Kleiner Gigant“
Besonders gefreut haben sich die Archäologen laut dem Statement über einen unwahrscheinlichen Zufall, der die Entdeckung begleitet hat. So wurden bereits vor über 100 Jahren Funde gemacht, die zu der kleinen Figur aus Stuttgart Bad Cannstatt passen.
So lag ein zu jeder Jupiter-Giganten-Säule gehörende Viergötterstein im Depot des Landesmuseums Württemberg. Ein Viergötterstein ist in der Regel am Sockel der Statue angebracht und zeigt im Falle des Stuttgarter Funds die römischen Gottheiten Merkur, Juno, Hercules und Minerva.
„Genau dieser Viergötterstein stammt aus einem Brunnen (der am Rande der jetzt aktuell gegrabenen Fläche lag) und wurde bei den Grabungen 1908 gefunden. Der unscheinbare Gigant könnte dort auch gelegen haben, entging den Kolleginnen und Kollegen damals aber wohl, was nicht verwunderlich ist, wenn man sich den Stein noch schmutzig vorstellt“, ergänzte Andreas Thiel vom LAD. Das sei ein großer Glücksfall, der den Forschern ein weiteres Puzzleteil der reichen römischen Vergangenheit der Landeshauptstadt Stuttgart liefere.
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