New York. Nach der Aufhebung eines Urteils gegen Filmmogul Weinstein soll dieser erneut vor Gericht. Derweil äußert sich eine Ex-Mitarbeiterin.
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Eine knappe Woche nach der überraschenden Aufhebung der Verurteilung von Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen durch Berufungsrichter soll der frühere Filmmogul vor Gericht erscheinen. Für kommenden Mittwoch (1. Mai) sei eine Anhörung im Gericht von Manhattan angesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft mit, wie US-Medien übereinstimmend berichteten.
Der 72-Jährige sei bereits aus einem Gefängnis im Norden des US-Bundesstaates New York näher an die Metropole nach Rikers Island verlegt worden, gab Weinsteins Sprecher Juda Engelmayer bekannt. Sie seien für einen neuen Prozess bereit, falls es dazu kommen werde, führt Engelmayer darin aus. Bei diesem Verfahren würde es weniger Vorwürfe geben und Weinstein habe bessere Karten.
Ein Berufungsgericht hatte am Donnerstag die historische Verurteilung Weinsteins von 2020 überraschend aufgehoben. Mit knapper Mehrheit befand das Gremium, dass bei dem damaligen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden.
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Staatsanwaltschaft muss über Neuauflage des Prozesses entscheiden
Es ging damals vor allem um zwei konkrete Vorwürfe, in denen an Einzelfällen nachgewiesen wurde, dass Weinstein regelmäßig Frauen gegen deren Willen und unter Ausnutzung seiner Machtposition im Filmbusiness zu sexuellen Handlungen genötigt hatte.
Trotz der Entscheidung vom Donnerstag bleibt Weinstein im Gefängnis. In einem zweiten Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, war er 2023 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden – zusätzlich zu den 23 Jahren in New York.
Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg muss nun entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet. Man werde „alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln“, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit.
Ex-Mitarbeiterin: „Extrem entmutigende Botschaft“
Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi, eine der Hauptzeuginnen der Anklage, hatte in dem New Yorker Prozess teils unter Tränen ausgesagt und vor der Jury angebliche Übergriffe Weinsteins geschildert.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrer Anwältin Gloria Allred sagte Haleyi am Freitag, dass sie es in Erwägung ziehe, bei einem weiteren Prozess wieder auszusagen, obwohl die Erfahrung „traumatisierend“ und „furchterregend“ gewesen sei. Die Aufhebung des Urteils gegen Weinstein sei „niederschmetternd“. Die Richter hätten damit eine „extrem entmutigende“ Botschaft für Opfer von sexueller Gewalt überall vermittelt.
Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.