Berlin. Forscher erwecken das Gesicht des chinesischen Kaisers Wu zu neuem Leben. Auch das Rätsel um seinen Tod könnte gelöst sein.

Gemälde und Statuen: mehr bleibt vom Aussehen eines Herrschers nicht. Vor dem Zeitalter der Fotografie geriet das Gesicht von Königinnen, Kaisern und Fürsten schnell in Vergessenheit. Abbildungen, die meistens selbst vom Herrscher in Auftrag gegeben wurden, beschönigen oft die physischen Merkmale: eine Nase wird kleiner, die Haare voller und das Kinn kantiger. Für Historiker sind deshalb neue Techniken umso interessanter, die eine fast wahrheitsgemäße Rekonstruktion von Gesichtern erlauben.

So konnte ein Forschungsteam aus China erstmals das Gesicht des chinesischen Kaiser Wu rekonstruieren. Dafür analysierten sie die DNA des bereits vor 1500 Jahren verstorbenen Wu, aus deren Informationen sie sein Gesicht digital wiederherstellten. Auch über den Krankheitsverlauf von Wu, der 18 Jahre lang regierte, gibt die DNA laut den Forschenden Aufschluss.

Chinesischer Kaiser: In der DNA finden sich Spuren seiner Todesursachen

Die DNA-Befunde würde ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko nahelegen, heißt es in der zugehörigen Studie, die auf dem Portal „Current Biology“ veröffentlicht wurde. Dies deckt sich mit historischen Aufzeichnungen, die dem Kaiser Symptome attestieren, die an die Folgen eines Schlaganfalls erinnern. Alt wurde Wu nicht, der Angehörige der nördlichen Zhou-Dynastie starb mit nur 36 Jahren. Möglicherweise an den Folgen eben jenes Schlaganfalls.

Wu gehörte zur ethnischen Gruppe der Xianbei. Diese Nomaden lebten vor allem im Gebiet der heutigen Mongolei und im nördlichen China. „Einige Wissenschaftler behaupteten, die Xianbei hätten ein ‚exotisches‘ Aussehen gehabt, wie etwa einen dichten Bart, einen hohen Nasenrücken und gelbes Haar“, so Shaoqing Wen, der Teil der Forschungsgruppe ist, in einer Pressemitteilung.

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Im Gegensatz dazu, würde die Auswertung zeigen, dass Kaiser Wu typische ost- oder nordostasiatische Gesichtszüge hatte. Von einem Bart oder gelbem Haar ist auf der Gesichtsnachbildung nichts zu erkennen. Die nötige DNA gewannen die Wissenschaftler aus den sterblichen Überresten des Kaisers, die bereits 1996 entdeckt wurden. Dazu gehörte auch der fast vollständige Schädel, der dabei half, das Gesicht mit einem 3D-Programm zu rekonstruieren.

„Unsere Arbeit hat historische Figuren zum Leben erweckt“, wird Pianpian Wei, ebenfalls Autorin der Studie, in einer Mitteilung zitiert. Bisher habe man sich auf historische Aufzeichnungen oder Wandmalereien verlassen müssen, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Menschen der Antike aussahen.

fgö