Neuss. Eine Serie beleuchtet auf Netflix die Sex-Kultur Europas. Die Kommunalpolitikerin Yulia Vershinina aus NRW ist als Domina dabei.
Yulia Vershinina ist Politikerin. Für „Die Partei“ sitzt sie im Stadtrat von Neuss in Nordrhein-Westfalen. Im Nebenjob arbeitet sie als Model und Domina. Letzteres hat der 36-Jährigen einen Auftritt in der südkoreanischen Netflix-Doku „Risqué Business“ beschert, in der es um die Sex-Kultur in Deutschland und in den Niederlanden geht. Zwei Tage wurde in einem Berliner Domina-Studio gedreht. Das Ergebnis ist bereits auf Netflix zu sehen und garantiert jugendfrei, wie Vershinina im Interview versichert: „Alles andere wäre in Korea auch verboten.“
Frau Vershinina, was wird in der Doku gezeigt?
Yulia Vershinina: Das ist weniger eine Dokumentation als eine Reportage mit Entertainment-Charakter, schließlich ist einer der beiden Moderatoren auch Comedian. Die Darstellung verfälscht nichts. Dennoch waren einige Handlungen, die wir vorgenommen haben, leicht humoristisch angehaucht, auch wenn es um durchaus authentische Praktiken ging: ein bisschen fesseln, kitzeln, würgen, knebeln. Dabei blieben die beiden Protagonisten vollständig bekleidet, was in solch einem Umfeld nicht unbedingt üblich ist. Im Anschluss wurde aber auch ein Interview mit mir und zwei Berliner Kolleginnen geführt, das sich ernsthaft mit dem Thema Sadomasochismus beschäftigt.
Wie ist es denn zu dem Kontakt gekommen?
Vershinina: Das Produktionsteam hat in Deutschland nach Dominas gesucht, da gibt es nicht gerade wenige. Mein Internet-Auftritt scheint sie aufgrund meiner Bilder und Texte überzeugt zu haben. Ich habe dann eine WhatsApp-Nachricht mit dem Angebot bekommen. Erst war ich skeptisch, aber mein Mann hat recherchiert und ist auf die Doku gestoßen, die auch schon in Japan und Taiwan gedreht wurde und im eher verklemmten Korea über das Thema Sexualität aufklären will. Daraufhin habe ich geantwortet.
Und wie waren Ihre Erfahrungen am Set?
Vershinina: Ich war sehr aufgeregt, weil ich auch vor der Kamera sprechen musste. Ganz zufrieden bin ich mit meiner Leistung nicht, weil ich mich gerne besser vorbereitet hätte. Leider hatte ich nicht die Chance, wie die Kolleginnen auch an einer Probe teilzunehmen. Und am Set wurde Koreanisch gesprochen; ich hatte die ganze Zeit einen deutschen Übersetzer im Ohr. Sie dürfen dabei nicht vergessen, dass meine Muttersprache Russisch ist. Das Hin und Her hat mich ganz verrückt gemacht.
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Wie fällt Ihr Resümee aus?
Vershinina: Es muss den Zuschauerinnen und Zuschauern gefallen. Das ist mein größtes Anliegen. Das Team war zufrieden, obwohl man nicht vergessen darf, dass die Koreaner und Japaner sehr höflich sind und Kritik selten direkt formulieren. Für mich war es eine interessante Erfahrung.
Sie waren ja bereits in Film und Fernsehen zu sehen...
Vershinina: Ja, aber als Komparsin, da hatte ich keinen Text. Ich war beim „Tatort“ dabei, in Köln und in Dortmund. Außerdem im Film „Asphalt Burning“, da spielten die Bandmitglieder von „The Boss Hoss“ und Henning Baum mit. Auch in „Der Vorname“ und „Die Vampirschwestern 2“ habe ich mitgewirkt.
Politik, Sex-Geschäft, Show-Business – wie geht es für Sie weiter?
Vershinina: Ich weiß nicht, ob ich nochmal für den Stadtrat antrete. Politik ist ein mühsames und sehr frustrierendes Geschäft. Zurzeit sitze ich im Kulturausschuss. Das bietet sich an, ich habe ja Kunstgeschichte studiert. Dort beschäftigt mich das Clemens-Sels-Museum, das ein neues, modernes Gebäude braucht, da gibt es ständig Probleme und Widerstände; der Kulturbereich wird stiefmütterlich behandelt. Ansonsten werde ich weiter als Domina arbeiten, außerdem bin ich ja auch Model. Und ich würde gern mal bei „Let’s Dance“ mitmachen. Das ist mein großer Traum.
Dieses Interview erschien zuerst bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitungen, die wie dieses Online-Portal zur FUNKE Mediengruppe gehört.