Berlin. Der klimafreundliche Diesel HVO 100 könnte die Lösung für nachhaltige Mobilität sein. Doch nicht jeder sollte sein Auto damit betanken.
Autos sind ein großes deutsches Streitthema – für manch einen sind sie der Inbegriff individueller Freiheit, für andere eine massive Umweltsünde. Nachhaltige Mobilität ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft.
Lange Zeit galten Elektroautos als die Lösung. Doch es gibt Zweifel, viele Fahrer zögern mit dem Umstieg. Wer einen Verbrenner fährt, genauer: einen Diesel, kann demnächst auf eine umweltfreundliche Alternative zurückgreifen: den Klima-Diesel HVO 100. Ab April steht er an ausgewählten deutschen Tankstellen zur Verfügung.
HVO 100 steht für hydriertes Pflanzenöl („Hydrotreated Vegetable Oil“) in seiner reinsten Form. Biologische Abfallstoffe liegen dem Klima-Diesel zugrunde, der die Treibhausgasemissionen im Gegensatz zum herkömmlichen Diesel um 90 Prozent reduziert. Das ist deutlich mehr als bei Elektroautos: Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet sparen diese gegenüber Verbrennern rund 40 Prozent der Treibhausgase ein.
Klima-Diesel findet Unterstützung im Bundesverkehrsministerium
Das Bundesverkehrsministerium und der Autoclub „Mobil in Deutschland“ sind deshalb zwei der zahlreichen Unterstützer des Klima-Treibstoffs. Michael Haberland, Chef des Autoclubs, erklärt gegenüber dem Focus: „Zum ersten Mal hat der Autofahrer jetzt die Wahl an der Zapfsäule, ob er weiterhin fossil tanken möchte oder eben klimafreundlich. Das ging vorher nur durch die Anschaffung eines E-Autos. Wir müssen alle Optionen nutzen – und dazu zählen besonders alternative Kraftstoffe wie HVO 100.“
Kann den Klima-Diesel nun jeder tanken? Die Aussagen der Auto-Hersteller sind dafür die beste Auskunftsquelle. Audi, BMW und Mercedes haben beispielsweise schon eine Freigabe für viele ihrer Dieselmodelle erteilt. Das kann teilweise erst nach der Auslieferung passieren. So können Sie herausfinden, ob ihr Auto den Klima-Treibstoff tanken darf:
- Wenn ihr Tankdeckel eine Plakette mit dem Hinweis „XTL“ enthält, kann der neue Diesel verwendet werden.
- Das Mineralölunternehmen Neste auf seiner Webseite eine Liste veröffentlicht, die alle Fahrzeuge enthält, die mit dem HVO-Sprit betrieben werden können.
- Als letzter Ausweg ist zudem ein Anruf beim Hersteller oder Händler eine sichere Möglichkeit.
Bundesverkehrsminister will den Klima-Diesel nicht subventionieren
Mehrere Logistikunternehmen wie DB Cargo, Würth oder Edeka Süd nutzen den HVO-Treibstoff bereits und erzielen dadurch eine deutlich verbesserte Klimabilanz. Es gibt dabei keinerlei Hinweise auf Schäden am Motor oder anderen Bestandteilen, was bei nachhaltigem Diesel einer gern genutzte Erzählung von Gegnern ist. Ein ausführlicher Test des ADAC hat jedoch gezeigt, dass es in dieser Hinsicht beim HVO 100 nichts zu befürchten gibt.
Es gibt für private Autofahrer mit der Einführung zum 1. April nun jedoch ein Problem: Pro Liter wird der HVO 100 an Tankstellen 15 Cent teurer sein als normaler Diesel. Damit ist der Preisunterschied in Deutschland deutlich höher als in anderen Ländern. In Italien erhebt der Staat für den Klima-Sprit einen reduzierten Steuersatz, weshalb er dort teilweise sogar billiger als der normale Diesel ist.
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Volker Wissing (FDP) hat allerdings angekündigt, mit seinem Verkehrsministerium keine Subventionen für den HVO 100 auf den Weg zu bringen.