Berlin. Wie stark könnte der Ausbruch eines Supervulkans das Weltklima abkühlen? Weitaus weniger als bislang angenommen – so eine neue Studie.
- Welche Folgen hätte der Ausbruch eines Supervulkans für das Klima?
- Eine neue Studie weckt Zweifel an den bisherigen Erkenntnissen
- Auch in Europa gibt es mit den Campi Flegrei einen Supervulkan, der zuletzt wieder verstärkt Aktivität gezeigt hat
Wie stark könnte der Ausbruch eines Supervulkans, wie etwa der Phlegräischen Felder in Italien, das Weltklima beeinflussen? Bislang waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass Supervulkane bei einem Ausbruch so viel vulkanisches Material freisetzen, dass sie das globale Klima stark abkühlen könnten. Neue Erkenntnisse wecken allerdings Zweifel daran. Laut einer aktuellen Studie könnten die Folgen solcher Eruptionen auf das Erdklima weitaus weniger drastisch sein.
Dem Helmholtz-Zentrum zufolge tritt eine signifikante Abkühlung des Klimas nach einem Vulkanausbruch ein, wenn erhebliche Mengen Schwefelgase in die Stratosphäre befördert werden. Diese Schicht beginnt in etwa 15 Kilometern Höhe und ist die zweitunterste der Atmosphäre. Die Schwefelgase bilden dort einen Aerosolschleier, der die Sonnenstrahlen reflektiert und somit verhindert, dass diese die Erdoberfläche erreichen. Dies führt zu einer Abkühlung des Klimas über Monate oder Jahre - mit dramatischen Folgen für die Weltbevölkerung.
Supervulkan: Abkühlung würde bei Ausbruch wohl geringer ausfallen
Als klassisches Beispiel für eine solche klimatische Abkühlung wird häufig der Ausbruch des Supervulkans Toba auf Sumatra, Indonesien, vor etwa 74.000 Jahren genannt. Bisherigen Vermutungen zufolge könnte dieser Ausbruch die Menschheit beinahe ausgelöscht haben. Die Studie von Zachary McGraw und Kollegen, die jetzt im „Journal of Climate“ veröffentlicht wurde, weist jedoch darauf hin, dass es nur wenige physische Beweise für die Schwere dieses Ausbruchs gibt und die Modelle zur Abkühlung stark variieren.
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Die Autoren der Studie untersuchten verschiedene Szenarien von Supereruptionen, indem sie Schwefelmasse und Aerosolgröße variierten. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Supervulkane möglicherweise nicht in der Lage sind, die globalen Temperaturen stärker zu beeinflussen als die größten bekannten Eruptionen unserer Zeitrechnung. Die mögliche Abkühlung schätzen sie auf maximal 1,5 Grad Celsius. Die überraschendste Erkenntnis: In einigen Fällen könnte sogar eine Erwärmung eintreten. Lesen Sie hier, welchen Einfluss die Polkappen und das Grundwasser auf Vulkanausbrüche haben.
Die Frage, wie groß die Bedrohung durch Supervulkane für die Menschheit ist, bleibt weiterhin Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Die neue Studie bietet jedoch eine mögliche Erklärung dafür, warum archäologische Funde bislang keine Belege für eine erhöhte Sterblichkeitsrate nach dem Toba-Ausbruch zeigen.
Das sind die größten Supervulkane der Erde
Die Identifizierung der „größten“ Supervulkane kann je nach Kriterien variieren, wie etwa dem Volumen der Eruption, der Größe der Caldera oder der potenziellen Auswirkung eines Ausbruchs. Basierend auf dem allgemeinen Verständnis und der historischen Bedeutung, hier eine Liste von fünf bedeutenden Supervulkanen, die oft wegen ihrer Größe, ihrer Eruptionsgeschichte oder ihres Potenzials für zukünftige Eruptionen hervorgehoben werden:
- Yellowstone-Caldera (USA): Der Yellowstone-Supervulkan ist berühmt für seine drei großen Ausbrüche, die in den letzten 2,1 Millionen Jahren stattfanden, mit dem jüngsten großen Ausbruch vor etwa 630.000 Jahren. Die Caldera misst etwa 55 x 72 Kilometer.
- Toba (Indonesien): Der Toba-Ausbruch vor etwa 74.000 Jahren war einer der größten und folgenreichsten vulkanischen Ereignisse der jüngeren Erdgeschichte. Es wird geschätzt, dass bei diesem Ausbruch etwa 2800 Kubikkilometer Material ausgestoßen wurden.
- Taupo-Vulkan (Neuseeland): Der letzte große Ausbruch des Taupo-Vulkans, bekannt als die Hatepe-Eruption, ereignete sich um das Jahr 232 n. Chr. und war die größte Eruption der letzten 5000 Jahre. Die Taupo-Caldera ist Teil der Taupo Volcanic Zone auf der Nordinsel Neuseelands.
- Aira-Caldera (Japan): Die Aira-Caldera im Süden der japanischen Insel Kyushu entstand bei einem massiven Ausbruch vor etwa 22.000 Jahren. Der Sakurajima, ein aktiver Vulkan, der sich innerhalb dieser Caldera befindet, ist eine ständige Erinnerung an das vulkanische Potenzial der Region.
- Long Valley Caldera (USA): Die Long Valley Caldera in Ostkalifornien entstand vor etwa 760.000 Jahren bei einem massiven Ausbruch, der etwa 600 Kubikkilometer Material freisetzte. Obwohl sie in jüngerer Zeit weniger aktiv war, bleibt sie ein Überwachungsobjekt für Vulkanologen.
Phlegräische Felder in Italien: Supervulkan rumort – mitten in Europa
Name | Campi Flegrei (Phlegräische Felder) |
Lage | Westlich von Neapel, Italien |
Typ | Supervulkanische Caldera |
Bedeutende Eruptionen | Campanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren) |
Größe | 13 km breit |
Historische Bedeutung | Zwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera |
Auch in Europa gibt es mit den Phlegräischen Feldern einen Supervulkan. In den verganenen Monaten hat die vulkanische Aktivität deutlich zugenommen, immer wieder erschütterten Erdbeben die Gegend der Millionenmetropole in Neapel. Die starken Erdbeben sorgten für Panik unter der Bevölkerung. Daran hatte aber auch die Politik einen Anteil. Nachdem die Campi Felgrei zuletzt zur Ruhe gekommen schienen, hatte es wie auch am benachbarten Vesuv zuletzt wieder stärkere Erdstöße gegeben.