Berlin. Kurztrips mit dem Flugzeug stehen in der Kritik. Ein Reiseanbieter streicht die Angebote jetzt, will aber eine Alternative anbieten.
Die geheimen Ecken der Welt sehen, im Winter einfach mal ins Warme fliegen oder sich in der Kälte des Nordens die Polarlichter anschauen: Seit es erschwingliche Preise bei Passagierflügen gibt, reisen große Teile der Menschheit regelmäßig um den Globus.
Dadurch hat sich allerdings ein riesiges Problem entwickelt. Aufgrund der Vielzahl an Flügen, die stetig wächst, wird auch der Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes angeheizt. Flugreisen gelten als eine der größten Umweltsünden überhaupt, da durch die Verbrennung des Treibstoffs Kerosin massenhaft CO₂ in die Atmosphäre geblasen wird.
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Dennoch möchten viele Menschen nicht auf den Trip im Flugzeug verzichten. Zu wertvoll scheint der „neugewonnene“ Luxus. Doch besonders sogenannte Kurztrips sind dabei ein Ärgernis. Statistiken zufolge unternahmen die Deutschen allein im Jahr 2022 über 77 Millionen Kurzreisen mit dem Flugzeug. Auch deshalb fordern Klimaexperten und Wissenschaftler immer wieder drastische Einschnitte in unser alltägliches Leben und predigen – berechtigterweise – Verzicht.
Kurzreisen per Flugzeug: Dieser Anbieter streicht Angebote
Auch in Deutschland wird immer wieder ein mögliches Verbot von sogenannten Inlandsflügen diskutiert. Das würde zu Teilen auch die Reisebranche betreffen, die oft auf Verbindungsflüge zu anderen Flughäfen angewiesen ist.
Die französische Reiseplattform Evaneos, die auch in Deutschland ansässig ist, zieht jetzt als mutmaßlich erster Anbieter einen Schlussstrich und bietet keine Kurzreisen per Flugzeug mehr an.
Evaneos: Deshalb werden keine Kurzflüge mehr angeboten
Studien zufolge ist allein der Transport etwa für die Hälfte der Emissionen im Tourismus verantwortlich. Um diese Emissionen zu senken, bietet Evaneos jetzt keine fünftägigen oder noch kürzere per Flugzeug mehr an. Stattdessen möchte sich das Unternehmen jetzt auf nahegelegene Ziele fokussieren, die per Zug erreicht werden können.
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Das könnte sich positiv auf den CO₂-Fußabdruck einer Reise auswirke.: Die Deutsche Bahn zum Beispiel fährt nach eigenen Angaben im Fernverkehr zu einem Großteil mit Ökostrom und verursacht damit nur ein Zehntel des CO₂, das ein Flugzeug für die gleiche Strecke benötigen würde.
Flugzeug adieu: Plattform stellt Angebot um
Zusätzlich sollen neben den gestrichenen Kurzreisen auch weiter entfernte Flugziele deutlich seltener den Weg ins Angebot finden. Letsy Vattanirappel, die bei Evaneos für den deutschsprachigen Raum zuständig ist, sagt: „Wir sind fest davon überzeugt, dass der Verzicht auf Städtereisen und die schrittweise Reduzierung des Fernreiseangebots der richtige Weg hin zu nachhaltigerem Reisen ist und gerade die Tourismusbranche ihren Teil zum Erreichen dieses Ziels beitragen muss. Sowohl, indem sie das Angebot anpasst, um Emissionen einzudämmen, als auch indem sie eine wichtige aufklärende Rolle gegenüber den Reisenden einnimmt.“
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Urlaubs-Angebot reduziert: Drastische finanzielle Folgen drohen
Ein Ansatz, der das Unternehmen in die roten Zahlen schicken könnte. 2023 hatte Evaneos ein Geschäftsvolumen von etwa 200 Millionen Euro. Der Anteil an Kurzreisen beziehungsweise Städtetrips ist bisher zwar nicht sonderlich hoch, der Verzicht auf Fernreisen könnte das Unternehmen hart treffen. Etwa die Hälfte aller vermittelten Reisen beinhaltete Flüge mit einer Reisedauer über vier Stunden.
Marion Phillips, zuständig für Nachhaltigkeit bei Evaneos: „Wir sind bereit, auf Einnahmen zu verzichten, wenn die gewünschte Reiseaktivität nicht mit unseren Werten übereinstimmt. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir Alternativen für unsere Kunden schaffen müssen, um den Wandel zu fördern.“ Dazu sollen unter anderem Partnerschaften mit Bahnplattformen geschaffen werden, um den Kunden trotzdem ein breites Spektrum anbieten zu können.