Berlin. In seinem neuen ARD-Film spielt Borchardt einen bemühten Vater. Wie er über den Altersunterschied zu seiner eigenen Tochter denkt.

Seit Dirk Borchardts Fernsehdebüt mit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ sind über 30 Jahre vergangen. Dennoch blieb der inzwischen 54-Jährige als Schauspieler höchst aktiv, etwa in Serien wie „Praxis Meerblick“ oder Reihen wie „Nächste Ausfahrt Glück“. Sein komödiantisches Talent zeigt Borchardt am 12. Januar um 20.15 Uhr in der ARD – in einem Film, der in gewisser Weise nah an seinem Privatleben spielt.

Im ARD-Film „Wenn Papa auf der Matte steht“ spielt Borchardt einen Vater, der die Beziehung zu seiner erwachsenen Tochter ausbauen möchte. Wie passend, dass er sich seit fast zwei Jahren neben dem Beruf einer neuen Herausforderung stellt: 2022 wurde Borchardt selbst zum ersten Mal Vater. Im Interview erklärt der Schauspieler, wie seine kleine Tochter sein Leben prägt, was ihm an der jungen Generation nicht gefällt und warum er dennoch gerne den Körper eines 20-Jährigen hätte.

In Ihrem neuen Film geht es um die Unterschiede zwischen der Väter- und Töchtergeneration. Wie alt fühlen Sie sich?

Dirk Borchardt: Ich bin 54, aber meistens fühle ich mich jünger, vor allem wenn ich gerade Sport gemacht habe. Vor dem Sport dagegen fühle ich mich alt. Durch die Geburt von unserer Tochter vor knapp zwei Jahren führe ich auf jeden Fall ein recht junges Leben.

Machen Sie sich überhaupt Gedanken um das Älterwerden ?

Borchardt: Nicht so viel. Aber ich habe ein Interview mit einer jungen Berlinerin gelesen, die meinte, die grauhaarigen Hipster in Berlin sollten aufhören, Turnschuhe und Hoodies zu tragen. Da kann ich nur sagen: „Was willst du denn? Ich kleide mich, wie ich Lust habe.“ Ich trage zum Beispiel nur Turnschuhe.

Dirk Borchardt: „Da bleiben die alten, weißen Männer auf der Strecke“

Als älterer weißer Mann hat man inzwischen mit Vorurteilen zu kämpfen. Wie erleben Sie das?

Borchardt: Ich wurde noch nicht so damit konfrontiert, vielleicht weil ich keine „alte, weiße Männer“-Haltung einnehme. Ich fühle mich auch nicht so. Rein beruflich habe ich auch noch keine Nachteile gespürt, aber ich weiß von vielen Regisseuren, mit denen ich befreundet bin, dass sie weniger Aufträge bekommen. Die Produzenten und Sender arbeiten jetzt lieber mit jüngeren Frauen. Da bleiben die alten, weißen Männer auf der Strecke.

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Welche Unterschiede stellen Sie zwischen sich und 20- bis 30-Jährigen fest?

Borchardt: Leute um die 20 kenne ich wenig, um die 30 ein paar mehr. Letztlich habe ich mit jedem gemeinsame Themen, über die man philosophieren kann. Aber insgesamt stelle ich fest, dass die Jüngeren einen grauenhaften Musikgeschmack haben.

Was bedeutet das genau?

Borchardt: Von den Plattenfirmen wird vor allem produziert, was erfolgreich ist. Deshalb hat die Musik keinen Wiedererkennungswert, auch wenn es ein paar Ausnahmen wie beispielsweise Adele gibt. Ich mag immer noch schwitzende Leute an der E-Gitarre, während der Bassist introvertiert an seinem Instrument klüngelt. Ich liebe Bands, die einfach nur Musik machen wollen und nicht schauen, wie viel Geld sie verdienen.

Haben Sie für die Jüngeren ein paar Musikempfehlungen?

Borchardt: Da kann man Rage Against the Machine oder Red Hot Chili Peppers anbringen, oder auch ein bisschen Deep Purple und die Beatles.

Wie schauen Sie in die Zukunft, in Erwartung dessen, was das Alter noch bringt?

Borchardt: Ich bin ganz aufmerksam. Meine Schwester und meine Eltern sind leider alle schon verstorben. Finanziell habe ich gut vorgesorgt und ich achte toll auf meine Gesundheit. Das heißt, ich treibe viel Sport und versuche sehr achtsam mit mir und meinem Leben zu sein. Nicht zuletzt auch, weil ich weiß, dass ich mit meiner Tochter nicht so viel Zeit verbringen werde können wie andere Papas.

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Schauspieler Borchardt fürchtet niemals Opa zu werden

Wie sehr betrübt Sie das?

Borchardt: Es gibt schon Momente, wo ich traurig bin. Zum Beispiel weiß ich nicht, ob ich jemals erlebe, dass ich Opa werde. Wenn meine Tochter 20 ist, bin ich 74. Ich möchte mit ihr jedenfalls möglichst viele schöne Zeiten haben, bevor ich wie wir alle irgendwann in die Kiste steige.

Wie ist das, wenn man weiß, man ist der letzte Überlebende einer Familie?

Borchardt: Da ist man erstmal ganz schön allein. Meine Schwester war älter als ich, sie hat mich in meinem Leben immer begleitet. Sie ist vor fünf Jahren mit 50 gestorben, und das war ein schlimmer Augenblick. Zum Glück hatte ich meine Frau und viele Freunde, die für mich da waren.

Um das Leben wieder von der positiven Seite zu betrachten: Was macht das Vatersein mit Ihnen?

Borchardt: Ich mache viele Pläne. Zum Beispiel wollen wir viel verreisen, solange die Kleine nicht in die Schule muss. Ich habe auch fast vier Monate Elternzeit genommen. Und insgesamt läuft das Leben eben atypisch ab. Ich habe mit 54 Windeln gewechselt, während bei vielen meiner Kollegen und Freunde die Kinder das Haus verlassen.

Haben Sie neue Seiten an sich entdeckt?

Borchardt: Absolut. Man sagt den Männern nach, die Töchter bekommen, dass sie süß und in ganz hohen Tönen mit ihnen sprechen. Das mache ich auch. Auf jeden Fall habe ich eine neue Zärtlichkeit entdeckt.

„Ich habe alle getan, von dem mir meine Eltern abgeraten haben“

Im Film „Wenn Papa auf der Matte steht“ zeigen Sie bei Ihrer Tochter starke Beschützerinstinkte. Wie werden die bei Ihnen ausgeprägt sein?

Borchardt: Ich hoffe mittelmäßig. Du kannst Kinder nicht beschützen, sondern nur begleiten. Du kannst sagen: „Das finde ich gut, das finde ich doof. Mache es lieber nicht.“ Und dann machen sie es doch. Ich habe alles getan, von dem mir meine Eltern abgeraten haben, und es ist mir gut damit gegangen.

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    Gibt es wichtige Eigenschaften und Erkenntnisse, die Ihnen Ihr Vater vermittelt hat?

    Borchardt: Er hat mir viel Fleiß und Gerechtigkeitssinn beigebracht. Das sind die stärksten. Nicht zu vergessen: den Humor.

    Und das wollen Sie auch an Ihre Tochter weitergeben?

    Borchardt: Das muss man vorleben. Meine Tochter wird sehen, dass ich fleißig bin, und dann wird sie sagen: „Papa, du bist total bescheuert“ oder „Finde ich gut“.

    Würden Sie gerne mit dem 20-oder 30-jährigen Dirk Borchardt tauschen?

    Borchardt: Nein, auch wenn ich gerne den Körper eines 20-Jährigen hätte. Dann gäbe es diese ganzen Zipperlein nicht. Aber dafür ist mein Ego im Vergleich zu damals viel kleiner, zarter und liebevoller geworden.