Nuuk/Grönland. Ein grönländisches Start-up schickt Gletschereis um die Welt. Die Idee dahinter sorgt für mächtig Kritik und empört Klimaschützer.

Was zunächst nach einer Art PR-Stunt klingt, ist tatsächlich eiskalte Wirklichkeit. Das Start-up Arctic Ice aus Grönland liefert Gletschereis per Schiff in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort soll es als erfrischende Kühlung in Drinks in Nobelhotels und -restaurants genutzt werden. Das geht aus einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“ hervor, der jetzt veröffentlicht wurde. Laut den Unternehmern sollen hinter der Aktion umweltfreundliche Beweggründe stecken.

Was macht das Gletschereis so besonders?

Die Gründer schreiben auf ihrer Webseite: „Arktisches Eis wird direkt von den natürlichen Gletschern der Arktis bezogen, die seit mehr als 100.000 Jahren bestehen. Diese Eisstücke waren weder mit Erde in Kontakt, noch wurden sie mit Luftschadstoffen kontaminiert, die vom Menschen verursacht wurden. Somit ist arktisches Eis das sauberste H2O auf der Erde.“

Die Fjorde in Grönland seien demnach voll von kleineren Eisbergen, die vom Gletscher abgebrochen sind und somit nicht zur durchgehend deckenden Eisschicht gehörten. Der Gletscher selbst wird demnach nicht weiter verkleinert. Die umhertreibenden Teile würden dann mithilfe eines Krans auf ein Schiff geladen. Besonders wertvoll seien demnach Stücke aus dem Inneren des Gletschers, die komplett durchsichtig und im Wasser besonders schwer zu sehen sind. Sie gelten als besonders rein und sind dementsprechend beliebter.

Ist das Eis aufgeladen, wird es in die grönländische Hauptstadt Nuuk gebracht, wo es in gefrierfähige Container verladen wird und über Island nach Dänemark verschifft wird. Von dort aus geht es dann per Frachter durchs Mittelmeer nach Dubai, wo es von der ansässigen Firma Natural Ice weiterverkauft wird. Zur Einschätzung: Die Luftlinie dieser Reise allein beträgt schon fast 8000 Kilometer.

Gletschereis in Luxusdrinks sorgt für Empörung

Das Start-up wurde bereits 2022 gegründet, hat bisher aber „erst“ 20 Tonnen Arktis-Eis ausgeliefert. Die teils heftige Kritik, die dem Unternehmen entgegenschlug, hat die Unternehmer nach eigenen Angaben sehr überrascht. Kommentare über die sozialen Medien wie „Solltet ihr euch nicht lieber Sorgen um die Auswirkungen auf den Klimawandel machen, anstatt Gletscherwasser zu verkaufen?“ oder „Was für eine Dystopie ist das?“ gehören wohl noch zu den harmloseren. Laut Malik V Rasmussen, dem Mitbegründer von Arctic Ice, hätten manche Nachrichten sogar an Morddrohungen gegrenzt.

Messdaten zufolge schmelzen die Gletscher in Grönland fünfmal schneller als noch in den 1980er-Jahren.
Messdaten zufolge schmelzen die Gletscher in Grönland fünfmal schneller als noch in den 1980er-Jahren. © DPA Images | Felipe Dana

Die Unternehmer hingegen argumentieren, dass das Verschiffen des Eises klimafreundlich sei und einen Mehrwert für die grönländische Bevölkerung habe. Einerseits würden die meisten Frachtschiffe Grönland ohne Ladung verlassen und somit unnötig CO2 in die Luft ausstoßen. Somit seien die Touren zurück nach Dänemark, dem Haupthandelspartner Grönlands, immerhin nicht umsonst. Zweitens soll der Kohlenstoff-Fußabdruck der Lieferkette in Zukunft kompensiert werden. Das könnte unter anderem durch neue Technologien passieren, die CO2 aus der Luft absaugen.

Hinter dem Unternehmen soll eine grüne Agenda stecken

Gründer Rasmussen ist von seinen Plänen überzeugt. Er sagte gegenüber dem „Guardian“: „Ich glaube, ich bin dazu bestimmt, Grönland bei seinem grünen Wandel zu helfen. Wir haben diese Agenda, die sich durch das Unternehmen zieht. Vielleicht haben wir sie noch nicht gut genug kommuniziert.“

Rasmussens Hauptziel ist es jedoch, neue Einnahmequellen für Grönland zu erschließen. Das Land ist finanziell stark von

Dänemark

Königin Margrethe II. von Dänemark will den Thron ihrem Sohn, Kronprinz Frederik, überlassen.
Königin Margrethe II. von Dänemark will den Thron ihrem Sohn, Kronprinz Frederik, überlassen. © Bernd von Jutrczenka/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa
Königin Margrethe II. von Dänemark will abdanken.
Königin Margrethe II. von Dänemark will abdanken. © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild-POOL/dpa
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abhängig, rund 55 Prozent des grönländischen Haushaltes werden über dänische Zuschüsse generiert. Um politisch und wirtschaftlich unabhängiger zu werden, sei Wirtschaftswachstum laut Rasmussen unerlässlich. „In Grönland erwirtschaften wir unser gesamtes Geld mit Fisch und Tourismus. Ich wollte schon lange etwas anderes finden, von dem wir alle profitieren können“.