Berlin. In Nord- und Mitteldeutschland drohen weiter Hochwasser und Überflutungen. Viele Deiche müssen gesichert, Talsperren entlastet werden.

In großen Gebieten Deutschlands dauert der Hochwasser-Notstand weiter an. In den betroffenen Gebieten in Niedersachsen und Bremen drohen durch neue Regenfälle wieder höhere Pegel, auch in Thüringen, Hessen und Sachsen-Anhalt bleibt die Situation angespannt. Vielerorts gilt die Alarmstufe drei von vier, teilweise ist der höchste Notstand ausgerufen. Die Landesregierung in Hannover hat mittlerweile andere Bundesländer um Unterstützung und neue Sandsäcke gebeten, nachdem die Reserven an einem kritischen Punkt angelangt sind. So sieht die Lage an den Talsperren und Deichen aus.

Niedersachsen: Reduzierter Ablauf an der angespannten Okertalsperre

In Niedersachsen sind die Pegelstände aktuell am höchsten. Die Reserven der Sandsacklager sind fast komplett aufgebraucht. Auf das Hilfsgesuch an umliegende Bundesländer haben Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern bereits mit mehr als 1,5 Millionen neuer Lieferungen reagiert.

  • Okertalsperre: Zu 90 Prozent gefüllt, Notablauf in überflutete Oker
  • Großes Hochwasser: Flussgebiete Aller, Hunte, Hase, Oker, Leine, Mittel- und Oberweser, untere Leine
  • Kleines bis mittleres Hochwasser: Flussgebiete Wümme, Lund und Hamme sowie Elbe
  • Überflutete Städte: Oldenburg und Wiefelstede (Ammerlandkreis)

Schutzmaßnahmen:

  • Sandsäcke und mobiler Deich für gefährdete Ortsteile in Oldenburg
  • Zahlreiche überflutete Bundes-, Land- und Kreisstraßen gesperrt
  • Landwirte bereiten Evakuierung von Vieh vor
  • Französischer Zivilschutz liefert 1,2 Kilometer mobiles Deichsystem nach Celle
Zahlreiche Sandsäcke stehen auf einer Brücke am Bümmersteder Fleth in Oldenburg. Da nach den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) weiter mit Regen zu rechnen ist, bleibt die Lage in Niedersachsen angespannt.
Zahlreiche Sandsäcke stehen auf einer Brücke am Bümmersteder Fleth in Oldenburg. Da nach den Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) weiter mit Regen zu rechnen ist, bleibt die Lage in Niedersachsen angespannt. © DPA Images | Hauke-Christian Dittrich

Sachsen-Anhalt: Höchste Alarmstufe an der Helme – Sorge vor Frost

Besonders kritisch ist die Lage nach den schweren Regenfällen im Südharz. Die Dämme sind vielerorts an der Belastungsgrenze. Die Bewohner in der Gegend der Helme kämpfen gegen die stärksten Fluten seit Jahrzehnten an und versuchen Hab und Gut mit Sandsäcken zu sichern. Weitere Gefahr droht durch den angekündigten Frost am Ende der Woche. Die Lage an den Talsperren ist angespannt, vor allem im Harz. Das ist die Lage in Sachsen-Anhalt.

  • Kelbra-Talsperre: Unter hohem Druck, Notabfluss in die Helme
  • Höchste Alarmstufe: Flussgebiet Helme in Bennungen
  • Großes Hochwasser: Flussgebiete Bode, Ohre, Aland
  • Mittleres Hochwasser: Flussgebiete Salzwedeler Dumme, Havel, Elbe, Unstrut

Schutzmaßnahmen:

  • Notablauf der Talsperre in Kelbra
  • Bahnstrecke Sangershausen - Artern nach Überschwemmung gesperrt
  • Schulpflicht im Südharz ausgesetzt
  • Land Thüringen bittet Bundeswehr um Nothilfe an der Helme
  • Prophylaktische Maßnahmen zur Evakuierung an Helme ergriffen
  • Provisorischer Deich in Salzlandkreis errichtet
Notabflüsse aus der Talsperre Kelbra führen entlang der Helme zu schweren Überschwemmungen, wie hier bei Niederröblingen.
Notabflüsse aus der Talsperre Kelbra führen entlang der Helme zu schweren Überschwemmungen, wie hier bei Niederröblingen. © DPA Images | Heiko Rebsch

Thüringen: Sinkende Pegel, doch anhaltendes Risiko

Etwas weniger drastisch ist die Notlage in Thüringen. Allerdings warnt die Hochwassernachrichtenzentrale des Freistaats im Falle neuer Niederschläge in mehreren Regionen im Norden und Süden vor neuen drohenden Hochwassern.

  • Kleines bis mittleres Hochwasser: Werra in Hildburghausen, Unstrut bei Oldisleben, Leina im Kreis Gotha

Schutzmaßnahmen:

  • Bahnstrecke in Nordthüringen gesperrt
  • Flutmulde im Kreis Hildburghausen ausgebaggert
  • Bundeswehr und THW sichern Helme-Deiche in im Kyffhäuserkreis
Gegenstände treiben im Wasser zwischen den Wohnwagen auf dem Campingplatz an der Talsperre Kelbra (Drohnenfoto). Die Talsperre hat ihre maximale Kapazität erreicht und wird über die Helme abgelassen.
Gegenstände treiben im Wasser zwischen den Wohnwagen auf dem Campingplatz an der Talsperre Kelbra (Drohnenfoto). Die Talsperre hat ihre maximale Kapazität erreicht und wird über die Helme abgelassen. © DPA Images | Heiko Rebsch

Hessen: Gießen, Fulda und Marburg bedroht

Nach wie vor gilt auch in Ost- und Mittelhessen Hochwassergefahr. Neue Regenfälle ließen vielerorts das Wasser über die Ufer steigen. Bedroht sind auch die großen Mittelstädte Gießen, Fulda und Marburg.

  • Edertalsperre: Kritische Lage, Pegel droht Staudamm zu übersteigen
  • Großes Hochwasser: Lüder bei Großlüdern sowie in Fulda-Bronnzell
  • Kleine und mittlere Hochwasser: Flussgebiete Ohm, Lahn, Fulda, Main

Schutzmaßnahmen:

  • Autobahn A5 nach Überschwemmung gesperrt
  • Ablauf an der Edertalsperre viermal höher als üblich
  • Feuerwehr verteilt Sandsäcke an Haushalte in Bad Soden
Wassermassen umspülen nach tagelangen Regenfällen ein Fachwerkhaus in Großenlüder.
Wassermassen umspülen nach tagelangen Regenfällen ein Fachwerkhaus in Großenlüder. © DPA Images | Stefan Weber

Bremen: Trend zur Entspannung könnte sich umkehren

In Bremen sind die Hochwasser trotz Unwetterwarnung wieder zurückgegangen. Das Umweltressort der Bremer Landesregierung warnt allerdings nach wie vor für Mittwoch und die kommenden Tage vor steigenden Pegeln an der Weser: „Der Deutsche Wetterdienst hat für die nächste Zeit Dauerregen im gesamten Einzugsgebiet prognostiziert, daher ist wieder mit steigenden Pegelständen zu rechnen.“

  • Warnungen gelten in: Borgfeld, Timmesloh und Lehesterdeich

Schutzmaßnahmen:

  • Bauernhof in Timmersloh mit 200 Tieren evakuiert
  • Feuerwehr mobilisiert Pumpsysteme
Ein Einsatzwagen der Feuerwehr fährt durch eine überflutete Straße in Borgfeld bei Bremen. Hier ist die Wümme über die Ufer getreten.
Ein Einsatzwagen der Feuerwehr fährt durch eine überflutete Straße in Borgfeld bei Bremen. Hier ist die Wümme über die Ufer getreten. © DPA Images | Markus Hibbeler

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Schäden am Auto durch Elementarereignisse wie Hochwasser sind in der Regel durch die Teilkaskoversicherung abgedeckt. © Stefan Rampfel/dpa/dpa-tmn
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Die Hochwasserlage macht den Menschen in den betroffenen Regionen Deutschlands weiter zu schaffen. © Str/dpa/dpa-tmn
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Ist nur wenig Wasser in den Keller gelaufen, sollte nach der Dokumentation der Schäden schnell mit dem Abschöpfen begonnen werden. © Roberto Pfeil/dpa/dpa-tmn
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