Archäologen sprechen von einer „Sensation“. Auf einem legendären deutschen Berg entdeckten sie Fundamente aus dem 11. Jahrhundert.
- Ein neuer Fund erstaunt Archäologen
- Auf einem legendären deutschen Berg entdeckten sie Fundamente aus dem 11. Jahrhundert
- Der Sensationsfund gibt einzigartige Einblicke in das Mittelalter auf dem Kyffhäuser
Der Kyffhäuser in Thüringen ist Schauplatz der berühmten deutschen Nationalsage um den Staufer-Kaiser Friedrich I. "Barbarossa". Demnach sitzt der Kaiser mit dem roten Bart verzaubert im Berge auf seinem Thron und wird eines Tages sein Reich in Deutschland wieder behaupten. Archäologen haben nun zwar nicht Barbarossa, dafür aber die Überreste einer Jahrhunderte alten Burgkappelle auf dem Kyffhäuser entdeckt.
In Vorbereitung auf Umbaumaßnahmen auf dem Gelände mit dem Kyffhäuser-Denkmal aus dem 19. Jahrhundert und der mittelalterlichen Burg aus dem 12. Jahrhundert stießen die Forscher auf die lange vergessenen Fundamente der Kapelle. „Das ist tatsächlich mal eine Sensation und grenzt fast an ein Wunder, zumal der Denkmalbau und Grabungen der Nazizeit 1937/38 große Teile der Substanz zerstörten“, sagte Grabungsleiter Holger Grönwald vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie/Gebietsreferat Nord. „Das Bauwerk aus der Salierzeit im ausgehenden 11. Jahrhundert unter Heinrich IV. war völlig unbekannt.“
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Sensationsfund: Einzigartige Einblicke in das Mittelalter auf dem Kyffhäuser
Grönwald sagte: „Fundamente mit beeindruckendem Quadermauerwerk umreißen den rechteckigen Bau.“ Sie gäben noch den Ansatz des Chors zu erkennen. Zudem konnten im angrenzenden Burgareal weitere Gebäude und Mauerzüge wie Stichmauern und eine ältere Ringmauer nachgewiesen werden.
„Es gab in der Geschichte der Kyffhäuserburg mehrere Bauphasen. Etliche Gebäude wurden überbaut“, sagte Grönwald. Die Funde zeigten ein kontinuierliches Wachsen der gesamten Anlage. „Möglicherweise gab es zu einer ersten Burg auch eine Gegenburg. Daraus ist dann in der Hand einer Herrschaft ein geschlossenes Gebilde zusammengewachsen“, meinte der Archäologe.
In den jüngsten erhaltenen Bauphasen des 14. Jahrhunderts und frühen 15. Jahrhunderts seien ein Heizraum für eine Umluftheizung erkennbar. „Gefunden wurden die üblichen Keramikscherben, Knochen von Speiseabfällen sowie unter anderem ein Buchschließen-Fragment, Glasringe, die an Bechern als Dekor angebracht waren oder etwa eine Schöpfkelle.
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Kyffhäuser-Sage um Kaiser Barbarossa: Der ewig verzauberte Herrscher
“Der Kyffhäuser bekomme durch die Archäologie einen Teil seiner Geschichte zurück, sagte Grönwald. „Bis auf die überlieferte Eroberung 1118 mangelt es an Quellen - weshalb er historisch ein unbeschriebenes Blatt ist. Jetzt gibt es aber etwas, was die Kyffhäuser-Stiftung als Auftraggeber zeigen und erzählen kann.“ Die Burg aus der Zeit von Kaiser Friedrich I. war, repräsentativ aber unwirtlich gelegen, recht früh in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert aufgegeben worden. Große Teile der Anlagen waren da bereits Ruinen.
Der Dichter Friedrich Rückert machte die Kyffhäuser-Sage in seinem Gedicht von 1817 unsterblich. Demnach sei der legendäre Kaiser aus dem 12. Jahrhundert nicht auf seinem Kreuzzug in einem Fluss ertrunken, sondern lebe vielmehr weiter, gebannt im Kyffhäuser-Berg. Dorthin solle sich der Staufer-Kaiser zusammen mit seinen Hofdienern selbst verflucht haben. In einer reich verzierten Halle sitze er vor einem Tisch um den sich sein roter Bart bereits zweimal gewickelt hat. Wenn er zum dritten Mal um den Tisch reicht, so die Sage, wird Barbarossa wiederkehren und das Heilige Land aus der Hand der Türken befreien.
Die deutsche Nationalbewegung im 19. Jahrhundert machte den Kyffhäuser samt Kaiser Barbarossa zum Symbol der damaligen Freiheitsbestrebungen. Von 1892 bis 1896 wurde auf dem Gelände der alten Kyffhäuser-Burg ein gigantisches Denkmal für Kaiser Wilhelm I. errichtet. Während Wilhelm I. als zehn Meter große Reiterstatue auf die Deutschen herabblickt, ist Barbarossa symbolisch in das Fundament des Monuments gemeißelt. (os/dpa)
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