Berlin. Am 1. Mai haben Arbeitnehmende in ganz Deutschland frei. Doch warum ist das eigentlich so? Und was wird am “Tag der Arbeit“ gefeiert?
- Am Mittwoch, dem 1. Mai, ist „Tag der Arbeit“
- Hierzulande wird mit Straßenfesten zelebriert, aber auch demonstiert
- Doch woher kommt der Feiertag genau? Und an was genau wird am 1. Mai erinnert?
Der 1. Mai ist jedes Jahr in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. An diesem Tag wird traditionell der "Tag der Arbeit" begangen. Seinen Ursprung hat der Feiertag aber in den USA.
Dort riefen am 1. Mai 1886 Handel- und Arbeitergewerkschaften zu einem mehrtägigen Generalstreik auf. Das Datum war dabei kein Zufall, der 1. Mai war in den USA traditionell der sogenannte "Moving Day", an dem häufig die Arbeitsverträge endeten und viele Arbeiter ihren Wohnort wechselten. Das Ziel der Streiks war die Durchsetzung des 8-Stunden-Tages und besserer Arbeitsbedingungen. Dafür wurde bereits seit den 1860er Jahren gekämpft – jedoch ohne Erfolg.
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1. Mai : Blutige Ausschreitungen bei Demonstrationen
An den Streiks und Demonstrationen am 1. Mai 1886 beteiligten sich knapp 400.000 Arbeiter in mehreren amerikanischen Städten, unter anderem auch in Chicago. Dort kam es am 3. und 4. Mai zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten, in deren Verlauf Unbekannte eine Bombe zündeten. Die Polizei eröffnete daraufhin das Feuer. Bei den Ausschreitungen kamen mindestens sieben Polizisten und vier Arbeiter ums Leben, zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Die Auseinandersetzung ging als "Haymarket Affair" in die US-amerikanische Geschichte ein.
Im Gedenken an die Opfer der Ausschreitungen in Chicago beschlossen Gewerkschaften und Arbeiterparteien 1889 auf dem Zweiten Internationalen Arbeiterkongress in Paris, am 1. Mai 1890 weltweit zu Massenstreiks und Demonstrationen aufzurufen. Auch in Deutschland gingen die Menschen an diesem Tag auf die Straße. Die SPD beschloss daher im Oktober 1890, den 1. Mai zum Tag der Arbeiterbewegung zu machen.
"Tag der Arbeit" nach Ende des 2. Weltkrieges als Feiertag bestätigt
Im Nationalsozialismus wurde der 1. Mai schließlich ab 1933 zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Die Nationalsozialisten missbrauchten den Tag allerdings für ihre eigene Propaganda. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaftshäuser in Deutschland gestürmt, Vermögen beschlagnahmt und die Gewerkschaften gleichgeschaltet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bestätigten die Alliierten den 1. Mai als Feiertag.
Dabei wurde der Tag allerdings in Ost- und Westdeutschland sehr unterschiedlich begangen. Während in der DDR am 1. Mai als "Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus" aufwändige, staatlich organisierte Maiparaden abgehalten wurden, fanden in der BRD vor allem Kundgebungen durch die Gewerkschaften statt. Seit 1980 kam es dabei auch immer wieder zu gewaltsamen Demonstrationen.
Ein Feiertag ist der "Tag der Arbeit" übrigens nicht nur in Deutschland. Auch in vielen anderen Ländern wird der 1. Mai für Demonstrationen und zur Erinnerung an den Kampf der Arbeiter genutzt. Dazu zählen unter anderem:
- Ägypten
- Belgien
- Frankreich
- Griechenland
- Luxemburg
- Portugal
- Russland
1. Mai 2022: Nach Pause finden wieder Demonstrationen statt
Auch heute noch werden am 1. Mai in Deutschland traditionell Demonstrationen und Kundgebungen durch die Gewerkschaften organisiert. Das Jahr 2020 war das erste, in dem es aufgrund der Coronavirus-Pandemie keine großen Veranstaltungen gab. Stattdessen veranstaltete der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) digitale Demonstrationen. 2022 Jahr sollen in vielen deutschen Städten erstmals wieder Kundgebungen stattfinden. Der Tag steht dabei unter dem Motto "GeMAInsam Zukunft gestalten".
Einen zusätzlichen freien Tag haben Arbeitnehmende in Deutschland in diesem Jahr allerdings nicht: Der 1. Mai fällt auf einen Sonntag. Aus diesem Grund wird nun über einen Ausgleichstag für Feiertage, die auf Wochenenden fallen, diskutiert. Politikerinnen und Politiker von Grünen und Linken forderten Regelungen wie beispielsweise in Großbritannien oder Belgien, wo Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, am nächsten Werktag nachgeholt werden.
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(csr)
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