Mallorca. Die ersten Touristen waren wieder auf Mallorca. Doch richtig Urlaubs-Stimmung kam bisher noch nicht auf. Unser Reporter ist vor Ort.
- Mallorca im Stresstest: Nach Monaten der Pause sind letzten Montag wieder Deutsche auf die Insel zum Urlaub geflogen
- Doch die Auszeit am Meer gestaltet sich anders als gewohnt: Unter anderem mithilfe von Wärmebildkameras und Desinfektionsmittel soll eine Verbreitung des Coronavirus auf Mallorca vermieden werden
- Kann so wirklich Urlaubsstimmung bei den deutschen Touristen aufkommen?
- Unser Reporter war vor Ort und hat erkundet, wie sich ein Balearen-Urlaub in Zeiten von Corona gestaltet
Am ersten Abend will noch nicht so richtig Stimmung aufkommen, im Hotel Riu Bravo, genau zwischen „Bierkönig“ und „Mega-Park“ am Strand von Mallorca. Beide Party-Orte sind geschlossen, eigentlich beste Voraussetzungen für die Live-Band im Riu Bravo, die Hits von Coldplay und R.E.M. drauf hat.
Bis zu 10.900 sogenannte Test-Touristen dürfen in den kommenden Tagen und Wochen auf den Balearen erleben, wie sich ein Urlaub in Zeiten von Corona anfühlt
Mallorca: Nur ein Bruchteil der Gäste wie sonst im Sommer
Aber wenn im Hotel nur 90 Gäste übernachten und nur ein Bruchteil noch Abends an die Hotelbar kommt, dann hört man das deutlich. Etwa zehn Gäste stehen auf und klatschen im Takt, als die Band „Don’t Look back in Anger“ von Oasis singt. Sie tragen graue Armbänder, das bedeutet, sie zahlen auch für die Gin-Tonics hier an der Bar nichts extra.
Dafür müssen die Gäste jedes Getränk selbst an der Bar holen – natürlich mit Mundschutz. Vor dem Frühstück und dem Abendessen wird bei jedem Gast die Temperatur gemessen, anschließend, müssen sie ihre Hände desinfizieren und ziehen sich dann noch Plastikhandschuhe über, bevor sie mit dem Teller zum Buffet gehen.
Die Öffnungszeiten für den Pool sind verkürzt und zwischen den Gästen ist immer ein Tisch gestellt, so dass es kaum Kontakt gibt zwischen Touristen.
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Mallorca: Große Einschränkungen für Test-Touristen
Petra Lenz aus Lünen in Nordrhein-Westfalen findet diesen Aufwand zu viel des Guten. „Wie soll ich denn mit den vom Gel feuchten Händen die Handschuhe anziehen?“, fragt sie. „Und dann darf ich trotzdem nicht einmal selbst den Käse auf meinen Teller legen, sondern muss warten, bis das einer vom Personal macht?“
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Die 57-Jährige sagt, dass für sie das eine große Einschränkung bedeutet und sie nicht versteht, wie das mit einem Vier-Sterne-Standard vergleichbar sei. „Der Pool ist morgens zu, genau dann, wenn ich am liebsten schwimmen gehe und wenn ich am Strand entlanglaufe, hat kaum ein Geschäft offen.“
Nach und nach sollen mehr Urlauber kommen
So ist das, wenn nach fast drei Monaten Pause, das Tourismus-Geschäft erst langsam wieder anläuft. Am Montag sind die ersten beiden Flugzeuge mit rund 190 Passagieren gelandet, die vor allem auf zwei Hotels verteilt wurden. Bis Donnerstag sind das die einzigen Touristen, dann kommen weitere.
Bis zu 10.900 sogenannte Test-Touristen dürfen in den kommenden Tagen und Wochen auf den Balearen erleben, wie sich ein Urlaub anfühlt in Zeiten eines Virus, das sich unsichtbar über die Luft überträgt. Wenn das alles gut geht, kann es bald wieder losgehen mit den täglichen Flügen auf die wohl beliebteste Ferieninsel der Deutschen.
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Regionalregierung von Mallorca betreibt großen Aufwand
Der Aufwand, den Mallorca betreibt ist tatsächlich groß. Die Regionalregierung hat 105 Krankenschwestern und 45 Pfleger eingestellt, die nur dafür da sind, im Notfall Kontakte zurückzuverfolgen. Die insgesamt 18 Krankenhäuser und fünf sogenannten Covid-Express-Einheiten auf der Insel sollen zusätzlich für Sicherheit sorgen.
Zusätzlich muss jeder Tourist, der die Insel betritt, genaue Angaben über seinen Gesundheitszustand und seinen Verbleib machen. Sowohl am Flughafen als auch am Hotel untersucht eine Wärmebildkamera immer den Zustand der Gäste. Überall im Hotel sind Desinfektions-Spender verteilt.
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Ramona P. aus Berlin stört das alles wenig. Sie ist mit ihrem Mann Ingo regelmäßig auf Mallorca. „Für uns war es die beste Gelegenheit, für eine Woche herzukommen.“ Für 199 Euro für Hotel, Flug und ICE von Berlin nach Frankfurt haben sie einen guten Deal bekommen. Die 44-Jährige findet all die Maßnahmen eher beruhigend. „Klar war die Stimmung im Flugzeug noch angespannt“, sagt sie, „schon weil alle eine Maske trugen und wir eben schon lange nicht mehr hier waren.
Die beiden Charlottenburger haben eine kleine Wohnung in der Nähe von Palma, die sie normalerweise alle zwei bis drei Wochen besuchen. Sie haben sich auf der Insel im Jahr 2009 kennengelernt und haben sich dann in Berlin am Sauvignyplatz zu ihrem ersten Date außerhalb Mallorcas verabredet.
Inzwischen sind sie verheiratet und haben auch ihre Hochzeitsreise hier verbracht. Man kann sagen, ihnen ist die Insel ans Herz gewachsen. Wegen der Corona-Krise durften auch sie aber nicht mehr einreisen. Die letzte Reise war im März, damals waren sie noch ohne Maske in das Flugzeug Richtung Berlin gestiegen. Da wussten sie noch nicht, dass alle Flüge, die sie danach gebucht hatten, gestrichen sein werden.
Eine ganz andere Mallorca-Stimmung
Während in ganz Spanien über 27.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona zu verzeichnen waren, blieben die Zahlen auf Mallorca immer relativ gering. Das lag auch an den recht strikten Maßnahmen, die hier getroffen wurden — zum Leidwesen der Tourismusindustrie.
Die Angst, zu einem „zweiten Ischgl“ zu werden, lässt die Regionalregierung eben lieber auf Nummer sicher gehen. Nicht alle gastronomischen Betriebe werden die Folgen der ausbleibenden Tourismus überleben.
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Die Touristen erleben ein Mallorca, das es seit Jahren nicht mehr so gab. Selbst Ramona P. und ihr Mann haben in all den Jahren den Strand nicht so leer gesehen. Manche der Reisenden geben ganz offen zu, niemals an eine Mallorca-Reise gedacht zu haben, sondern gerade wegen der leeren Strände und der Ruhe gebucht zu haben.
Die Insel findet gerade zu sich selbst. Und im Sommer 2020 auf der „Putzfraueninsel“ kann es passieren, dass eine Band statt Partymusik Leonard Cohens „Hallelujah“ spielt und den Song ankündigt mit dem Satz: „Das folgende Lied gilt all denen, die wir verloren haben und die heute nicht hier sitzen können.“
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