Hamburg. Redakteure protestierten gegen die Sender-Entscheidung für Xavier Naidoo beim ESC. War der interne Brandbrief Grund für den Rückzieher?
Gegen die inzwischen zurückgenommene Nominierung von Xavier Naidoo für den Eurovision Song Contest (ESC) durch den Norddeutschen Rundfunk (NDR) hatten auch eigene Mitarbeiter protestiert: In einem Brief hätten viele Redakteure Kritik ausgedrückt, sagte NDR-Sprecherin Iris Bents.
Daraufhin habe die Fernsehdirektion am vergangenen Freitag zu einer Diskussionsrunde mit Unterhaltungschef Thomas Schreiber geladen, bei der Argumente für und gegen Naidoos Entsendung nach Stockholm ausgetauscht worden seien. Die Bild-Zeitung berichtete am Dienstag, die interne Kritik sei der Grund für die Absage des NDR an den Sänger am Sonnabend gewesen.
Brandbrief von 40 Mitarbeitern des NDR
Der NDR hatte Naidoos Direktnominierung für den ESC am Mittwoch vergangener Woche bekannt gegeben. Die Entscheidung stieß vor allem in den sozialen Medien auf scharfe Kritik. Naidoo wird vorgeworfen, in Liedern gegen Juden und Homosexuelle zu hetzen. Auch ein Auftritt bei der Vereinigung „Reichsbürger“, die im Visier des Verfassungsschutzes steht, wird ihm zur Last gelegt. Einige Prominente setzten sich daraufhin wiederum gegen die Hetze gegen Naidoo ein.
Das Boulevardblatt berichtete, 40 NDR-Mitarbeiter, darunter viele in leitenden Positionen, hätten in einem Brandbrief an die Senderleitung gegen Naidoos Nominierung protestiert. Dem Sänger sei daraufhin die Möglichkeit gegeben worden, innerhalb einer Frist freiwillig zurückzutreten. Erst als der Musiker darauf nicht eingegangen sei, habe der NDR die Nominierung zurückgezogen, schrieb das Blatt.
Nun droht dem NDR finanzieller Schaden
Da mit Naidoo nach dessen Angaben ein Vertrag geschlossen worden sei, drohe dem NDR ein finanzieller Schaden. Dazu sagte Sendersprecherin Bents, man könne über mögliche Verpflichtungen des NDR derzeit keine Angaben machen, da das Projekt nicht zustande gekommen sei und man zunächst Gespräche mit Naidoos Management führen müsse.
Der NDR hatte die Absage damit begründet, dass die Diskussionen dem ESC schaden könnten. Man sei von der Wucht der Reaktionen überrascht worden, erklärte ARD-Unterhaltungskoordinator Schreiber. Die Direktnominierung Naidoos war damit erklärt worden, dass es sich um einen Ausnahmekünstler handele. Nach ursprünglicher Planung hätten die Zuschauer im Februar dann in der Show „Unser Song für Xavier“ nur noch darüber entscheiden können, mit welchem Titel der Sänger zum ESC im Mai kommenden Jahres fahren sollte. Naidoo selbst wies die Kritik an seiner Person zurück. Er setze sich für Meinungsfreiheit und Toleranz ein, erklärte er.
Nach Angaben des NDR wird nun so schnell wie möglich entschieden, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden werden soll.