Jakarta. Das Land erlebt derzeit die Folgen der schlimmsten illegalen Brandrodungen seit dem Jahr 1997. Extreme Trockenheit ist ein Problem.
Die berühmten Skyline der Megacity Jakarta, Indonesiens Hauptstadt, war gestern in dicken gelben Nebel gehüllt. Menschen verließen gar nicht oder nur mit Atemmasken das Haus. Der Katastrophenschutz bemühte sich um Entwarnung. Satellitenbildern zufolge bedeckt der Smog jedoch inzwischen schon ein Drittel des indonesischen Territoriums.
Schuld daran sind illegale Waldbrände, die in diesem Jahr das schlimmste Ausmaß seit dem Jahr 1997 angenommen haben. Auch die Nachbarländer Malaysia und Singapur leiden dann unter den Rauchschwaden, die oft wochenlang den Himmel verdunkeln. Schuld sind die Besitzer von großen Plantagen, die jedes Jahr zur Trockenzeit ihre Flächen abbrennen, um Raum für Anbaugebiete von Palmöl zu schaffen.
Seit 1999 offiziell verboten, aber trotzdem praktiziert
Dass diese Brandrodungen seit 1999 offiziell verboten sind, stört die Landwirte dabei wenig. Kontrollen gibt es kaum. Kleine Bauern, denen eine günstige Alternative fehlt, sind auf diese Praxis angewiesen.
Normalerweise bringt der Monsunregen irgendwann im November Erleichterung, doch die extreme Trockenheit, die das derzeit aktive Pazifikwetterphänomen „El Niño“ mit sich bringt, zögert die Situation hinaus: „Die Feuer sind außer Kontrolle und sollen noch eine Weile weitergehen“, beschreibt die Organisation Sumatran Orangutan Conservation die Situation auf ihrer Facebookseite.
Neben dem Verlust von wertvollen Wäldern gehen durch die Feuer auch Lebensräume für Tiere verloren: Sumatras Tiger und die Orang-Utans hier und auf Borneo sind seit Jahren vom Aussterben bedroht. Vor allem setzen die Brandrodungen aber auch riesige Mengen an Emissionen frei, da in Indonesien nicht nur die Wälder selbst brennen, sondern auch der Torfboden, in dem sie wachsen. Auch der niederländische Experte Guido van der Werf von der VU University Amsterdam, der die Globale Feueremissionsdatenbank betreibt, bestätigt den Ernst der Lage. „Wir sind jetzt auf dem höchsten Level seit 1997 und haben das Jahr 2006 am 21. Oktober überholt.“ Beide Jahre waren wie auch 2015 „El Niño“-Jahre – im Katastrophenjahr 1997 wütete der bisher schlimmste „El Niño“.
Mehr CO2-Emissionen als Deutschland in einem Jahr
„Es ist eine schreckliche Situation, und wo ist die Regierung in Zeiten einer internationalen Krise wie dieser?“, schreibt die Organisation zum Schutz der Orang-Utans. „Es ist das Umweltverbrechen des 21. Jahrhunderts.“ Indonesien sei derzeit der CO2-Produzent Nummer eins weltweit.
Tatsächlich sind die Emissionen der Feuer in diesem Jahr laut der „Washington Post“ bereits höher als der gesamte CO2-Ausstoß Deutschlands in einem Jahr. Die Gesundheitsgefahr für Menschen in Indonesien, aber auch in Malaysia und Singapur, wo teilweise Schulen wegen des dichten Rauches geschlossen werden mussten, lässt sich nur schwer abschätzen.
Nach Schätzungen des „Jakarta Globe“ atmen rund 40 Millionen Menschen täglich den giftigen Rauch ein. „Nicht nur das Leiden der Menschen ist entsetzlich, die Feuer erzeugen auch massive, wirtschaftliche Kosten für die indonesische Wirtschaft“, schreibt die indonesische Zeitung. Bis zu 50 Milliarden US-Dollar, also rund 45 Milliarden Euro, könnte der Schaden am Ende betragen, nachdem das Land seit über einen Monat den Notstand ausgerufen hat und Flüge gestrichen wurden. Viele Bauarbeiten liegen brach und auch die Ernten leiden.
Schwere Kritik an der indonesischen Regierung geübt
Erik Meijaard, Autor des Artikels und Leiter einer Zukunftsinitiative auf Borneo, übte dabei auch massive Kritik an Indonesiens Regierung und an Präsident Joko Widodo, der sich derzeit zwar gerne vor Ort in den Katastrophengebieten zeige, aber wenig tue, um die Feuer wirklich zu bekämpfen. Es wären nicht ausreichend Helikopter im Einsatz, nicht genügend Gesichtsmasken vorhanden.
Besonders schlecht werde das Land aber bei den Klimaverhandlungen in Paris im kommenden Monat dastehen. Dort soll Indonesien wie angekündigt seine Pläne zur Emissionsreduktion vorlegen.