London. Heute überholt Queen Elizabeth II. ihre Ur-Ur-Großmutter Victoria. Die saß 23.226 Tage, 16 Stunden and 23 Minuten lang auf dem Thron.
Königin Elizabeth II. (89) geht am Mittwoch als britische Monarchin mit der längsten Regierungszeit in die Geschichtsbücher ein. Nach einer Berechnung des Buckingham-Palasts in London überholt sie am frühen Abend ihre Ur-Ur-Großmutter Victoria, die bis zu ihrem Tod 23 226 Tage, 16 Stunden and 23 Minuten lang auf dem britischen Thron saß. Die Queen wird den Tag in Schottland verbringen, wo sie sich im Sommer traditionell aufhält, und eine Bahnlinie eröffnen. Ihr Mann Prinz Philip (94) wird auch dabei sein. Dem „Telegraph“ zufolge wird die Queen ein paar Worte sagen.
Im Alter die Füße hochlegen? Doch nicht die Queen! Elizabeth II. sitzt mit fast 90 Jahren noch fest im Sattel. Nicht nur im übertragenen Sinn. Die Queen liebt Pferde - und reitet laut britischen Medien selbst gelegentlich noch rund um Schloss Windsor aus. Trotz ihres hohen Alters nimmt die 89-Jährige, deren Pflichtbewusstsein legendär ist, weiter unzählige öffentliche Termine wahr. Der Hut auf dem Kopf und die Handtasche am Arm dürfen dabei nicht fehlen. Bei langen Reisen tritt die Königin, die Oberhaupt von 15 Staaten außerhalb Großbritanniens ist, inzwischen aber kürzer.
Mit einer Amtszeit von bereits mehr als 63 Jahren ist die Queen Europas dienstälteste Königin - und ab dem Abend des 9. September auch die am längsten regierende britische Monarchin überhaupt. Politische Macht hat sie wenig, Einfluss dafür reichlich - hütet sich aber, sich öffentlich einzumischen.
Inbegriff der Kontinuität
Elizabeth wurde am 21. April 1926 in London als erstes Kind des Herzogs und der Herzogin von York, später König George VI. und Königin Elizabeth, geboren. An 20. November 1947 heiratete sie den Leutnant Mountbatten, heute Prinz Philip (94). Seit sie 1952 das Erbe ihres Vaters angetreten hat, ist die Queen für viele Briten zum Inbegriff von Kontinuität geworden.
Privat machte Elizabeth II. die schwierigste Zeit durch, als sich drei ihrer vier Kinder - Prinz Charles, Prinzessin Anne und Prinz Andrew - scheiden ließen. Dass sie nach dem Tod ihrer Ex-Schwiegertochter Diana nicht gleich öffentlich Gefühle zeigte, nahmen ihr die Briten übel.
Doch das ist längst verziehen. Das britische Königshaus ist auch dank des jüngsten Nachwuchses beliebt: Prinz William und seine Kate (beide 33) entzücken mit ihren Kindern die Öffentlichkeit. Prinz George (2) kann schon in die Kameras winken. Mit Prinzessin Charlotte, die im Juni zur Welt kam, hat die Queen inzwischen fünf Urenkel.
Ein richtig großes Fest gibt es nicht, in London wird aber die königliche Barkasse mittags feierlich die Themse entlang fahren. Berichten zufolge wird die Königin mit Enkel William, seiner Frau Kate (beide 33) und den Urenkeln George und Charlotte zu Abend essen. Ein Metzger, der an die Royals liefert, sagte dem „Telegraph“, er habe die Würste extra lang gemacht, um „den Triumph ihrer Majestät zu repräsentieren“.
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So feiert Großbritannien
Das richtig große Fest zu Ehren von Elizabeth II. wird es im kommenden Frühjahr geben, dann wird die Königin 90 Jahre alt. So ganz lassen die Briten sich das Feiern aber auch nicht nehmen, wenn sie am Mittwoch zur Monarchin mit der längsten Regierungszeit der britischen Geschichte wird. Die Queen bleibt in Schottland, eröffnet mit Print Philip (94) eine Bahnlinie und isst angeblich mit der Familie zu Abend. Und sonst so?
- Der 180 Meter hohe BT-Tower in London, der zur Geburt von Prinz George und Prinzessin Charlotte schon per Mega-Schriftzug der Welt „It's a boy“ und „It's a girl“ verkündete, leuchtet wieder mit einer Botschaft: „Long May She Reign“, wird da abends zu lesen sein, „Möge sie lange regieren“. Den Wunsch erfüllt sie ja bereits.
- Die prunkvolle königliche Barkasse „Gloriana“ fährt die Themse entlang, ein bisschen wie zum 60. Thronjubiläum. Mittags geht es nahe der Tower Bridge los und dann 45 Minuten durch London bis zum Parlament. Die Organisatoren hoffen auf viel Applaus am Ufer.
- Andenken gibt es natürlich auch: Unter anderem einen Kugelschreiber, eine große Schoko-Münze, ein 1000-Teile-Puzzle, ein Küchenhandtuch, eine Tasse und allerhand sonstiges (Zier-)Geschirr gibt es in der offiziellen Rekordkollektion.
- Die Münzanstalt ehrt die Queen mit einer 20-Pfund-Gedenkmünze aus Silber. Darauf sollen alle fünf Porträts Elizabeths vereint sein, die bisher auf britischen Münzen zu sehen waren. „Ich wollte, dass mein Design zeigt, wie Queen Elizabeth auch als Gesicht einer Münze über die Jahre gereift ist“, sagte Designer Stephen Taylor.
- Auch bei Madame Tussauds gibt man sich Mühe und spendiert der Wachsfigur Elizabeths ein neues Kleid - das allerdings genau so aussieht wie das alte. Die weiß-silberne Robe ist bedeckt mit 53 000 Kristallen, die Mitarbeiter von Madame Tussauds in 150 Stunden Handarbeit aufgenäht haben.
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Höhe- und Tiefpunkte
„Das lange Leben der Königin ist eine wichtige Quelle für ihre Stärke und Beliebtheit“, sagte die britische Historikerin Kate Williams. „Viele Menschen kennen gar keinen anderen Monarchen.“ Wie jeden Sommer hält die Queen sich zur Zeit in Schottland auf - erst am Samstag besuchte sie mit Ehemann Philip (94) und Thronfolger Charles (66) gut gelaunt die Highland Games. Ihre Ausdauer hat die Queen längst ins Guinness-Buch der Rekorde gebracht. Einige Höhe- und Tiefpunkte der Regierungszeit:
KRÖNUNG: Die pompöse und sehr traditionelle Feier am 2. Juni 1953 war das erste große Fernseh-Ereignis in Europa. Die BBC übertrug live - damals eine Sensation und kritisch beäugt von vielen im Establishment. Die Verkaufszahlen für Fernseher gingen in Großbritannien durch die Decke. Dass es geradezu altmodisch zuging bei der Zeremonie, soll ein persönlicher Wunsch der jungen Königin gewesen sein.
PHILIP: Im November werden es 68 Jahre sein, die Elizabeth und Philip (94) verheiratet sind. Der Prinzgemahl war immer an ihrer Seite, tat sich mit seiner Rolle als „Mann von“ aber manchmal schwer. Verliebt hat die Queen sich in den gebürtigen Prinzen von Griechenland und Dänemark schon als Teenager. Im Gegensatz zu ihr fällt Philip oft mit flapsigen bis unverschämten Bemerkungen auf - die Königin trägt es mit Fassung.
FAMILIE: Thronfolger Prinz Charles (66) und seine Schwester Anne (65) kamen zur Welt, als Elizabeth noch Prinzessin war. Nach einigen Jahren, in denen sie sich voll den Regierungsgeschäften widmete, bekam sie mit Andrew (55) und Edward (51) zwei weitere Söhne. Die Queen hat acht Enkel, darunter Prinz William (33) und Prinz Harry (30), sowie fünf Urenkel. Die Geburt von Prinz George 2013 ließ die Briten jubeln. Zuletzt kam im Sommer Prinzessin Charlotte dazu.
REISEN: In ihrer langen Regierungszeit hat die Queen bisher 97 Staatsbesuche im Ausland absolviert, davon gingen fünf nach Deutschland - zuletzt im Juni. Zum ersten Mal kam sie 1965 auf Staatsbesuch in die Bundesrepublik. Das war 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine wichtige Geste der Versöhnung. Auch als Gastgeberin ist die Queen fleißig, bisher hat sie 109 Staatsbesuche empfangen.
COMMONWEALTH: Die Queen erbte 1952 kein Weltreich mehr, die endgültige Auflösung des britischen Empires fiel aber in ihre Regierungszeit. Viele der ehemaligen Kolonien sind mit den Briten noch über das Commonwealth verbunden, dessen Oberhaupt Elizabeth II. ist. 173 Mal hat sie Commonwealth-Länder besucht. Ihre erste Reise nach Kenia trat sie als 25 Jahre alte Prinzessin an und erfuhr am 6. Februar 1952, dass ihr Vater gestorben war. Seitdem haben nur zwei Länder den Staatenbund verlassen, Simbabwe 2003 und Gambia 2013.
KRISENJAHR 1992: „Annus horribilis“ hat die Queen das Jahr genannt, in dem besonders viel Ungemach zusammenkam. Da war erstens die Sorge um die Kinder: Prinzessin Anne ließ sich scheiden, Charles und Diana trennten sich offiziell, Prinz Andrew und Sarah „Fergie“ Ferguson gingen ebenfalls auseinander. Außerdem brach auf Schloss Windsor ein Feuer aus und richtete gewaltigen Schaden an. Für den sollten erst die Steuerzahler aufkommen - ein Sturm der Entrüstung erhob sich. Seitdem zahlt die Queen „freiwillig“ Einkommens- und Kapitalertragssteuer.
DIANA: Die Mutter der Prinzen William und Harry war 36, als sie im August 1997 nach einem Autounfall in Paris starb. Ein ganzes Land versank in Trauer - und die Queen tat sich schwer, ihrem Volk gerecht zu werden. Viele fanden, dass ihr öffentlicher Auftritt und ihre Ansprache zu spät kamen. Die Beliebtheit des Königshauses, dem manche die Schuld am Schicksal der „Prinzessin der Herzen“ gaben, sank auf einen Tiefpunkt.