Wer hat an der Uhr gedreht? Am 15. August will Kim Jong Un die von den „boshaften“ Japanern eingeführte Zeit in Nordkorea abschaffen.
Nordkorea lebt in der Vergangenheit - doch das bezieht sich bald nicht mehr nur auf den rückschrittlichen Regierungsstil des Machthabers Kim Jong Un, sondern ist wörtlich zu nehmen: Denn am 15. August stellt das Land alle Uhren eine halbe Stunde zurück. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Der Grund für die Umstellung: Dann jährt sich die Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft zum 70. Mal. Und die Japaner hatten als Kolonialherren 1912 verfügt, dass die Uhren um eine halbe Stunde vorgestellt werden, um die koreanischen Uhren an die japanische Zeit anzupassen. Zuvor war es in Korea immer sechseinhalb Stunden früher als nach mitteleuropäischer Sommerzeit.
Gegen die „boshaften japanischen Imperialisten“ will Kim Jong Un nun ein machtvolles Zeichen setzen und stellt die Uhren einfach wieder auf „Pjöngjang-Zeit“ um. Schließlich hätten die Japaner der Halbinsel einfach die eigene Zeit geklaut. Die Rückstellung der Uhr um 30 Minuten zeige jedoch jetzt den „unerschütterlichen Willen“ des nordkoreanischen Volkes.
Ein Problem ergibt sich durch die Umstellung jedoch: Denn dann tickt Nordkorea eine halbe Stunde hinter dem unmittelbaren Nachbarn Südkorea hinterher. Das stößt dort auf Unverständnis, denn es gibt den gemeinsam auf nordkoreanischem Territorium betriebenen Industriekomplex Kaesong - dort seien Schwierigkeiten zu befürchten, sagt der südkoreanische Verteidigungsminister. Ganz zu schweigen davon, dass international immer die Hoffnung war, dass sich die beiden Staaten einander wieder annähern können - und nicht noch weiter voneinander entfernen.