München. Stephan Beckenbauer war für viele der Sohn seines berühmten Vaters. Für Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller war er mehr.
Auf dem Platz war sein großer Name für Stephan Beckenbauer eine Belastung. Also suchte der Sohn von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer nach der Karriere erfolgreich die Nische, die sein Über-Vater unbesetzt gelassen hatte. In der Nachwuchsarbeit trainierte der kurzzeitige Bundesliga-Profi beim FC Bayern München Talente wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller - und formte damit Weltmeister. In der Nacht zum Sonnabend ist Stephan Beckenbauer im Alter von 46 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben, wie die Familie gemeinsam mit den Bayern mitteilte. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder.
Die Nachricht vom Tod Beckenbauers sorgte für einen Schock in München - aber nicht nur dort. „Tief betroffen vom frühen Tod von Stephan Beckenbauer“, schrieb Fifa-Präsident Sepp Blatter bei Twitter. „Meine Gedanken sind bei meinem Freund Franz und seiner Familie.“ Auch Schweinsteiger postete in den sozialen Netzwerken: „Die Nachricht über den Tod meines Jugendtrainers Stephan Beckenbauer macht mich sehr traurig. Mit meinen Gedanken bin ich bei seiner Familie.“
Bayern beim Supercup in Trauerflor
Der FC Bayern lief beim Supercup am Sonnabendabend in Wolfsburg mit Trauerflor auf, „aus Respekt“, wie Torwart Manuel Neuer sagte. An der Säbener Straße war Beckenbauer seit seinem Karriereende 1997 in der Nachwuchs-Ausbildung aktiv, bis 2012 leitete er die U17 - und prägte damit eine ganze Fußballer-Generation mit: Von Schweinsteiger und Lahm über Michael Rensing und Andreas Ottl bis zu Müller, Holger Badstuber und Mats Hummels - alle wurden von Beckenbauer trainiert.
In der Jugendarbeit fand der Familienvater letztlich sein fußballerisches Glück, vor acht Jahren kam noch ein kurzes Intermezzo als Co-Trainer von Hermann Gerland in der zweiten Bayern-Mannschaft dazu. „Ich bin absolut zufrieden und kann mir vorstellen, das noch ein paar Jahre weiter zu machen“, hatte er der „Süddeutschen Zeitung“ noch 2010 gesagt. Eine Karriere als Profi-Trainer strebte er nicht an - kein Wunder, dann wäre er wieder der Sohn des Trainer-Weltmeisters Franz Beckenbauer gewesen. „Ich bin froh, in die Stadt gehen zu können und nicht alle drei Meter angesprochen zu werden“, sagte er damals.
Auch 1860 München gedenkt Beckenbauer
Als Aktiver war ihm eine Laufbahn wie vielen seiner Schützlinge verwehrt geblieben. Beckenbauer lief in der Bundesliga für den 1. FC Saarbrücken auf und spielte unter anderem auch für 1860 München und die Bayern-Amateure in unteren Ligen. „Mit unseren Gedanken sind wir bei seiner Familie und seinen Freunden“, schrieb der aktuelle Regionalligist aus Saarbrücken bei Facebook. Die Münchner „Löwen“ zeigten vor der Zweitliga-Partie am Samstag gegen Freiburg ein Bild Beckenbauers auf den zwei Videoleinwänden der Allianz Arena.
Er habe schon „immer nur Fußball spielen“ wollen und sei deshalb bewusst „in denselben Bereich“ wie sein Vater gegangen, sagte Stephan Beckenbauer der „SZ“. Seine zwei Brüder Michael und Thomas wählten andere Berufe - und mussten sich daher auch nicht dem Vergleich mit dem Vater stellen.
Stephan aber war auf dem Rasen immer der Sohn von Franz Beckenbauer. Für ein Buch-Projekt der „Bild“-Zeitung zum 60. Geburtstag seines weltberühmten Vaters schrieb er 2005: „Ich werde oft gefragt, ob mir der Name Beckenbauer in meiner Entwicklung etwas gebracht hat. Ob ich dadurch Vorteile hatte. Nein. Hilfe war er nicht. Mir ist erst später bewusst geworden, dass der Name eher eine Belastung für mich war.“