Berlin.

Auf einer dreistöckigen Hochzeitstorte tanzen zwei Paare. Es sind zwei Männer und zwei Frauen – frisiert und geschminkt wie Zuckerguss-Figuren. Das Szenario auf dem Wagen der US-Botschaft stand für das alles überragende Thema beim Christopher Street Day (CSD) am Sonnabend in Berlin. Einen Tag zuvor hatte in den USA das höchste Gericht die Homo-Ehe in allen 50 Bundesstaaten für zulässig erklärt. Nun war die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auch in Deutschland eine der Hauptforderungen der 200.000 CSD-Demonstranten. Etwa eine halbe Million Zuschauer säumte nach Angaben der Polizei im Laufe des Tages die Straßen, als sich der bunte Zug vom Kurfürstendamm in Richtung Brandenburger Tor bewegte.

Ob nur mit einer Lederhandtasche „bekleidet“ oder mit schwarz-rot-goldenen Pailletten-Hörnern auf dem Kopf: Wie jedes Jahr waren Lack und Leder, nackte Haut und farbenfrohe Kostüme zu sehen. Im Mittelpunkt stand allerdings ein recht konservativer Wunsch: heiraten zu können. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) fand bei der Eröffnung der CSD-Parade, die an einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Trans-Menschen am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street erinnert, dann auch klare Worte: „Ein bisschen Gleichstellung geht nicht.“ Es sei überfällig, dass Berlin bei dem Thema vorangehe. Das Land hatte sich bei einer Abstimmung im Bundesrat enthalten, weil die Berliner CDU erst ihre Mitglieder befragen will.