StockhoLm. Schweden feiert Märchenhochzeit. Carl Philip und Sofia sind ein Paar. „Liebeserklärung auf Weltklasse-Niveau“
Als der schwedische Prinz mit seiner Braut Sofia, 30, auf der Treppe vor dem Stockholmer Schloss steht, unten eine jubelnde Menschenmenge, reckt der Rennfahrer die Faust in die Luft wie bei einem Sieg. Für Carl Philip, 36, ist es einer. „Wir haben nie den schweren Weg gewählt, er hat uns gewählt“, sagt der Prinz später beim Bankett zu seiner Ehefrau, die er mit der Hochzeit zur Prinzessin gemacht hat: „Heute beweisen wir, dass die Liebe alles überwindet.“ Die romantische Rede ist das i-Tüpfelchen auf einer modernen Märchenhochzeit, mit der Carl Philip und die Yogalehrerin die Herzen der Schweden berührt haben.
König Carl Gustaf freute sich als Papa und Schwiegervater nicht nur mit den beiden, sondern wohl auch über die gute Presse für das Königshaus. Stockholms schreibende Zunft staunte gestern über die „ungewöhnlich persönliche und moderne“ Feier. In der Schlosskirche läuft ein Song der Band Coldplay, am Schluss kommt sogar Partystimmung auf, als Carl Philip und Sofia zu dem Gospel „Joyful, Joyful“ ausziehen. Auf dem Rücken der Braut blitzt ihr Tattoo unter dem Schleier auf. Die Botschaft: Die junge Frau aus der schwedischen Provinz bleibt sich auch als Prinzessin treu.
Nach drei Hochzeiten in fünf Jahren steht nun lange keine royale Trauung in Schweden mehr an. Vorerst entzückte die dreijährige Estelle – Töchterchen von Kronprinzessin Victoria und ihrem Mann Daniel – jedenfalls noch als Blumenmädchen. Auf dem Schoß von Prinzessin Madeleines Mann Christopher O’Neill nuckelte Mini-Prinzessin Leonore friedlich an ihrem Schnuller, während ihr sichtlich bewegter Onkel seine Sofia anschmachtete und schließlich laut und bestimmt „Ja“ sagte. Die selbstbewusste Bürgerliche hat den als schüchtern geltenden Prinzen aufblühen lassen, meinen Beobachter.
Wegen Sofias wilder Vergangenheit als Reality-TV-Sternchen und Bikinimodel hatten sich die Paparazzi 2010 auf die Beziehung der beiden gestürzt. „Jedes Mal, wenn wir versucht haben, uns voneinander fernzuhalten, war mein Herz leer“, sagt Carl Philip in seiner Rede am Abend. Vor der dürfte der Prinz noch nervöser gewesen sein als in der Kirche. Er leidet an einer Lese- und Schreibschwäche, die sich auch beim freien Sprechen bemerkbar macht. An seine Frau gerichtet sagt er aber: „Deine Liebe bewirkt, dass ich jede Herausforderung meistern kann.“ Sie mache ihn zum „glücklichsten Mann der Welt“.
Die Boulevardpresse überschlägt sich vor Begeisterung über die „Liebeserklärung auf Weltklasse-Niveau“. Dass das Fernsehen die ganze Hochzeit samt Abendessen mit „Prinzessin Sofia“-Spargel und warmherziger Rede des stolzen Königs stundenlang für Millionen im Livestream übertrug, war Imagewerbung auf Weltklasse-Niveau.
Dass die Braut bei einer Royal-Hochzeit das Wort ergreift, ist im Hofprotokoll wohl nicht vorgesehen. Sofia hat bei der Feier am Abend aber etwas anzukündigen: Ihren Bräutigam überrascht sie mit einem selbst geschriebenen Song, den ihre Freunde vortragen. „Alles, was ich bin, alles was ich habe – bis zu meinem letzten Atemzug werde ich dich mit jedem Herzschlag lieben“, verspricht sie dem Prinzen.
Volksnähe kommt an, das haben nicht nur die Schweden begriffen. Wenn die britischen Royals Babybilder über Facebook verbreiten, betonen sie besonders, dass Mama Kate selbst auf den Auslöser gedrückt hat. Dank Traumhochzeiten und Babys fliegen den europäischen Monarchien die Herzen zu. Von Königshaus-Kritikern war in Stockholms Straßen am Wochenende nichts zu sehen. Sie hatten schließlich sogar das Wetter gegen sich. Der Kater kommt wohl erst nächstes Jahr, wenn der Hof den schwedischen Steuerzahlern die Rechnung für das Sommermärchen präsentiert. Umgerechnet knapp eine Million Euro soll darauf stehen.
Gefeiert wurde am Sonnabend auch in London: Denn mit einer Parade hat Queen Elizabeth II. ihren Geburtstag nachgefeiert. Die Königin, die Ende Juni zum Staatsbesuch in Deutschland erwartet wird, wurde im April 89 Jahre alt. Die öffentliche Feier findet traditionell am zweiten Juni-Sonnabend in London statt – dann ist in der Regel besseres Wetter als im April. Dabei dürfte dem zweitjüngsten Mitglied der Königsfamilie – Prinz George – mindestens so viel öffentliche Aufmerksamkeit zuteilgeworden sein wie seiner Großmutter. Auf den Armen seines Vaters schaute Urenkel Prinz George, 1, vom Balkon des Buckingham-Palastes dem Treiben zu.