Berlin. Die Zahl der heißen Tage pro Jahr mit Temperaturen von mindestens 30 Grad ist zwischen 1951 und 2013 von drei auf acht gestiegen.

Der Klimawandel erreicht Deutschland. Steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme wirken sich zunehmend auf die Gesellschaft aus, wie aus dem am Sonnabend veröffentlichten bislang umfassendsten Bericht der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel hervorgeht. Die Zahl der heißen Tage pro Jahr mit Temperaturen von mindestens 30 Grad im deutschen Durchschnitt ist zwischen 1951 und 2013 von drei auf acht gestiegen. Zugleich sinkt die Zahl der Eistage mit Höchstwerten von unter null Grad.

„Der Bericht spricht eine eindeutige Sprache: Klimawandel findet auch in Deutschland statt, und er wirkt in viele Bereiche des täglichen Lebens hinein“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie verwies unter anderem auf den Aufbau eines Hitzewarnsystems, dass es zum Beispiel Pflegeeinrichtungen ermöglichen soll, sich besser auf längere Perioden mit heißen Tagen einzustellen.

Extreme Dürre in Kalifornien

"No Water = No Jobs" - „Kein Wasser = Keine Arbeit“, steht auf einem Schild in Kalifornien © dpa | Michael Nelson
Im Westen der USA breitet sich die extreme Trockenheit weiter aus
Im Westen der USA breitet sich die extreme Trockenheit weiter aus © dpa | Michael Nelson
Die Wasserreserven des Lake Borax bei Clearlake (Kalifornien) sind so gut wie erschöpft
Die Wasserreserven des Lake Borax bei Clearlake (Kalifornien) sind so gut wie erschöpft © dpa | John G. Mabanglo
Die Region leidet bereits das vierte Jahr in Folge unter extremer Dürre
Die Region leidet bereits das vierte Jahr in Folge unter extremer Dürre © dpa | John G. Mabanglo
Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown hat angesichts der anhaltenden Dürre Vorschriften zum Wasserverbrauch angekündigt
Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown hat angesichts der anhaltenden Dürre Vorschriften zum Wasserverbrauch angekündigt © dpa | John G. Mabanglo
Die angekündigten Sparmaßnahmen des Gouverneurs sorgen für Kritik in der Bevölkerung
Die angekündigten Sparmaßnahmen des Gouverneurs sorgen für Kritik in der Bevölkerung © dpa | Michael Nelson
Ein ausgetrockneter Wasserkanal bei Bakersfield im US-Bundesstaat Kalifornien
Ein ausgetrockneter Wasserkanal bei Bakersfield im US-Bundesstaat Kalifornien © dpa | Michael Nelson
Auch die Weinanbau-Region Napa Valley in Kalifornien leidet unter der Trockenheit
Auch die Weinanbau-Region Napa Valley in Kalifornien leidet unter der Trockenheit © dpa | John G. Mabanglo
„Pray for Rain“ (Bete für Regen): Bereits im vergangenen Jahr war es in Kalifornien heiß und trocken
„Pray for Rain“ (Bete für Regen): Bereits im vergangenen Jahr war es in Kalifornien heiß und trocken © dpa | Barbara Munker
Die 38 Millionen Kalifornier verbrauchen im Schnitt pro Tag jeweils 700 Liter. „Entschieden zu viel“, meinen Wissenschaftler
Die 38 Millionen Kalifornier verbrauchen im Schnitt pro Tag jeweils 700 Liter. „Entschieden zu viel“, meinen Wissenschaftler © dpa | John G. Mabanglo
Gouverneur Jerry Brown warnte: „der Klimawandel ist kein Scherz“
Gouverneur Jerry Brown warnte: „der Klimawandel ist kein Scherz“ © dpa | John G. Mabanglo
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Betroffen vom Klimawandel in Deutschland sind laut Ministerium neben dem Gesundheitswesen unter anderem auch die Energieversorgung und die Landwirtschaft. Zwar vollziehe sich die Erwärmung nur schleichend, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenendausgabe), die vorab aus dem Bericht zitiert hatte. „Aber wir sehen durchaus regional erste Auswirkungen“, erläuterte Krautzberger.

Stoppen lasse sich der Klimawandel nicht: „Selbst wenn wir in diesem Moment alle Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, würde sich das Klima für hunderte Jahre weiter ändern.“

Der Bericht untersucht anhand von gut 100 Indikatoren, wie sich der Klimawandel in Deutschland auswirkt und wie sich das Land darauf vorbereiten kann. Die Maßzahlen reichen von der Zahl der Hitzetoten über die Intensität von Sturmfluten bis zur Ausbreitung fremder Arten.

In bestimmten Regionen Süddeutschlands breiten sich dem Bericht zufolge neue wärmeliebende Insekten wie die Tigermücke aus. Sie könnten schwere Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen. In der Landwirtschaft führten Trockenheit oder Wetterextreme wie Stürme, Starkregen und Hagel zu großen Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen. Daher würden neue Sorten erprobt, die sich besser an längere Trockenphasen anpassen.

Der Monitoring-Bericht wurde von einer interministeriellen Arbeitsgruppe verabschiedet, die sich mit der Anpassung an den Klimawandel befasst. Behörden-Chefin Krautzberger warb in der „Süddeutschen Zeitung“ eindringlich für Vorsorge. „Katastrophenschutz ist das letzte Mittel“, sagte sie: „Aber wir müssen uns auch dafür rüsten.“ Zugleich müssten die Staaten mehr tun, um die Erderwärmung einzugrenzen: „Wir brauchen beides, Klimaschutz und Anpassung. Es gibt da kein Entweder-Oder.“