Berlin. Die Zahl der heißen Tage pro Jahr mit Temperaturen von mindestens 30 Grad ist zwischen 1951 und 2013 von drei auf acht gestiegen.
Der Klimawandel erreicht Deutschland. Steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme wirken sich zunehmend auf die Gesellschaft aus, wie aus dem am Sonnabend veröffentlichten bislang umfassendsten Bericht der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel hervorgeht. Die Zahl der heißen Tage pro Jahr mit Temperaturen von mindestens 30 Grad im deutschen Durchschnitt ist zwischen 1951 und 2013 von drei auf acht gestiegen. Zugleich sinkt die Zahl der Eistage mit Höchstwerten von unter null Grad.
„Der Bericht spricht eine eindeutige Sprache: Klimawandel findet auch in Deutschland statt, und er wirkt in viele Bereiche des täglichen Lebens hinein“, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie verwies unter anderem auf den Aufbau eines Hitzewarnsystems, dass es zum Beispiel Pflegeeinrichtungen ermöglichen soll, sich besser auf längere Perioden mit heißen Tagen einzustellen.
Extreme Dürre in Kalifornien
Betroffen vom Klimawandel in Deutschland sind laut Ministerium neben dem Gesundheitswesen unter anderem auch die Energieversorgung und die Landwirtschaft. Zwar vollziehe sich die Erwärmung nur schleichend, sagte Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenendausgabe), die vorab aus dem Bericht zitiert hatte. „Aber wir sehen durchaus regional erste Auswirkungen“, erläuterte Krautzberger.
Stoppen lasse sich der Klimawandel nicht: „Selbst wenn wir in diesem Moment alle Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, würde sich das Klima für hunderte Jahre weiter ändern.“
Der Bericht untersucht anhand von gut 100 Indikatoren, wie sich der Klimawandel in Deutschland auswirkt und wie sich das Land darauf vorbereiten kann. Die Maßzahlen reichen von der Zahl der Hitzetoten über die Intensität von Sturmfluten bis zur Ausbreitung fremder Arten.
In bestimmten Regionen Süddeutschlands breiten sich dem Bericht zufolge neue wärmeliebende Insekten wie die Tigermücke aus. Sie könnten schwere Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen. In der Landwirtschaft führten Trockenheit oder Wetterextreme wie Stürme, Starkregen und Hagel zu großen Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen. Daher würden neue Sorten erprobt, die sich besser an längere Trockenphasen anpassen.
Der Monitoring-Bericht wurde von einer interministeriellen Arbeitsgruppe verabschiedet, die sich mit der Anpassung an den Klimawandel befasst. Behörden-Chefin Krautzberger warb in der „Süddeutschen Zeitung“ eindringlich für Vorsorge. „Katastrophenschutz ist das letzte Mittel“, sagte sie: „Aber wir müssen uns auch dafür rüsten.“ Zugleich müssten die Staaten mehr tun, um die Erderwärmung einzugrenzen: „Wir brauchen beides, Klimaschutz und Anpassung. Es gibt da kein Entweder-Oder.“