Mannheim. Am Tag nach dem wegen Bombenalarms geplatzten „GNTM“-Finales macht die Modelmama ganz routiniert Werbung
Jenny Tobien
„Topmodel“-Finale geplatzt, eine ganze Arena wegen Bombenalarms geräumt und eine Zuschauerzahl so niedrig wie nie – doch Heidi Klum strahlt. Professionell wie immer lächelt das Model am Freitag in die Kameras. Am Tag nach dem „GNTM“-Desaster in Mannheim steht für die 41-Jährige ein ganz normaler Werbetermin auf dem Programm.
In einem Luxuskaufhaus in Berlin präsentiert sie einem exklusiven Kundinnenkreis ihre Unterwäsche-Linie. Vom Sicherheitspersonal abgeschirmt, gibt Klum zwei Stunden lang Autogramme. Sie lächelt – gekleidet in Jeans und schwarz-goldenem Mantel – für Selfies mit Fans ausgiebig in die Smartphones.
Vergessen scheint das Chaos in der Mannheimer SAP-Arena keine 24 Stunden zuvor: Dort wird das Finale der ProSieben-Castingshow „Germany’s next Topmodel“ jäh abgebrochen. Gegen 21.35 Uhr fordert ein Moderator die fast 10.000 Zuschauer in der Halle auf, die Halle „geordnet zu verlassen“. Wegen eines „technischen Problems“ könne die Show nicht fortgesetzt werden, heißt es zunächst. Später gibt der Sender bekannt: Es gab eine Bombendrohung. Es war eine Frauenstimme, das wird am Freitag bekannt. Die Polizei versucht die Anruferin zu ermitteln und wertet dafür die Telekommunikationsdaten aus. Bisher gebe es keine heiße Spur, heißt es am Freitag. Über Hinweise, dass die umstrittene Show möglicherweise im Visier von Kriminellen sein könnte, sei der Polizei zuvor nichts bekannt gewesen, sagt ein Sprecher.
Schon gut 20 Minuten vor der Räumung der Halle hat Klum überraschend knapp eine Werbepause angekündigt. Direkt danach verlassen sie und ihre Co-Juroren Thomas Hayo und Designer Wolfgang Joop die Bühne. Die TV-Zuschauer bekommen nach der Werbepause einen Spielfilm zu sehen.
Zu diesem Zeitpunkt sind vor den Bildschirmen nur noch 2,03 Millionen Zuschauer dabei. Lediglich auf etwa jedem zehnten eingeschalteten Fernseher in Deutschland läuft die Klum-Show. Beim Start der Sendung um 20.15 Uhr hatten noch 2,24 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 7,6 Prozent) eingeschaltet. Es war die niedrigste Zuschauerzahl bei einem Finale seit Bestehen der Show. Im vergangenen Jahr hatten noch 3,10 Millionen Zuschauer (10,9 Prozent Marktanteil) das Finale verfolgt.
Am Donnerstagabend in Mannheim frieren draußen vor der geräumten Halle viele Mädchen in dünnen Kleidern. Diesmal ist das keine „Challenge“, bei der sich Nachwuchsmodels bewähren müssen, wie das so häufig bei „GNTM“ zu sehen ist. Es sind Zuschauerinnen der Liveshow, die bei dem übereilten Aufbruch ihre Mäntel zurücklassen mussten. Klum twittert in der Nacht, dass der Abend „leider nicht so zu Ende gegangen“ sei, wie sie es sich gewünscht habe. „Sicherheit geht vor!“
Auf Facebook gibt es derweil teils hämische Kommentare zu dem jähen Ende des Finales. „War bestimmt ’ne Kalorienbombe“, schreiben User mit Blick auf die Vorwürfe gegen die Sendung, das dort verbreitete Schönheitsideal könne bei Mädchen und jungen Frauen Essstörungen fördern.
Es hat eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet „Germany’s next Topmodel“ so durcheinandergewirbelt wird. Wohl kaum ein anderes Format im deutschen Fernsehen ist derart durchgetaktet und exakt geplant wie Klums Laufstegspektakel.
Viele Zuschauer äußern schon in der Nacht ihren Unmut darüber, dass die Prominenten angeblich viel früher aus dem Gebäude geführt worden seien – Augenzeugen berichten von rund 20 Minuten Differenz. „Das kommt mir vor wie die ,Titanic‘. Erst die Menschen erster Klasse, dann die Menschen zweiter Klasse“, sagt ein junger Mann auf dem Parkplatz nach Verlassen des Gebäudes. Der Sender weist die Vorwürfe zurück: Es sei „kein VIP-Bereich zuerst evakuiert worden“, erklärt ein Sprecher. „Die Verantwortlichen von ProSieben haben als Letzte die Halle verlassen.“
Konkurrent RTL erhöht dieSicherheitsmaßnahmen bei DSDS
Der ProSieben-Konkurrent RTL ist nach dem Abbruch in Mannheim gewarnt: Am Sonnabend ist das Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ aus der Bremer ÖVB-Arena, am Montagabend läuft „Herbstblond – Gottschalks große Geburtstagsparty“ live aus dem Berliner Admiralspalast. Eine RTL-Sprecherin versichert: „Wir verstärken die Sicherheitsmaßnahmen und sind dazu aktuell mit dem eigenen Sicherheitsdienst, dem Hallenbetreiber und der Polizei im engen Austausch.“
Heidi Klum will ihr diesjähriges Topmodel nun in einer Sendung am 28. Mai küren. Zum Abbruch kann es dann kaum kommen. Die Show wird vorher aufgezeichnet.