Berlin. Thomas Gottschalk am Wendepunkt: Macht er im Fernsehen weiter oder nicht? Zu „Wetten, dass..?“ hat er seine eigene Theorie.
Mit 65 Jahren stellt sich für Thomas Gottschalk, der vor dreieinhalb Jahren seine Show „Wetten, dass..?“ abgab, erneut die Frage nach der Zukunft. Ein paar Pfeile hat er noch im Köcher: Ende Mai will er mit dem Privatsender RTL, der ihn bis Jahresende für sich verpflichtet hat, übers Weitermachen reden, wie der Entertainer im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur sagte. Und „Wetten, dass..?“, einmal im Jahr als Highlight serviert, wäre auch eine Option, zu der er nicht kategorisch Nein sagen würde.
Mit 65 Jahren sind Sie in dem Alter angelangt, in dem der Durchschnitts-Bundesbürger seinen Rentenbescheid aus dem Briefkasten fingert. Bei Ihnen geht die Show aber weiter. Was treibt Sie?
Gottschalk: Getrieben bin ich nicht mehr, inzwischen lasse ich mich eher treiben. Den Rentenbescheid hab ich letztes Jahr bekommen und sofort abgeheftet. Ich würde verhungern, denn ich war nur drei Jahrebeim Bayerischen Rundfunk fest angestellt. Danach war ich immer Gesichtsvermieter auf eigenes Risiko. Und das bin ich bis heute. Altbauten sind immer noch gefragt, auch im unrenoviertem Zustand.
Sie stehen nach wie vor bei RTL unter Vertrag - werden Sie den über 2015 hinaus verlängern? Und welche Ideen gilt es noch zu verwirklichen?
Gottschalk: Ob bei RTL oder woanders. Ideen hab ich viele, ob man sie verwirklichen muss, ist eine andere Frage. Die Party zu meinem 65. überträgt RTL live am 18. Mai aus dem Admiralspalast in Berlin.
Ich bin gespannt, wie die Show bei RTL bewertet wird. Da sind ja einige wilde Kerle über 60 unterwegs, zu denen ich nun mal gehöre. Wenn diese Programmfarbe dem Sender ein Publikum bringt, mit dem er etwas anfangen kann, beschaffe ich ihm das auch gerne weiterhin. Wir wollen Ende Mai darüber nachdenken, wie eine gemeinsame Zukunft aussehen kann.
Das Thema „Wetten, dass..?“ scheint in der Öffentlichkeit abgehakt, das Leben geht weiter. Ergäbe eine Wiederbelebung überhaupt einen Sinn und wären Sie darauf noch ansprechbar, wenn das ZDF käme?
Gottschalk: „Wetten, dass..?“ als Serie ist erledigt. Als Event einmal im Jahr könnte es funktionieren. Aber Sie haben recht, das Leben geht auch so weiter. Ihres und meines.
Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Günther Jauch, auch Stefan Raab - danach wird fallen den Leuten vielleicht noch Jörg Pilawa und Johannes B. Kerner ein. Kann das klassische Fernsehen noch Köpfe mitallgemeiner Relevanz hervorbringen? Trifft Joko & Klaas oder Jan Böhmermann die Ungnade der späten Geburt?
Gottschalk: Es ist ein großes Glück meines Lebens, großes Fernsehen gemacht zu haben, als Fernsehen groß war. Wer in den letzten 30 Jahren ferngesehen hat, kam ja gar nicht an mir vorbei. Die Zeiten haben sich geändert. Ich war eine von den wenigen Telefonzellen, die durch viele Smartphones ersetzt wurden.
Große TV-Unterhaltung bedeutet heute aber Serie: „Tatort“, „House of Cards“, „Games of Thrones“. Der „Bunte Abend“ ist schwierig geworden, egal, ob da Eier ausgebrütet werden oder Menschen im körperlichen oder geistigen Einsatz gegeneinander antreten. Bei Stefan Raab funktioniert das, weil er live sendet und erkennbar an seine Grenzen geht. Ich glaube, der Live-Effekt ist das Einzige, was die Fernseh-Unterhaltung dem Netz immer noch voraus hat.
Wäre ein Thomas Gottschalk heute noch einmal 40 Jahre jünger: Wohin führt ihn dann sein Berufsweg? Doch nicht als blutiger Anfänger zum Bayerischen Rundfunk?
Gottschalk: Keine Ahnung. Blogger wäre ich aber sicher keiner.
Ihre Autobiografie „Herbstblond“ liest sich urkomisch, man hört und sieht den Gottschalk richtig quatschen. Wird „Winterweiß“ in vielleicht 15 Jahren mit neuer Kurzhaarfrisur eine Enthüllung letzter Geheimnisse werden, die wir aus „Herbstblond“ noch nicht erfahren haben?
Gottschalk: Im Frühling will man vom Herbst nichts wissen und im Herbst erst recht nicht vom Winter. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Und hoffe vor „Winterweiß“ auf einen Goldenen Oktober. (dpa)