Frankfurt/Oberursel. Ein Anschlag wurde vereitelt, der Radklassiker in Frankfurt abgesagt. Doch das LKA gibt keine Entwarnung. Hatten die Bombenbauer Hintermänner?
Terroranschlag vereitelt, Radrennen abgesagt – doch die Gefahr durch mutmaßliche Terroristen besteht offenbar fort. Denn trotz der Festnahme eines verdächtigen Islamisten-Paares sieht das hessische Landeskriminalamt die Gefahr eines Anschlags noch nicht gebannt. „Wir müssen wissen, ob es Mittäter gibt, die noch agieren oder schon agiert haben“, sagte ein LKA-Sprecher am Freitag in Wiesbaden.
Das geplante Radrennen „Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn“ war am Donnerstag aus Sicherheitsgründen abgesagt worden, weil die Ermittler nicht ausschließen können, dass es weitere Beteiligte gab.
Gegen das Paar, das türkische Wurzeln hat, hatte ein Richter am Donnerstagabend Haftbefehl erlassen. Sie werden der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verdächtigt. Die Behörden vermuten, dass das Paar einen Terroranschlag plante und möglicherweise das Radrennen im Visier hatte.
Am Donnerstag hatte die Präsidentin des hessischen Landeskriminalamts, Sabine Thurau, erklärt, dass bei dem Ehepaar Material sichergestellt wurde, das geeignet sei, eine Vielzahl von Menschen zu töten oder zumindest schwer zu verletzen. Darunter war unter anderem auch Wasserstoffperoxid, ein Stoff, den die Sauerland-Gruppe benutzt hatte, um Anschläge auszuüben. Die Gruppe war zuvor festgenommen worden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Paar Verbindungen zur islamistischen Szene hatte. „Es gibt nichts, was diesen Verdacht abschwächen oder widerlegen könnte“, sagte der Sprecher.
Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zeigte Verständnis für die Absage. Die Entscheidung sei "bedauerlich, aber dem Bedürfnis nach Sicherheit geschuldet. Schade, dass einzelne Leute etwas kaputtmachen, worauf sich eine Million gefreut hatte", sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping.
Auch Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), konnte die Entscheidung nachvollziehen. "Mit der Absage handelt die Polizei umsichtig und verantwortungsvoll. Das ist im Interesse von Fahrern und Fans des traditionsreichen deutschen Frühjahrsklassikers", erklärte er: "Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung lehnen wir grundsätzlich ab, denn Sport will Menschen zusammenbringen, nicht trennen." Der dreimalige Sieger Fabian Wegmann ergänzte: "Ich liebe dieses Rennen, aber ich würde dafür nicht mein Leben geben. Wenn es abgesagt wurde, dann hat es seine Gründe."
Das traditionsreiche Rennen war bis 2008 unter dem Namen "Rund um den Henninger-Turm" bekannt. Trotz der Absage sind zahlreiche Hobbyfahrer am Freitag auf die Strecke gegangen. Veranstaltungschef Bernd Moos-Achenbach gab um kurz nach 9 Uhr in Eschborn den Startschuss für das Jedermann-Rennen, bei dem die Teilnehmer auch ein Zeichen gegen Gewalt und Terror setzen wollen. (HA/dpa/AFP)