Kathmandu . Am Donnerstag zogen Helfer einen 15-Jährigen und eine junge Frau aus den Trümmern. Dauerregen behindert Hilfe für die Erdbebenopfer.

Es mutet an wie ein Wunder: Fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal sind noch zwei Überlebende gerettet worden - ein 15-jähriger Teenager und eine junge Frau. Dies teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Freude über die Rettung unterbrach kurz die Sorge um die Versorgung und Angst vor Nachbeben im Katastrophengebiet. Die Zahl der registrierten Todesopfer liegt inzwischen bei mehr als 5900. Allein in Nepal kamen mindestens 5858 Menschen um.

Das Beben der Stärke 7,8 hatte die Himalaya-Region am Sonnabend getroffen und vor allem in Nepal schlimmste Schäden angerichtet. Und doch gelang es Rettungskräften noch am Donnerstag, den 15-jährigen Pemba Tamang aus den Trümmern eines siebenstöckigen Gebäudes zu ziehen. Stunden später wurde dann am Abend die junge Frau namens Krishna Devi Khadka in der Nähe des Busbahnhofs von Kathmandu lebend gefunden. Ihr Alter wurde mit 20 bis 30 angegeben.

An der Rettung des Jungen hatten nepalesische Rettungskräfte mit Unterstützung amerikanischer Helfer stundenlang gearbeitet. Der Polizist L. B. Basnet berichtete, er sei schließlich in einen Spalt gekrochen, um zu dem 15-Jährigen zu gelangen. Der Teenager habe sich bedankt. „Er sagte mir seinen Namen, seine Adresse und ich gab ihm etwas Wasser“, berichtete Basnet.

Als der 15-Jährige endlich auf einer Trage ins Freie gebracht wurde, hing er bereits an einem Tropf. Der Junge blinzelte nach Tagen in der Dunkelheit im gleißenden Sonnenlicht. Später berichtete der Gerettete der AP, er habe zum Zeitpunkt des Bebens in einem Hotel gearbeitet. „Plötzlich brach das Gebäude zusammen“, sagte er. „Ich dachte, jetzt werde ich sterben.“ Während er eingeschlossen war, hatte er nach eigenen Worten nur etwas Butter zum Essen.

Hier können Sie für Nepal spenden

Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin

Spendenkonto 502 502 bei der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, BLZ 21060237, IBAN: DE26210602370000502502, BIC: GENODEF1EDG. Stichwort: Nepal Erdbebenhilfe

Caritas international, Freiburg

Spendenkonto 202 bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00, IBAN: DE04660205000000000202, BIC: BFSWDE33KRL. Stichwort: Erdbebenhilfe Nepal

terre des hommes

Spendenkonto 700 800 700 Volksbank Osnabrück eG, BLZ 265 900 25, IBAN: DE20 2659 0025 0700 8007 00, Stichwort: Erdbeben Nepal

Plan International Deutschland e.V.

Bank für Sozialwirtschaft, Stichwort: Erdbebenhilfe Nepal, IBAN: DE92251205100009444933

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Mehr als 70 Nachbeben

In den vergangenen fünf Tagen dokumentierten indische Wissenschaftler in der Himalaya-Region mehr als 70 Nachbeben mit einer Stärke von mehr als 3,2. Das sagte der Direktor für Seismologie des indischen Wetteramts in Neu Delhi, J.L. Gautam. Das stärkste davon, mit einem Wert von 6,9, habe sich am Sonntag ereignet.

Zehntausende Menschen haben in dieser Woche die Hauptstadt Kathmandu verlassen - aus Angst vor Nachbeben und Sorge um ihre Familienmitglieder in abgelegenen Gegenden. Die Regierung hat kostenlose Busverbindungen in verschiedene Orte eingerichtet. Am Donnerstag trieb Regen in der Hauptstadt viele aus Zelten zurück in ihre Häuser - trotz der Gefahr von Nachbeben und trotz der Schäden.

In Kathmandu kehrte das Leben langsam zur Normalität zurück. Kleinere Imbissbuden und Läden hatten geöffnet. „Es normalisiert sich wieder, aber wir spüren immer noch Nachbeben“, sagte der Banker Prabhu Dutta. „Es fühlt sich noch immer nicht sicher an“.

Tausende Opfer bei Jahrhunderterdbeben in Nepal

Ein Soldat der indischen Luftwaffe bringt ein gerettetes Kind in die Ambulanz
Ein Soldat der indischen Luftwaffe bringt ein gerettetes Kind in die Ambulanz © AP | Altaf Qadri
Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaya hat Hunderte Menschen das Leben gekostet
Ein gewaltiges Erdbeben im Himalaya hat Hunderte Menschen das Leben gekostet © AP | Niranjan Shrestha
Einige Opfer werden krematiert
Einige Opfer werden krematiert © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Bei dem schweren Erdbeben sind allein in Nepal nach Regierungsangaben mehr als 3200 Menschen ums Leben gekommen
Bei dem schweren Erdbeben sind allein in Nepal nach Regierungsangaben mehr als 3200 Menschen ums Leben gekommen © AP | Niranjan Shrestha
Gebäude und Jahrhunderte Jahre alte Tempel stürzten zusammen
Gebäude und Jahrhunderte Jahre alte Tempel stürzten zusammen © AP | Niranjan Shrestha
Vom Erdbeben betroffene Menschen trauern um die Opfer
Vom Erdbeben betroffene Menschen trauern um die Opfer © AP | Manish Swarup
Das Beben erreichte die Stärke von 7,8, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte
Das Beben erreichte die Stärke von 7,8, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Menschen beobachten die Kremation
Menschen beobachten die Kremation © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Das Epizentrum lag 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu in einer Tiefe von elf Kilometern
Das Epizentrum lag 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu in einer Tiefe von elf Kilometern © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Ein Nepalese schaut sich die Auswirkungen des Erdbebens schockiert an
Ein Nepalese schaut sich die Auswirkungen des Erdbebens schockiert an © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Rettungskräfte bergen die Opfer
Rettungskräfte bergen die Opfer © REUTERS | NAVESH CHITRAKAR
Eine Stunde nach dem ersten Beben gab es ein Nachbeben mit der Stärke 6,6. Es folgten weitere Nachbeben
Eine Stunde nach dem ersten Beben gab es ein Nachbeben mit der Stärke 6,6. Es folgten weitere Nachbeben © AP | Niranjan Shrestha
Zahlreiche Menschen in den betroffenen Regionen sind jetzt obdachlos
Zahlreiche Menschen in den betroffenen Regionen sind jetzt obdachlos © AP | Pratap Thapa
Mit Menschenketten versuchen die Retter, sich zu den Verschütteten vorzuarbeiten
Mit Menschenketten versuchen die Retter, sich zu den Verschütteten vorzuarbeiten © AFP | PRAKASH MATHEMA
Menschen befreien einen Verschütteten nach dem schweren Erdbeben in Nepal
Menschen befreien einen Verschütteten nach dem schweren Erdbeben in Nepal © dpa | Narendra Shrestha
Der Mann steckte tief im Schutt
Der Mann steckte tief im Schutt © dpa | Narendra Shrestha
Viele Menschen wurden gerettet
Viele Menschen wurden gerettet © dpa | Narendra Shrestha
Die Armee des Landes half bei der Rettung
Die Armee des Landes half bei der Rettung © dpa | Narendra Shrestha
Völlig zerstörte Gebäude
Völlig zerstörte Gebäude © dpa | Narendra Shrestha
Verletzte Menschen auf Matten vor einem Krankenhaus
Verletzte Menschen auf Matten vor einem Krankenhaus © dpa | Narendra Shrestha
Ein Blick von oben
Ein Blick von oben © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens
Weitere Bilder von den Ausmaßen des Erdbebens © dpa | Narendra Shrestha
Vom Erdbeben zerstörte Häuser in Kathmandu
Vom Erdbeben zerstörte Häuser in Kathmandu © AP
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Kletterer dürfen Everest-Aufstieg wagen

Bei der Erdbebenkatastrophe gab es auch in Indien und Tibet Tote. Tausende Wohnhäuser und andere Gebäude wurden zerstört. Chinesische Behörden haben mehr als 4000 Menschen in Sicherheit gebracht. Nach dem Beben in Nepal waren in Tibet mindestens 25 Menschen ums Leben gekommen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag mitteilte.

Aus Angst vor Erdrutschen entschieden die Behörden, die Stadt Zham zu evakuieren, in der das Beben Häuser zerstört hatte. Die Menschen wurden in Zelten in der 300 Kilometer entfernten Gemeinde Lhatse untergebracht. China hatte am Montag laut Xinhua alle Klettertouren während der Frühlingssaison auf der Nordseite des Mount Everest verboten. Das Beben vom Sonnabend hatte sein Zentrum in Nepal. Dort starben Tausende Menschen.

Durch eine von dem Beben ausgelöste Lawine am Mount Everest kamen 19 Menschen ums Leben, darunter nach Angaben von Nepals Bergsteigervereinigung eine Australierin, zwei US-Amerikaner, ein Japaner und ein Chinese. Trotz der Katastrophe wollen es die nepalesischen Behörden aber den noch am Berg verbliebenen Teams erlauben, den Aufstieg zu wagen - wenn die Kletterer sich selbst dazu entschließen, wie der Chef der Tourismusbehörde, Tulsi Prasad Gautam, sagte. Nach Angaben aus EU-Kreisen befinden sich nach dem Erdbeben vom Sonnabend noch immer rund 9000 EU-Bürger in Nepal.

Mehrere große Expeditionsteams - wie Jagged Globe, die Teammitglieder verloren haben - haben ihre Vorhaben abgesagt. Sie wollen in diesem Jahr nicht mehr von Nepal aus auf den Mount Everest steigen. Auch auf chinesischer Seite zogen sich aus Furcht vor Nachbeben zunächst alle ins Basislager zurück. Bergsteiger wie der Tiroler Alois Fuchs berichteten von dort, der Berg sei gesperrt. Auch das deutsche Team Amical Alpin und das Schweizer Team von Kobler & Partner drehten um.

Einige Gruppen in Nepal planten den Aufstieg noch, sagte Shrestha. Allerdings müsse eine neue Route durch den gefährlichen Eisfall gelegt werden. Die alte Route - die mit Leitern und Seilen gesichert war - wurde von Lawinen zerstört. Die etwa 180 Bergsteiger, die oberhalb des Eisfalls festsaßen, wurden sicher ins Tal gebracht.

"Die Natur scheint gegen uns zu sein"

Dauerregen und die anhaltende Gefahr von Erdrutschen behindern die Hilfen für die Erdbebenopfer. Im Bergland, wo mit den größten Zerstörungen gerechnet wird, konnten auch am Donnerstag keine Hubschrauber landen. „Die Natur scheint gegen uns zu sein“, sagte der Chef des Krisenstabes im Heimatministerium, Rameshwor Dandal. Hilfsorganisationen warnten vor dem Ausbruch von Seuchen. In einigen Lagern, in denen obdachlose Bebenopfer Zuflucht gefunden haben, nähmen Durchfallerkankungen zu. Es fehlen Toiletten und sauberes Trinkwasser. Die Zahl der geborgenen Toten stieg auf knapp 5500. Fast 11.000 Menschen wurden nach den jüngsten Zahlen verletzt.

Erdbeben mit hohen Opferzahlen

Sumatra/Indonesien

Ein Seebeben der Stärke 9 vor der indonesischen Insel Sumatra löst Weihnachten 2004 gewaltige Tsunamis aus. Sie bringen binnen weniger Stunden Tod und Zerstörung an viele Küsten des Indischen Ozeans. Etwa 230 000 Menschen sterben. Darunter sind auch 552 Deutsche, ganz überwiegend Thailand-Touristen.

Haiti

Anfang 2010 kommen bei einem Erdbeben mehr als 220 000 Menschen ums Leben. Mindestens 1,2 Millionen Haitianer werden obdachlos. Neun Monate später bricht eine Cholera-Epidemie aus. Es sterben mehr als 7600 Menschen, mehr als 600 000 erkranken.

Pakistan

Im Oktober 2005 fordert ein Erdbeben mit der Stärke 7,6 allein in Pakistan mehr als 86 000 Todesopfer, im indischen Teil Kaschmirs etwa 1350. Mehr als 3 Millionen Menschen werden obdachlos.

China

Bei dem folgenschwersten Erdbeben in China seit 1976 werden im Mai 2008 etwa 87 000 Menschen in der südwestchinesischen Provinz Sichuan und anderen Regionen getötet. Das Beben der Stärke 7,9 bringt mehr als 5,3 Millionen Gebäude zum Einsturz. 1976 gab es im Osten Chinas nach Schätzungen zwischen 255 000 und 655 000 Todesopfer.

Japan

Ein Beben vor der Ostküste Japans mit einer Stärke von 9 und ein anschließender Tsunami richten im März 2011 schwere Zerstörungen an. Mehr als 15 800 Menschen kommen ums Leben, etwa 2600 gelten als vermisst. Das Beben führt zur Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima.

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Die durch kaputte Straßen, mangelhafte Infrastruktur und Organisationschaos nur schleppende Verteilung von Hilfsgütern bringt immer mehr Menschen auf. In ländlichen Gebieten blockierten Dorfbewohner Lastwagen mit Hilfsgütern und forderten von der Regierung schnellere Hilfen. Das bitterarme Nepal bat das Ausland, mit Hubschraubern auszuhelfen. Im Land sind derzeit nur rund 20 Helikopter für die Rettungsflüge verfügbar. Am Donnerstag wurden Hubschrauber aus China erwartet.

Die UN gehen davon aus, dass 600.000 Häuser beschädigt oder ganz zerstört wurden. Acht Millionen der 28 Millionen Einwohner Nepals seien von dem Beben betroffen. (dpa/afp/rtr/AP)