Hamburg. 18 Jahre lang prägte er mit investigativen Recherchen das Politmagazin „Monitor“ des WDR. Nun ist Klaus Bednarz im Alter von 72 Jahren gestorben.
Er gehörte zu den profiliertesten, meinungsstärksten und engagiertesten Journalisten Deutschlands, prägte 18 Jahre lang mit investigativen, oftmals unbequemen Recherchen das Politmagazin „Monitor“ des WDR und war – insbesondere für konservative Politiker – ein rotes Tuch: Am Dienstagabend ist Klaus Bednarz im Alter von 72 Jahren in Schwerin gestorben.
Die Wirkung, die Bednarz auf die Bonner Republik hatte, belegen seine vielen Auszeichnungen – zwei Grimme-Preise, eine Carl-von-Ossietzky-Medaille, eine Goldene Kamera, um nur einige zu nennen.
Noch deutlicher aber zeigen die Reaktionen dejenigen, die zum Gegenstand seiner Berichterstattung wurden, dass Bednarz einflussreich in einem Maß war, das in Anbetracht der zerfaserten, hyperbeschleunigten Medienlandschaft des 21. Jahrhunderts kaum noch vorstellbar war: Franz Josef Strauß wetterte einmal gegen die „rote Reichsfernsehkammer“, der CSU-Bundestagsabgeordnete Lorenz Niegel erstattete 1989 vergeblich Anzeige gegen Bednarz, weil dieser zur Fahnenflucht aufgerufen hatte. In einer Ausgabe von „Monitor“ sagte er: „Ich persönlich kann nur hoffen, dass – sollte jemals wieder in Europa ein Krieg ausbrechen – möglichst viele Soldaten desertieren. Möglichst am ersten Tag, in der ersten Stunde.“
Gegen eine Zuordnung ins linke Lager wehrte sich Bednarz allerdings stets. Er sei vielmehr stolz darauf, dass sich seine Redaktion „mit allen politischen Lagern angelegt habe“, sagte er einmal. Dass seine Recherchen und Berichte überwiegend konservative Politiker trafen, war eben auch der Tatsache geschuldet, dass der überwiegende Teil seiner Zeit bei „Monitor“ mit der Regierungszeit Helmut Kohls zusammenfiel. Und tatsächlich waren es nicht nur Christsoziale und -demokraten, die ihre Not mit Bednarz’ mahnenden, anprangernden Worten hatten.
Bednarz war nie ein Parteigänger
Auch Politiker von SPD und Grünen arbeiteten sich an ihm ab, die Stasi ließ ihn überwachen. Der russische KGB und der deutsche BND versuchten hingegen – so erzählte es Bednarz 2001 der „Zeit“ – ihn anzuwerben. Sie hatten genau so wenig Erfolg wie alle anderen, die ihn auf seine Seite ziehen wollten: Bednarz war nie ein Parteigänger, immer journalistisch distanziert und integer, auch vor seiner Zeit bei „Monitor“.
Er war Auslandskorrespondent der ARD in Warschau und Moskau, leitete das „Auslandsstudio“ des WDR und moderierte die „Tagesthemen“. Erinnern wird man sich aber in erster Linie an „Monitor“, dieses Magazin, das in den 80er-Jahren bis zu neun Millionen Menschen einschalteten. Eine Quote, die heute nur noch der „Tatort“ erreicht. Und das ganz ohne „irgendeinen Medien-Schnickschnack“ mitzumachen, wie es Bednarz einmal ausdrückte. Das hieß für ihn: Die Inhalte sollten die Sendung tragen, die Verpackung war nachrangig. Es gab kein schickes Studio, keine Hochglanzbilder. Nur Klaus Bednarz im Pullover und die unbequemen Geschichten: Diskriminierung, Machtmissbrauch, Ausbeutung, Umweltsünden. Das Bild, das Bednarz von Deutschland zeichnete, konnte einen verzweifeln lassen. Oder anspornen, es besser zu machen, den Skandalen etwas entgegenzusetzen.
„Pionier des investigativen Journalismus"
Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor übertreibt nicht, wenn er den promovierten Slawisten Bednarz einen „Pionier des investigativen Journalismus“ nennt, ein „Vorbild für viele Journalistinnen und Journalisten“. Bednarz war vielleicht keine singuläre Gestalt und auch er war nicht vor Fehlern sicher. Aber er war, wie Georg Restle, der heutige Redaktionsleiter und Moderator von „Monitor“ es formuliert, mit Sicherheit „einer der ganz Großen im deutschen Journalismus“. Klaus Bednarz habe immer unbequem sein wollen „und er war es im besten Sinne“. Ein Kompliment, das dem Journalisten, der den Vorwurf, ein „Moralapostel“ zu sein, gern mit der Frage beantwortete, ob man in ihm „lieber einen unmoralischen Journalisten sehen“ wolle, sicher gefallen hätte.