Paris. Einsatzkräfte suchen noch nach Habseligkeiten der Germanwings-Opfer. 150 Menschen kamen bei dem Absturz ums Leben.
Der medizinische Dienst der Lufthansa hat das Luftfahrtbundesamt einem Zeitungsbericht zufolge nicht über die abgeklungene schwere Depression des Co-Piloten der in Frankreich abgestürzten Germanwings-Maschine informiert. Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf eine schriftliche Stellungnahme des Luftfahrtbundesamtes berichtet, hatte die Braunschweiger Behörde bis zur Akteneinsicht beim Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt in Main am 27. März „keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe“.
Der Co-Pilot Andreas L. hatte den Germanwings-Airbus den bisherigen Ermittlungsergebnissen zufolge am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf bewusst in einen Berg in den französischen Alpen gesteuert, um sich das Leben zu nehmen. Dabei kamen 150 Menschen ums Leben. Schnell wurde bekannt, dass der 27-jährige L. bereits wegen schwerer psychischer Probleme mit Suizidgefahr behandelt worden war.
Laut der „Wams“ hätten die Lufthansa-Ärzte, die den Piloten in den Jahren von 2009 bis 2014 untersuchten, das Luftfahrtbundesamt darüber informieren müssen. Ein Flugmediziner müsse seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an die Aufsichtsbehörde verweisen. Seitdem habe es noch zwei Tauglichkeitsprüfungen gegeben, und zwar im Sommer 2013 und 2014.
Laut der „WamS“ gab es in der Lizenz des Co-Piloten zudem einen sogenannten SIC-Vermerk, der vorschreibt, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren muss. Das war aber nicht geschehen, wie das Luftfahrtbundesamt auf Anfrage der „WamS“ bestätigte. Die Lufthansa wollte sich zu dem Fall nicht äußern und verwies auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die vom Unternehmen natürlich voll unterstützt würden.
Seit 2009 hätten die Lufthansa-Ärzte in den unternehmenseigenen Aeromedical Centern in Frankfurt am Main und München insgesamt sechs Mal die Tauglichkeit von Andreas L. bestätigt, schreibt die „Wams“. 2009 sei zusätzlich zum gewöhnlichen Test auch ein psychiatrisches Gutachten erstellt worden. Weitere derartige Gutachten seien aber nicht eingeholt worden.
Einsatzkräfte suchen noch nach Habseligkeiten der Germanwings-Opfer
Bei den Bergungsarbeiten an der Germanwings-Absturzstelle konzentrieren sich die Einsatzkräfte inzwischen auf die Habseligkeiten der Opfer. Andere Arbeiten seien weitgehend eingestellt, berichteten französische Medien am Sonntag unter Berufung auf die Präfektur. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marseille wurden etwa zahlreiche Handys gefunden.
In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren. Für schweres Bergungsgerät hatten die französischen Verantwortlichen eigens einen improvisierten Weg für Geländefahrzeuge zu dem sonst nur zu Fuß oder per Hubschrauber erreichbaren Ort des Absturzes präparieren lassen. Die Lufthansa hat bereits eine Spezialfirma damit beauftragt, das Gelände nach dem Absturz zu reinigen. Auch diese Arbeiten sollen unter Aufsicht von Staatsanwaltschaft und französischen Behörden erfolgen.
Am Wochenende waren erneut Angehörige der Opfer in der Unglücksregion eingetroffen. Die meisten der 150 Getöteten stammten aus Deutschland und Spanien. Die Gedenkstätte in Le Vernet nahe dem Absturzort wurde von Trauernden besucht. Die Angehörigen wurden wie stets seit dem Absturz am 24. März von der Polizei abgeschirmt.