Hannover. Auch vierte Ehe des Altkanzlers nach fast 18 Jahren gescheitert. Auszug aus dem gemeinsamem Haus nach Ostern
Solche Geschichten hörte man immer wieder in Niedersachsens Landeshauptstadt: Gerhard Schröder und seine Frau Doris Schröder-Köpf gingen getrennte Wege, der Ex-Kanzler habe das gemeinsame Haus in Waldhausen bei Hannover verlassen. Und mindestens ebenso lange wurden solche Geschichten immer wieder dementiert: Da sei nichts dran. Manchmal ging das Ehepaar dann sogar juristisch gegen solche Berichte vor.
Dieses Mal gab es kein Dementi. Und wenn nicht vieles täuscht, dann wird es auch keine juristischen Schritte gegen die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) geben, das Heimatblatt der Schröders. Es berichtet unter Berufung „auf zuverlässige Quellen“, dass die beiden sich nunmehr tatsächlich getrennt hätten. Schon nach Ostern soll Schröder aus dem gemeinsamen Haus ausziehen. Dass er in einer neuen Wohnung lange alleine leben wird, kann sich in Hannover jedoch kaum einer so recht vorstellen.
Nachdem das Paar Gerüchte bislang aber immer schnell, kurz, knapp und gerne auch mit einem leicht genervten Augenrollen abräumte, steht die Ehe nun doch vor dem Aus. „Ja, es stimmt, die beiden haben sich leider getrennt“, heißt es aus dem direkten Umfeld von Schröder-Köpf. Das Aus nach fast 18 Ehe-Jahren. Die Schröders selbst waren nicht zu erreichen. Gerhard Schröder, 70, halte sich nicht in Hannover auf, er sei zur Kur in Süddeutschland.
Doris Schröder-Köpf, 51, ist auch nicht in Hannover. Sie ist am Mittwoch, zu Beginn der niedersächsischen Osterferien, in den Urlaub gefahren. Das Ehepaar hat zwei schulpflichtige Kinder, um deren Betreuung sich in den vergangenen Jahren auch der Ex-Kanzler gekümmert hatte. Er selbst hat gelegentlich zugegeben, dass ihm das nicht immer leicht von der Hand ging. Ein bisschen kokettiert hat er trotzdem mit dieser neuen Aufgabe.
Spätestens seitdem seine Ehefrau im Jahr 2013 als Kandidatin der SPD in den niedersächsischen Landtag eingezogen war, hatte sich der frühere Regierungschef zu Hause in die Pflicht nehmen lassen. „Mein Mann erledigt jetzt viel von dem, was ich früher gemacht habe – Hausaufgaben betreuen, Transportdienste für die Kinder, Gassi gehen mit Holly“, dem Hund der Schröders, berichtete Doris damals in Interviews.
Sie selbst wurde wenige Monate nach ihrer Wahl in den niedersächsischen Landtag vom sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Stephan Weil auch noch zur Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe ernannt. Eine Aufgabe, der sie seitdem mit großem Engagement nachgeht. Noch in der vergangenen Woche hat sie im Landtag ein vehementes Plädoyer für ein neues Einwanderungsgesetz gehalten.
Doris Schröder-Köpf und Gerhard Schröder hatten sich Mitte der 1990er-Jahre kennengelernt. Er war damals niedersächsischer Ministerpräsident, sie Redakteurin beim „Focus“. Ein Foto der beiden beim Besuch einer Ölplattform ging damals durch die Gazetten. Wenig später trennte sich Schröder von seiner damaligen Ehefrau „Hillu“ Schwetje, von der sich Schröder im selben Jahr scheiden ließ. 1997 heiratete der Politiker dann die Journalistin. Davor war der SPD-Politiker von 1968 bis 1972 mit Eva Schubach und von 1972 bis 1984 mit Anne Taschenmacher verheiratet.
Daher überrascht das neuerliche Ehe-Aus auch niemanden. „Die Trennungsarie ist typisch für den Gerd“, sagt ein langjähriger politischer Weggefährte Schröders. Auch weniger Nahestehenden fiel längst auf, dass die Zahl gemeinsamer Auftritte oder öffentlicher Herzlichkeiten zuletzt immer seltener wurde. „Seine Ehen gingen immer dann zu Ende, wenn seine Frauen ein eigenes Leben entwickelt haben“, betont Schröders Weggefährte.
Die Ehe mit Doris war auch wegen der großen Ambition des späteren Bundeskanzlers von Beginn an von großer öffentlicher Aufmerksamkeit begleitet. „Doris hat gesagt“, eine häufige Redewendung Schröders zur Erklärung gelegentlich auch komplexer politischer Entscheidungen, wurde später zu einem Bonmot im politischen Berlin. Dass die Ehefrau auch zu einer der wichtigsten politischen Berater des Regierungschefs wurde, haben die beiden nie bestritten. Später, andersherum, als Doris Schröder-Köpf sich daranmachte, selbst eine Laufbahn als Politikerin zu beginnen, hielt Schröder sich mit Ratschlägen jedenfalls öffentlich immer zurück. Auch sie achtete streng darauf, jeden Anschein, der Altkanzler könne seiner Frau den Weg in den Landtag erleichtert haben, zu vermeiden. Dass Schröder selbst die Karriere seiner Frau mit einer Mischung aus Stolz und Wehmut und auch ein wenig Argwohn beobachtete, war spürbar.
Zu beobachten war nach diesem Rollenwechsel im Hause Schröder aber auch, dass sich das Ehepaar immer seltener gemeinsam auf öffentlichen Veranstaltungen zeigte. Spekulationen, der Kanzler habe das gemeinsame Haus am hannoverschen Stadtwald Eilenriede längst verlassen, waren regelmäßig Folge solcher Soloauftritte.
Vor ziemlich genau einem Jahr, bei einem Empfang zum 70. Geburtstag des Altkanzlers im hannoverschen Rathaus zum Beispiel. Er bedankte sich damals in seiner Rede schließlich auch bei seiner Ehefrau für die gemeinsame Zeit. Ohne sie wäre seine politische Arbeit undenkbar gewesen, sagte Schröder, fügte dann aber hinzu, dass „Rücken freihalten nie ihr Ding“ gewesen sei. Stattdessen habe sie ihren Beitrag mit „Kritik und an den Rand gehender Kritik geleistet“. Ein Satz, der seinerseits wieder Anlass bot zu neuen Spekulationen. Auch damit ist es jetzt vorbei.