Ein Mitglied eines südkoreanischen Behandlungsteams aus Sierra Leone könnte an Ebola erkrankt sein und wurde vorsorglich nach Berlin geflogen. Der Patient hatte sich mit einer Spritze verletzt.
Berlin. Ein Patient aus Südkorea wird wegen Ebola-Verdachtsin der Berliner Charité behandelt. Das Mitglied eines südkoreanischen Behandlungsteams habe sich im Kontakt mit einem Ebola-Patientenin Sierra Leone an einer Nadel verletzt, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales am Samstag mit. Zunächst blieb unklar, ob er oder sie – Geschlecht und Alter wurden nicht genannt – wirklich an Ebola erkrankt ist. Bisher wurden drei Ebola-Infizierte nach Deutschland geflogen und behandelt. Zwei überlebten, in Leipzig starb ein UN-Mitarbeiter aus Afrika.
Der neue Patient wurde am Samstagvormittag auf die Sonderisolierstation am Campus Virchow-Klinikum gebracht und bereits untersucht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe den Fall als dringend eingestuft, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja auf einer Pressekonferenz. Der Patient zeige aber bislang keine Symptome der gefährlichen Krankheit.
Der „kritische Vorfall“ habe sich am 29. Dezember ereignet. „Ebola bricht aber in der Regel erst etwa sechs bis zwölf Tage nach der Infektion aus“, sagte der Oberarzt der Station für hochinfektiöse Erkrankungen, Frank Bergmann.
Sorge bereitet den Experten allerdings der Ebola-Patient, bei dem sich der Südkoreaner angesteckt haben könnte. „Er ist einen Tag später gestorben und hatte eine sehr hohe Viruslast.“ Die Konzentration der Viren in seinem Blut war also besonders hoch. Der Mitarbeiter einer Hilfsorganisation habe sich bei einer Blutabnahme durch drei Handschuhe leicht in den Finger gestochen, nachdem der Ebola-Patient gezuckt habe, erläuterten die Experten.
„Als die Anfrage bei uns einging, haben wir direkt zugestimmt“, sagte der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei. „Das Team ist bestens vorbereitet.“ Es ist der erste Ebola-Verdachtsfall aus einem der betroffenen westafrikanischen Länder, der in Berlin behandelt wird. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht. Der Patient wurde mit einem US-amerikanischen Spezialflugzeug zum Flughafen Tegel und von dort weiter in die Klinik gebracht.
Ein spezieller Airbus der Bundeswehr sei zwar ebenfalls einsatzbereit, diese Maschine sei aber speziell für Ebola-Patienten, die intensivmedizinisch betreut würden. Und das sei in diesem Fall nicht nötig gewesen. „Der Gesundheitszustand ist derzeit sehr gut“, sagte Bergmann.
Direkt nach der Ankunft wurde dem Patienten Blut abgenommen. Ob dessen Untersuchung Klarheit bringt, ist aber unsicher. Ebola könne oft nur nachgewiesen werden, wenn bereits Symptome aufgetreten seien, erklärte Mediziner Bergmann. Kliniksprecher Uwe Dolderer versicherte aber, die Öffentlichkeit zu informieren, sobald es neue Erkenntnisse gebe.
In Großbritannien schwebt indes eine mit dem Ebola-Virus infizierte Krankenschwester fünf Tage nach Ausbruch der Krankheit in Lebensgefahr. Der Gesundheitszustand der Britin habe sich schrittweise verschlechtert und sei nun kritisch, teilte das Krankenhaus in London mit. Die Frau hatte sich bei einem Hilfseinsatz in Sierra Leone angesteckt. Die Patientin wird mit einem experimentellen Medikament und Blutplasma eines Ebola-Überlebenden behandelt. Das bereits mehrfach bei Ebola-Patienten angewandte „ZMapp“ ist nach Angaben ihres Arztes zur Zeit nicht verfügbar.