Die Welt hat mal wieder eine neue Schönste: Diesmal kommt sie aus Südafrika und studiert Medizin. Als Miss World wird Rolene Strauss zwar wohl nicht zum Weltstar, aber die Auszeichnung soll ja auch einem guten Zweck dienen.
London. Miss-World-Wahlen enden eigentlich immer gleich. Die Siegerin strahlt restlos überwältigt und unter Freudentränchen, während die jungen Frauen neben ihr krampfhaft grinsend zeigen wollen, dass ein zweiter oder dritter Platz doch auch eine feine Sache ist. So machten es am Sonntagabend auch Rolene Strauss aus Südafrika, die den Titel nun für ein Jahr tragen darf, und ihre Konkurrentinnen aus Ungarn und den USA.
Strauss ist die 64. Miss World. Ihre Vorgängerin Megan Young von den Philippinen litt sichtlich unter Abschiedsschmerz, als sie der 22-Jährigen in London die blau-weiß schillernde Krone auf den tadellos gefönten braunen Schopf setzte. Der Brite Eric Morley hatte 1951 den Schönheitswettbewerb ausgerufen als Werbeveranstaltung für den damals noch relativ frisch erfundenen Bikini – Bademode gab es während der Finalshow diesmal aber nicht zu sehen.
Dass das Schaulaufen vor neugierigen Publikumsaugen weltweit die Frauenbewegung trotzdem nicht vom Hocker reißt, dürfte klar sein. Zwar werden seit etwa 30 Jahren auch Intelligenz und Persönlichkeit bei den Auswahlkriterien genannt, und es fallen reichlich Spenden und Aufmerksamkeit für Wohltätigkeitsorganisationen ab, doch auch das beruhigt die Kritiker der „Fleischbeschau“ wenig. Ein Netzwerk Londoner Feministinnen hatte zum Protest vor der Halle aufgerufen – Besucher schrieben allerdings auf Twitter, dass kaum jemand zum Demonstrieren aufgetaucht sei.
Könnte das auch am geschwundenen Interesse liegen? Zwischenzeitlich war der Wettbewerb im Mutterland Großbritannien gar nicht mehr im Fernsehen zu sehen, heute übertragen kleine Sender, in Deutschland etwa E!. Die Miss World Organisation, die heute von Morleys Witwe Julia geführt wird, schreibt auf ihrer Homepage, dass weltweit mehr als eine Milliarde Menschen zuschauen – belegt ist das aber nicht.
In den Wochen vor der Finalshow mussten die 121 Frauen sich schon sportlich und sozial beweisen, es gab Extrapunkte zum Beispiel für die Schönste in Bademode. Ein bisschen erinnert das Konzept damit an Heidi Klums „Topmodel“-Show. Während des Finales selbst bewiesen die Teilnehmerinnen aber vor allem, dass sie sich schnell umziehen und ausdauernd in Kameras strahlen können. Außer einem Tanz in Folklore-Kostümen boten sie wenig – abgesehen von Miss Malaysia und Miss Schottland. Die sangen um die Wette, was aber am Ende beiden nicht in die Top 10 half.
Konkurrenzlos die Schönste darf sich Rolene Strauss sowieso nicht nennen – und das nicht nur, weil die Wahlen der diversen Jurys in den Ländern und in London selbstverständlich subjektiv sind und von vielen Zufällen abhängen. Neben der Miss World amtieren auch Miss Universe, Miss International und Miss Earth, derzeit aus Venezuela, Puerto Rico und den Philippinen.
Für Deutschland war die aus dem Kosovo stammende Stuttgarterin Egzonita Ali nach London gefahren. Die 17-Jährige ist Zahnarzthelferin, käme nach eigenen Angaben auch ohne Make-up aus und marschierte zu Beginn in Lederhose auf die Bühne, schaffte es aber nicht unter die besten 25.
Gewonnen haben bisher überhaupt nur zwei Deutsche: 1956 Petra Schürmann (1933-2010), die Karriere als Ansagerin und Moderatorin machte, und Gabriella Brum (52). Ihr Titelgewinn 1980 endete mit einem Skandal. Sie trat nach nicht mal 24 Stunden zurück – angeblich auf Wunsch ihres Freundes. Der wahre Grund sollen Nacktfotos gewesen sein.
Da die Miss World Organisation ein Privatunternehmen ist, sind Gewinn- und Umsatzzahlen nicht bekannt. Bei aller Kritik legt Julia Morley viel Wert auf Wohltätigkeit. Neben Model- und Medienjobs gehören Charity-Auftritte zum Hauptgeschäft der Auserwählten, etwa Besuche in Waisenheimen und bei Hilfsprojekten. Megan Young half in ihrer philippinischen Heimat auch dem Roten Kreuz nach dem verheerenden Taifun „Haiyan“ – mit Krone auf dem Kopf und Schäpe um den Miss-World-Körper.