„Spectre“ heißt der 24. Film der Agentenserie, die Dreharbeiten beginnen Montag. Der Bösewicht spricht Deutsch
London. James Bond sollte sterben, wieder einmal. Mit einem ferngesteuerten Hubschrauber versucht sein Erzfeind ihn zu ermorden. Doch 007 kapert den Heli, kapert den Erzfeind, der im Rollstuhl sitzt, indem er eine Hubschrauberkufe durch dessen Rückenlehne spießt – und lässt ihn lässig in einen Fabrikschornstein kippen. Das war 1981, der Film hieß „In tödlicher Mission“, und der Erzfeind war Ernst Stavro Blofeld, Chef der Unterweltorganisation Spectre.
Mit Spectre schlug Bond sich schon seit 1961 im ersten Film („James Bond jagt Dr. No“) herum. In den vergangenen 33 Jahren aber war es still geworden um das Verbrechersyndikat. Im neuen, dem 24., James-Bond-Film scheint es eine Renaissance zu geben. Denn „Spectre“ lautet der Titel des Films, der am Donnerstag in den Londoner Pinewood-Studios vorgestellt wurde.
Die große Nachricht ist: Den Bösewicht spielt Christoph Waltz, der als schrulliger Zahnarzt und Kopfgeldjäger in „Django Unchained“ sowie als diabolischer Nazi-Judenjäger in „Inglourious Basterds“ einem Millionenpublikum weltweit bekannt wurde und den Oscar erhielt. Damit setzen die Macher der Agentenserie wieder einmal auf einen deutschsprachigen Gegner, nach Gert Fröbe („Goldfinger“), Curd Jürgens („Der Spion, der mich liebte“), Klaus Maria Brandauer („Sag niemals nie“) und Götz Otto („Der Morgen stirbt nie“). Dieses Mal heißt der Gegenspieler Oberhausen.
In jedem Fall wird Waltz kein leichter Gegenspieler für 007 und schauspielerisch wohl auch kein leichter für Daniel Craig, der zum vierten Mal als 007 antritt. Ein James Bond, den Fans von Sean Connery und Pierce Brosnan immer noch verabscheuen, der aber trotz aller Anfechtungen längst seine eigene Fangemeinde hat. Erworben hat er sich die durch die Brüche, die er der Figur des kriegsmüden Geheimagenten verlieh und in „Skyfall“ auf die Spitze trieb. Dieser James Bond war der erfolgreichste aller Zeiten, weltweit spielte er mehr als 1,1 Milliarde Dollar (893 Millionen Euro) ein.
„Spectre“ wird an „Skyfall“ anknüpfen. „Wir haben etwas angefangen, was noch nicht zu Ende ist, jetzt machen wir die Fortsetzung“, sagte Craig. Regie führt wieder Sam Mendes, und auch er sagte: „Mein Gefühl ist, ‚Skyfall‘ war ein noch nicht zu Ende geführtes Geschäft.“ Wer ist noch mit von der Partie? Ralph Fiennes, bekannt als Lord Voldemort aus den Harry-Potter-Filmen, spielt wie in „Skyfall“ die Rolle von „M“, die er in „Skyfall“ übernommen hatte. „Q“ wird erneut von Ben Wishaw („Das Parfüm“) verkörpert. Bleiben die Bond-Girls. Léa Seydoux (29, „Grand Budapest Hotel“) wird das zweifelhafte Vergnügen haben, Bonds Gespielin zu sein. Die zweite weibliche Hauptrolle besetzt Monica Belluci (50, „Matrix Reloaded“).
Worum geht es im neuen Bond? Regisseur und Schauspieler wollten dazu nichts sagen, obwohl die Journalisten alle Tricks anwandten. Was ihn besonders an dem neuen Bond fasziniere, wurde Christoph Waltz gefragt. „Das Auto“, antwortete er wortkarg. „Das Auto ist unglaublich“, sagte er über den Aston Martin DB10, den Bond in dem Film fahren wird, und der ebenfalls am Donnerstag enthüllt wurde.
Gedreht wird im Schnee des österreichischen Skiortes Sölden, in Rom, Mexiko, Marokko und natürlich am Sitz des Geheimdiensthauptquartiers in London. Die Kameras sollen bereits von Montag an laufen. Der Filmstart ist für Herbst 2015 anvisiert.
Genug Zeit also, darüber zu spekulieren, ob Blofeld als Erzschurke ein Comeback bekommt. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn auch wenn die Macher beim Wechsel von Pierce Brosnan zu Daniel Craig zunächst mit allen Traditionen brachen – durch die Hintertür kommen doch alle wieder zurück. Selbst auf Miss Moneypenny und „Q“ hatte man zunächst verzichtet, inzwischen sind sie wieder wie selbstverständlich mit von der Partie. Und der originale Aston Martin aus „Goldfinger“, „Fireball“ und „Goldeneye“ hatte in „Skyfall“ einen furiosen Auftritt. Warum also nicht Blofeld.
Für Craig ist auch mit diesem Film noch nicht Schluss. Mindestens einen wird er noch drehen – und bekommt so noch mehr Gelegenheiten für geschüttelte Martinis und den legendären Satz: „Mein Name ist Bond. James Bond.“