Politiker bitten auf einem Koordinierungstreffen in Berlin um Freiwillige. Epidemie in Liberia verlangsamt sich. Die Kirche forderte die Staaten zu entschlossenem Handeln im Kampf gegen Ebola auf.

Berlin. In Liberia lässt das Ausmaß der Ebola-Epidemie offenbar nach. Erstmals seit Ausbruch der Seuche sei die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen dort rückläufig, sagte der Vizegeneraldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Bruce Aylward, am Mittwoch in Genf. Liberia ist das am stärksten von Ebola betroffene Land. Ein Überblick über den Stand der Ebola-Epidemie:

Liberia

Die liberianische Regierung prüfe die Zahlen zwar noch, um eine Fehlinterpretation auszuschließen, sagte Bruce Aylward. Derzeit sehe es aber so aus, als ob sich der positive Trend bestätige. Offenbar sei es zuletzt gelungen, Infizierte erfolgreich zu isolieren und sichere Begräbnisse einzuführen.

Dessen ungeachtet sei der Bedarf an Hilfe in Liberia wie in den Nachbarländern Sierra Leone und Guinea anhaltend groß. Vor allem fehle es nach wie vor an medizinischem Personal. 19 von insgesamt 56 geplanten Behandlungszentren könnten derzeit nicht besetzt werden, weil die nötigen Helfer fehlten.

Koordinierungstreffen in Berlin

Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, hält weitere erhebliche Kraftanstrengungen zur Eindämmung der tödlichen Krankheit für notwendig. „Wir brauchen mehr Freiwillige, zusammengestellt aus lokalen Kräften und entsandten Kräften“, sagte Lindner in Berlin bei einem Koordinierungstreffen mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier und humanitären Hilfsorganisationen.

Deutsche Helfer

Die deutschen Helfer im Kampf gegen Ebola können sich im Fall einer Infektion auf einen Rücktransport und medizinische Behandlung in Deutschland verlassen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: „Für uns ist wichtig, dass wir denen, die helfen, die Sicherheit geben: Wer sich ansteckt, bekommt eine vernünftige medizinische Behandlung.“ Die Helfer gingen mit einem hohen Risiko in die betroffenen Länder. „Falls sie sich infizierten sollten, was wir alle nicht hoffen, haben sie Rechtssicherheit und eine Garantie für einen Rücktransport.“

Zahlen

Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie haben sich Aylward zufolge insgesamt mehr als 13.700 Menschen mit dem Virus infiziert. Die Zahl der Toten könne womöglich noch am Mittwoch auf über 5000 steigen. Die Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Kirche

Papst Franziskus forderte die Staaten zu entschlossenem Handeln im Kampf gegen Ebola auf. „Ich möchte meine tiefe Sorge über diese unerbittliche Krankheit zum Ausdruck bringen“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. Das Virus treffe gerade in Afrika die ärmsten Menschen. Im Gebet sei er nahe bei den Betroffenen, den Ärzten, dem Pflegepersonal und allen Freiwilligen, die sich heldenhaft für die Kranken aufopferten.

Quarantäne

Alle aus den von Ebola betroffenen Ländern zurückkehrenden US-Soldaten sollen künftig 21 Tage lang vorsorglich unter Quarantäne gestellt werden. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel unterzeichnete eine entsprechende Anordnung, wie Pentagonsprecher John Kirby in Washington mitteilte.

Für zivile Ärzte und Krankenschwestern gilt die Anordnung nicht. US-Präsident Barack Obama hatte am Vortag Gesundheitsbehörden davor gewarnt, durch Quarantäneauflagen Ärzte vor einem Afrika-Einsatz abzuschrecken. Betroffene Ärzte und Krankenschwestern sollten zwar unter Beobachtung gestellt, aber nicht isoliert werden, solange sie keine Ebola-Symptome zeigten.

USA und Kuba

Nach Einschätzungen eines US-Funktionärs ist im Kampf gegen die Ebola-Epidemie eine Zusammenarbeit der beiden Erzrivalen USA und Kuba denkbar. Die amerikanische Regierung sei bereit, ihre Anstrengungen in Westafrika „mit den kubanischen medizinischen Hilfsmissionen“ zu koordinieren, sagte Nelson Arboleda, ein Vertreter der US-Gesundheitsbehörde CDC bei einer Konferenz in Havanna. Kuba schickte im Oktober mehr als 250 Ebola-Helfer nach Afrika. Die USA und Kuba unterhalten seit den 60er-Jahren keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mehr.

Soziale Konsequenzen

Ebola-Pfleger müssen in Spanien heftige soziale Konsequenzen ihrer Arbeit ertragen. Das Krankenpersonal, das im Hospital Carlos III in Madrid drei mit dem Ebola-Virus infizierte Menschen betreut habe, werde jetzt nicht nur von Arbeitskollegen und Freunden, sondern zum Teil auch von den eigenen Familien und sogar vom Ehegatten ausgegrenzt, berichtete am Mittwoch der Präsident der spanischen Krankenpflegevereinigung, Máximo González Jurado. Auf einer Pressekonferenz am Rande der internationalen Konferenz „Das Pflegepersonal und Ebola“ sagte González Jurado in Madrid, man habe „erschütternde“ Berichte gehört.

„Oft wollen nicht einmal die eigenen Eltern die Ebola-Pfleger bei sich zu Hause zu Besuch haben“, wurde der CGE-Chef von der Nachrichtenagentur efe zitiert. In den Umkleideräumen des Madrider Hospitals Carlos III gingen Arbeitskollegen oft sehr deutlich auf Distanz zu den Betroffenen. Die „Ausstoßung“ geschieht nach den Angaben nicht in Ausnahmefällen, sondern ist sehr verbreitet. „Fast alle wurden und werden mehr oder weniger Opfer von Ablehnung“, so González Jurado.